Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Fürer, Ulrich Sebastian (1665-1750)
Ort Nürnberg
Datum 16. Dezember 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 369-370
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohl Hebohrner, Gnädiger Herr !

Ich nehme mir durch dieses die Freÿheit Euer Wohl Gebohrn und Gnaden um Gottes willen zu bitten, die hohe Gnade vor mich armen schon 29: gantzer Wochen gefangenen Mann zu haben, und beÿ S.r Gnaden Hl: Volckamer[1] und Ebner[2] zu bitten, daß ich doch anjetzo erlediget werden, damit ich nicht gar um zeitl; und ewige Wohlfarth komme, es ist mir bereits nur an den großen Arbeiten und Meßenen Sjubaeris[?] über 500 fl. Schaden, weilen solche Liebhaber nicht täglich da sind, die dergl: Arbeit begehren, wie es meine Hhl: Schöpfen laut der eingeloffenen und wider beantworteten Brieffen beßer wißen, ich kan erstlich in diesem Carcer den gantzen Tag nicht 2: Stund sehen, und möchte ich in dieser Zeit darüber erblinden, fürs andere ist es so unsicher von denen Nachtgeistern daß ich keine Ruhe habe vor Ihne, und wann ich forchtsam wäre, so müste ich vergehen, es darff nur die Eisenmeisterin gefragt werden, daß es keine Schertz oder Finessen sind, fürs dritte wird beÿ längerem Arrest Weib und Kind gar an den Bettelstab gebracht, fürs vierdte ist jezo die beste Zeit daß die frembden Hausierer kommen, wo ich das gantze Jahr meine Nahrung von Ihnen habe, weßwegen dieses mir das meiste ist, damit ich nicht gar um meine Nahrung komme, es ist mir wochentlich jezo biß die Leuthe vorbeÿ sind 10: Thlr: Schaden, die vorige wochen ist mir 80: fl: schad gewesen, daß die Arbeit nicht nach Leipzig gekommen, welches Hhl: Schöpfen wißen; Weilen meine Frau nun so wohl von Hhl: Schöpfen als auch andern hohen Herrn täglich zur Gedult gewiesen wird, und gemeldet es gehe die Sache jetzo zum Ende, so Ersuche nochmahlen um Gottes willen Euer Gnaden wollen nur mit Hl: Volckamer und Ebner meinetwegen intercedieren, damit anjetzo erlediget werde, und meine Arbeit prosequieren könne, indeme ich lange genug Straffe gelitten hätte, es gehet in die 30: Wochen, ich versichere daß ich nach der Hand mit allem und jeden so von mir verlangt wird auf das äußerste mit allen Vermögen und Kräfften an Handen gehen werde; es hat zwar gestern Ihro Gnaden Hl. Volckamer auch zu meiner Frau gesagt, daß mein Hertz noch nicht gar rein seÿe, allein ich kan mit Gott betheuern, daß ich nichts gewißes mehr weiß, und mit Lügen mag ich nicht auftretten, von hören sagen lügt man gern, wann ich nicht fundament und Beweißthum habe, so mag ich nichts reden; Ich Ersuche vor mich zu bitten, und mir Eine Erfreul: Antwort sagen zu laßen, ich werde jeder Zeit davor in unterthänigstem Respect verbleiben

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

P:S: Es ist kein Herr, welcher so hart gegen mich ist, als Ihro Gnaden Herr von Ebner, wozumalen weiß ich nicht, ich bin derjenige nicht, vor den ich gehalten werde.

é Carcere den 16: Decembris. 1733.

Unterthänigster
Ergebenster
Johann Philipp Andreae
Mathematicus.


Fußnoten

  1. Christoph Gottlieb Volckamer (1676-1752) war Ratsherr und Triumvir. Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1592.
  2. Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673-1752) diente seit 1700 dem Rat der Stadt Nürnberg.