Christoph Jacob Glaser:
Brief an Martin Knorre, 1691

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Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 2. 990, Bl. 25, S.8


Übersetzung

[Für die Schifffahrt wäre sicher in den Häfen aus der Kenntnis der Länge] und dem Auffinden der magnetischen Deklination (wenn sie diese unter der gleichen Breite von entfernte Orten nicht selten und in großen Intervallen haben können, worin sich zu täuschen einem erfahrenen Seemann nicht passieren kann) außerordentlich vorteilhaft zu erwarten, wenn sie diese Tabellen der Häfen täglich groß anreicherten, wobei Simon Stevin die erstmalige Vorbereitung zu diesem Versuch dem ehrwürdigen Plancius zuschreibt, siehe dessen Geographie.

Aber ist zu erwarten, dass die Erkenntnis der Kräfte des Magneten bei Anziehung und Abstoßung, sich auf die wissbegierigen Geister ausstreckt, damit die Verehrer der Urania sich das göttliche Geheimnis der Bewegung der Sterne gegenseitig mitteilen, zu Gunsten der Studierenden unseres Jahrhunderts wie den nachfolgenden? Da niemand nicht die echte Natur, oder besser dessen allerweisesten Architekten als Verehrer wünschen wird.

Nun habe ich mich tatsächlich lange über den Magneten ausgelassen und deine Geduld beim Lesen dieses Briefes, gütiger Herr, allzu lange missbraucht und die Grenze unbesonnen überschritten, weil ich dieses Schreiben sehr unordentlich zusammengestellt habe. Nun werde ich diesen groben Grundriss des Nürnberger Tempels der Urania mit einem Tuch bedecken, wie es der Bescheidenheit gebührt und deine Aufmerksamkeit mit Wohlwollen zu ersuchen, dass du diesen meinen Versuch nicht irgendeiner Sache zuschreibst, mit deren Auslassungen ich lästig falle, sondern ich hoffe sicherlich leichtfertig, dass du dieses als die Nahrung der Seele und des Geistes ansiehst, von der Cicero selbst sagt, dass sie in der Betrachtung und Beschauung der Natur besteht. Unterdessen lebe wohl hochberühmter, angesehenster und vortrefflichster Mann. Ich bitte darum, dass du Ausersehener darin fortfährst, unserer Urania und mir weiterhin mit gutem Willen geneigt zu sein.

Dir Hochberühmten, angesehensten und vor
trefflichsten

Geschrieben in Nürnberg am 23.
  Oktober alten Stils 1691.

Hochachtungsvoll    
M. Christoph Jacob Glaser
Nürnberg