Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Holzberger, Johann (1698-?)[1]
Empfänger Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Ort Ansbach
Datum 23. Oktober 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 270-271
Transkription Hans Gaab, Fürth

Ansbach den 23. 8brl. a.o 1733.

Monsieur mon tres honoré Amij!

Dero gel. vom 21. curr.[2] habe zu recht erhalten, und ist freÿlich war, daß die vorgeschlagene Condition sehr acceptable geweßen wäre, wann nicht die beste Hoffung hätte hier bald bedienstet zu werden, ich erkenne daher dero geneigtes Gemüthe guten Freunden zu helffen, und dero günstiges Angedenken an solche auch in Abweßenheit; daß dazumahlen beÿ Rößler[3] wegen der Pasquillantischen Medaille gesagt, daß Hl. Glück[4] nicht inventor seÿe, geschahe um ihn als einen guten Freund zu menagiren, und damit es nicht so bald kund würde, indem ich wohl erwegen konte es möchte Ihme einigen Nachtheil bringen. Was die Zeichnung solcher Medaille anbelangt, so ist mir nichts anders davon bewußt, als daß immer in der Meinung geweßt, der Hl. Glück habe es selbsten, so gut Er gekont entworffen; der trucker von Roth Schildbach[5] mit Namen, hat mich ehedeßen gekannt, indem ich 2½ Jahr in Roth in Condition gestanden, und glaube ich, also, er habe sich damit suchen auszureden und er nicht gedacht, daß man dießerwegen zu hießige Regierung schreiben werde, weilen aber nicht darüber constituirt worden, so mache mir auch nicht viel mehr daraus: Wegen deß Hl. geheimden Raths von Seckendorff[6] Excellenz berichte kürzlich, daß dieselben sich biß her zu Furth auffgehalten, und so viel ich in Erfahrung bringen können, von dar nacher Berlin zu Ihro Königl. Majestät von Preußen abgereiset, wann aber die retour wieder geschehen soll ist mir nicht bewußt, werden dieselben hier her kommen, so werde allenfalls, wann es nur gleich erfahre, einige Nachricht davon geben. Wann Hl. hierher sollten kommen wird es mir eine sonderbare Ehre seÿn, wann Sie zusprechen wollen, mit einer Auffwartung aber bitte mich zu verschonen, indem mein Caracter nicht so vornehm, und ich so viel als möglich gern incognito mich halte um die großen Kosten zu sparen. Befehle mich ferner dero Wohlgewogenheit und Freundschafft, Ihn aber in dem Schuz des Allerhöchsten und verharre

Monsieur mon tres honoré Amij

Votre Vallet
Jean Holtzberger l. d. S.t Minstere


Fußnoten

  1. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).
  2. Dieser Brief ist nicht überliefert.
  3. Andreas Rößler wurde am 03.02.1711 als Sohn des Goldschlagers Georg Leonhard Michael Rößer und seiner Frau Barbara getauft. Am 22.12.1730 wurde er wegen erwiesener Unzucht im Männereisen mit Rebecca Maria Snizen kopuliert. Damals war er Goldschlagergeselle.
    Taufen St. Lorenz 1693-1712, S. 703 (Scan 295)
    Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 1091 (Scan 664).
  4. Johann Paul Glück stammte aus Reichelsdorf. Im Verhör vom 19.10.1733 sagte Andreae über ihn, es "wäre eine bekannte Sache, daß dieser schon 4. Jahre mit dem Zollwesen, von denen hier abgehenden Kaufmanns Güthern, umgehe, auch lange Zeit alle Sonnabend hier gewesen seÿe und obacht gehabt habe, was von dergleichen abgeführet worden." In den Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calendern für 1747, 1748 und 1754 wird er als ist er als Zoll-Commissarius verzeichnet. Falckenstein verzeichnet ihn 1740 als Zoll-Inspector und 1756 als "Zoll-Commissarius von 4. Ober=Aemtern". Glücks Tochter Sybilla Helene kaufte 1764 um 6600 Gulden das Haus in der Königstraße 2 in Schwabach. Auch hier wurde der Vater als Zollkommmissar bezeichnet. Nach Schuhmann war er von 1765 bis 1770 Oberzollkommissar in Schwabach.
    Verhör Andreae, 19.10.1733, Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 239
    Dehm, Karl; Heckel, Gottlob: Häusergeschichte der Altstadt Schwabach. Schwabach 1970, S. 256
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1740, S.28
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1756, S.83
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1747, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1748, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1754, S. 62
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 139
    Schuhmann, Günther: Die Deliciae topogeographicae Noribergenses und ihre Verfasser. Jahrbuch für fränkische Landesgeschichte 19 (1959), S. 493.
  5. Am 08.05.1730 hatte Carl Schildbach aus Ansbach die Rother Buchdruckerei von Johann Caspar Fleischmann gekauft, er blieb aber nur ein Jahr in Roth und verkaufte die Druckerei am 03.09.1731 an Georg Huthoffer, der sie die folgenden Jahre weiterbetrieb. Schildbach war aber kein früherer Lehrer, vielmehr heiratete er am 10.10.1729 in Ansbach als Buchdruckersgeselle.
    Schmid, Guido; Brem, Sabine: Roth von A bis Z: ein kulturgeschichtliches Stadtlexikon. Roth: Stadt Roth 2011, S. 20-22
    Trauungen Ansbach-St. Johannis 1706-1741, S. 150 (Scan 78), Eintrag 71.
  6. Christoph Friedrich von Seckendorff (1679-1759) war 1714 zum Geheimrat in Diensten des Ansbacher Markgrafen ernannt worden. Auf dem von ihm erhaltenen Portät wurde er auch als Baron bezeichnet.
    Neue Deutsche Biographie, 24 (2010), S. 119-120 (Verfasser: Gerhard Rechter).