Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Zinck, Johann Gottlieb
Ort Schweinau
Datum 27. März 1734
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 89-90
Transkription Hans Gaab, Fürth

Herrn
Herrn Johann Gottlieb Zincken
zu überlesen

in
Schweinau.

[Blatt 89]

Hoch GeErthe Herren.

Ich bin gestern abends vor 2: Uhr[1] glückl: durchgekommen, allein als ich zu dem Hauß in dem Fezergäßl.[2] kam, habe ich weder den Hl: Bruder angetroffen, ob ich gleich starck mich gereispert und gehüst, noch weniger gewusst, wo ich anleiten solle, auch fast kein Licht erblicken können in der stuben, dahero mich gewendet auf die Schütt hinter der Mauren, und beÿ dem Frauen Thor mich zu einem special guten freund einquartiert wo ich so lang verschwigen und versichert bin, biß die Kleider fertig, und ich beÿ Ihnen zusprechen kan, so weit hat mir Gott geholffen, dieser helffe jezo noch ferner, daß ich in Salvo komme, der Hl. Wi dd[?] solle sich nicht viel anjezo hereinmachen, damit man Ihn nicht etwa fragen könne, sondern solle draußen bleiben, und seine Unkosten sollen reichlich bezahlt werden, und ein jeder sein stück brod haben von uns, nur niemand nichts anvertrauet, damit Sie nicht alhier erfahren, Hl: sprenge es überall aus, ich seÿe fort nach Anspach, Hl. muß sagen, Er seÿe gantz erschrocken von mir, indeme Er nicht gewußt ob es mein Geist sage oder ich selbsten, ich hätte aber dir auch nicht gesagt, wie ich durchkommen, ob ich gleich zum öfftern befragt worden, sondern nur, ich hätte gesagt Gott hätte mir geholffen, diesen Brief an Hl. Post officier schicke Hl: am Montag zeitlich herein durch einen Unbekanndten, es sind Brieffe darinnen als wann ich Sie in Schwabach geschrieben, beÿ dem Sommers Stoffel,[3] von Schwabach aber seÿe ich auf Anspach, dieser Sommer ist gar mein guter Freund, und wird auch überahl sagen, daß ich beÿ Ihme gewesen seÿe, und so dann nach Anspach, ich melde mit willen nicht wo ich anzutreffen bin, damit Sie ebenfalls nicht gleich können befragt werden, wo oder wie? Ich wills schon bald melden, und bald kommen, nur überahl außgesprengt, absonderlich beÿ den 2. Spitzbuben dem D.r Geiger[4] und Reußen[5], trauen Sie nur alle 3: keinem Menschen nicht, wann gleich jemand noch so gut mit Ihnen redet, wann nur nicht meine Handschrifft hat und aufweiset, es möchte einige Nürnbergisch List dahinter seÿn; Ich lasse durch einen freund schon fleißig vigiliren, habe auch heute Hl: Geh. Rath geschrieben, Er wird die ander wochen abreisen, da wirds am sichersten seÿn fortzukommen, ich will schon sehen, was sich thun läßet; Ihr Herren macht nur, daß es außgesprengt wird, daß ich seÿe 2: mahl schon beÿ Hhl. gewesen, und ich wolle an Einen HochEdlen Rath eine bittschrifft abgehen laßen, damit es hand und gesicht bekommt, ich will durch die Gnade Gottes bald beÿ euch seÿn. Womit Adio.

Den Brieff an den Postofficier schicke Hl: gleich herein, und den andern so bald mögl. auf Schwabach. Leben Sie indessen alle 3. Wohl, und betten fleißig, daß ich bald gar erlöset werden.

Mhhl: Bereitwilligste

Joh: Philipp Andreae
Mathematicus.


Hl: seÿ so gut, und schicke seinen Bruder herin aber beÿ der Nacht, ich möchte mit Ihme reden, Er solle ein wenig sich umsehen, und fragen ob man unter dem Thorn Achtung hat auf mich auch wie die wacht beschaffen, obs alte Philister, oder reguliert sind, fragen Sie nur ein wenig nach, was für reden gehen, wo ich seÿe, nur außgesprengt, ich seÿ beÿ Hl: wid gewesen;

[Blatt 90]
NB: Hl: sage nur, ich hätte alles liebs und guts von den Herren geredt, Sie hätten mir nichts gethan, sondern böse gottlose leuthe seÿen schuld, die mich falsch angeklagt haben, diese wolle ich schon zu raison bringen, ich hätte über Einen HochEdlen Rath nichts zu klagen und sagen, dieses sage Hl: gewiß

Den Brieff durch einen unbekandten schicken Hl: gleich am Montag herein und den andern mit gelegenheit auf Schwabach.


Fußnoten

  1. 2 Uhr der größern Uhr, d.h. nach unserer Zeitrechnung gegen 8 Uhr Abends.
  2. Gemeint ist die Neue Gasse in Nürnberg.
  3. Im Brief vom 28.03.1734 an Volckamer spricht Andreae von "Christoph Sommer, Bierbräuers alhier an der Spitalkirche wohnhaft". 1684 kaufte der Bierbrauer Ambrosius Sommer zusammen mit Georg Meggenhäuser die Benkendorfstr. 3 in Schwabach, die auf der anderen Seite der Schwabach genau gegenüber der Spitalkirche liegt. Das Haus wurde aber im gleichen Jahr weiterverkauft, 1727 gehörte die obere Hälfte dem Schneider Johann Appold, die untere Hälfte dem Huter Georg Friedrich Beck. Christoph Beck könnte der Sohn des Ambrosius Beck gewesen sein, der möglicherweise noch in der Benkendorfstraße wohnte.
    Dehm, Karl; Heckel, Gottlob: Häusergeschichte der Altstadt Schwabach. Schwabach 1970, S. 44, 697.
  4. Thomas Geiger (1692-1739) war seit 1726 Advokat in Nürberg, wurde aber erst 1731 mit einer Disputation Licentiat in Altdorf. Vgl. Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexicon, Band 1. Nürnberg 1755, S. 519.
  5. Johann Georg Reuß war Schreiber in Schweinau und scheint enge Beziehungen zu Johann Paul Glück in Schwabach gehabt zu haben. Ein Brief von ihm liegt im Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 95-97.