Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)?
Ort Nürnberg
Datum ca. 2. Februar 1734[1]
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 398-399
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner, Gnädiger Herr !

Es ist gestern Nachts meine Frau und Kind umb Arbeit gekommen, daß solche bestellt worden, weilen nun mir, wie schon öffters gemeldet, die ohnmöglichkeit ist, in diesem Loch etwas zu arbeiten, auch die getruckte und gekränckte Unschuld sehr wehe thut, als ersuche nochmahlen entweder zu Rettung meiner Unschuld, (: daß ich weder Inventor, Autor, Delineator, in Summa daß ich nichts vermehrt, veraeundert[?] oder sonsten etwas gethan, als was ich bereits gemeldet, welches auch schon zur Genüge bereuet, :) mir einen Advocaten zuzulaßen, oder aber die langwährende Inquisitions Sache, so schon 36: Wochen währet, einen Schluß zu machen, auf daß Weib und Kind nicht auch umb Leib und Seel (: dieses schreibe ich nicht umsonst, der Eisenmeister wirds erklären, :) gebracht werden, weilen Sie doch zur Genüge wißen, daß ich thäter nicht bin; auch stadt und landkündig, kan ich aber (: zwar wider alles Vermuthen :) anjezo zu keinem recht gelangen, daß mich rechtmäßig retten kan, so will ichs beÿ Gott suchen, wird nach meinem Tod, da ich ohnehin schon die längste Zeit gelebet, für Gottes strengen Richterstuhl citiert und geladen haben, daß daselbsten meine Unschuld retten kan, alle dieJenigen, die mich gottloser und fälschlicher weiße haben angeklagt, auch die Jenigen die mir in dieser Weldt meine Unschuld zu retten versagt haben; daß ich derjenige nicht bin, auch kein solches böses Gemüth habe, will ich dermahleins entdecken, da wird alles offenbahr werden, es seÿe gutes oder böses, was ich Unrecht gethan habe, habe ich bereuet, und genugsam beweinet, auch sattsame Straffe erdultet, will mirs Ein HochEdler Rath nicht verzeihen, so hat mirs doch Gott verzihen, inmittelst hoffe von Euer Wohlgebohrn und Gnaden eine tröstliche Antwort zu Rettung meiner Unschuld und verbleibe lebenslang mit allem ersinnlichen Respect.

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

unterthänigst Gehorsamster
Johann Philipp Andreae
Mathematicus

P:S: Wegen deß zinses ist der Haußherr gestern meine Frau auf so importun[?] überfallen, dieses seÿe Gott geklagt, daß die Ehrlichen Gemüther so gar hart verfolgt und turbiert werden.


Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert. Andreae spricht jedoch von der 36. Woche seiner Inhaftierung, womit der Brief Anfang Februar 1734 geschrieben worden sein muss.