Christoph Jacob Glaser:
Brief an Martin Knorre, 1691

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Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 2. 990, Bl. 25, S.5


Übersetzung

Die Kunstuhr, gleichsam das Herzstück dieser Sternwarte, kann, wie die Camera obscura und andere beweglich Geräte, abseits im nahe dieses Ortes gelegenen Vorbau besichtigt werden. Sie zeigt die Minuten und halben Sekunden an. Durch das Gewicht aufgezogen, läuft sie kontinuierlich drei Tage lang.

Zu guter Letzt muss noch an herausragender Stelle an die Krone der Urania erinnert werden, jenes rühmliche Schmuckstück, welches ganz besonders großzügige und freigiebige Nürnberger Förderer, deren außerordentliches Wohlwollen den Musen gegenüber gerade an dieser Stelle hervorleuchtet, zu einem bestimmten Preis erworben haben und es dieser Göttin weihten, nämlich die eiserne Armillarsphäre, die von einigen steinernen Säulen gestützt wird und einen Durchmesser von 6 Fuß hat.

Zu diesen Schmuckstücken der Urania zählt noch eine horizontale Sonnenuhr, die in lebendigsten Farben von dem in der Kunst des Malens und Stechens höchsterfahrenen Eimmart selbst auf Marmor gemalt wurde, und eine weitere Camera obscura, die hergestellt wurde, um besonders zur Beobachtung von Finsternissen und Sonnenflecken zu dienen. Ich weiß nicht, ob auch der sehr hohe Turm in der Nähe dieses Tempels der Urania mitgezählt werden sollte, welch vergleichbare Gebäude die französischen und englischen Könige mit größtem Aufwand dieser Göttin zu Ehren und zu Gunsten der gelehrten Gesellschaft aufrichteten, gleichwie um den Eifer beim Aufbau der Astronomie sichtbar zu machen; von welchem aus, nach der Entfernung der Dachluke wie durch einen Schlot die uns sonst unsichtbare Bewegung der Sterne bei Tage verfolgt werden kann. Aber es genügt das bislang aufgezählte über die Schmuckstücke der Urania, welche, was nicht wenig verwunderlich ist, überdauern können, obwohl sie unter freiem Himmel aufgestellt und den Unbilden des Wetters ausgesetzt sind, solange nur das Holz und das Eisen mit Olivenöl gegen die Fäulnis oder den Rost geschützt und sie gut in dem Häuschen verwahrt werden. Es ist nicht leicht sie vor Schäden durch Regen, Schnee, Hagel und stark wehende Winde zu schützen, damit sie nicht, was nur selten vorkommt, aus der senkrechten abweichen, wobei sie bei gewissen Instrumenten mit Hilfe von Loten quasi mit einer Berührung des Fingers wieder in einen geziemenden Stand gebracht werden können, so dass jeder beliebige in diesen Angelegenheiten Erfahrene entweder das Gerät herrichten oder die Beobachtung durch Ausblancieren durchführen kann.

Damit du vortrefflichster Mann über deren Qualität Sicheres weißt, gebührt es sich einige Beobachtungen, welche mir sehr zuverlässig zu sein scheinen, von den Beobachtungen Eimmarts wiederzugeben: