Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 8. Juni 1725
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 355-358
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg, den 8
Jun. A.C. 1725.

HochEdler und Hochgelährter, Insonders Hoch
Zuehrender Herr, werthester Gönner!

Das von E. HochEdlen an mich Beliebte abzulassen habe ich den 22 May richtig erhalten,[1] welchem zur Folge ich die verlangte Weiglische Kupffer: Bibel hiebey übersende,[2] und dieser sowohl meine versprochene 4 neue Tabb: Astron.[3] als den verlangten Defect zu ihro Exemplar eben dieser Bibel beyfüge. Vor einigen Abtrag vor des beykommende Exemplar verlanget der freund von E. Hochedlen scriptis inzwischen

    fl. kr.
Der Schweizerischen Naturgeschicht drey erste und der letzte Theile[4] a'  6: 30
Zwey Exemplar von der Tabula Geographica Helveticae,[5] beede a'  3: 36
Zwey Exemplaria von Enchiridio Mathematico,[6] Beede a'  -: 10
und dann das Herbarium Diluvianum[7] chart: min a'  3: -
 
    13: 16.

Den überrest werde, wie ich neulich versprochen, zur danckbarkeit vor das letzt überschickte, compensiren, und gar paares Geld von dem meinem geben. Ob die Schweizerische Naturgeschicht nunmehro complet mögte ich genauer wissen, denn nicht mehr als die zwey ersten und den dritten, oder viel mehr

[S. 356]
sechsten besize,[8] die ich, weil sie noch nicht beysammen, bishero nicht habe binden lassen. Wegen der Situs Geographici von Zürich[9] geschehe mir ein sonderbarer Gefallen, so ein Teilhaber allda künftighin darauff mögte bedacht seyn, denn ich solchen Orth in Ansehung E. Hochedlen werthesten Persohn absonderlich vermeine, es wird ja hoffentlich noch ein guter Tubus und eine accurate uhr allda zur hand gebracht werden können, daß man den verlangten effect, so genau es sich thun lässet, verrichten möge. Hiebey communicir auf verlangen einen catalogum meiner editorum und edendorum mit bitte eben einen dergleichen von dero schönen wercken, die theils zum Vorschein gekommen und auch ediret werden mögen, zu erhalten, die Preise hirvon kan ich nicht sagen, weil keines in meinem Verlag habe, werde aber damit künftighin gerne dienen, so man den Preiß von einen jeden zu wissen verlangen sollte. Womit inmittels unter Erlassung Göttl. Protection verharre

        E. HochEdlen
       meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener   
J G Doppelmayr mpp

[S. 357]

Verzeichnis meiner bisher edirten Sachen[10]

Astronomia Carolina Thomae Streetii ex idiomate anglicano in Latinam Linguam translata. Norib: 1704. 4t.
Kurze Einleitung zur Astronomie oder kurze Beschreibung über etliche Astronomische Himmels=Charten. 1707. 4t
Neu vermehrte Welperschen Gnomonique in dern einem vierten Theil die Methoden des Picardi und De la Hire dargestellt werden, wie die großen Sonnen=Uhren zu beschreiben, diesem ist zum Anhang der Englische Kunstreichen Uhrmacher beygefügt. 1708 Fol.[11]
Nicolai Bions Mathematische Werckschule aus dem Französl. in das Teutsche übersetzet. A. 1712. 1717. 4t.
Erste Continuation von der Zubereitung und dem Gebrauch verschiedener geometrischen und optischen Instrumenten. A. 1717. 4t.
Zweyte Continuation von der Zubereitung und dem Gebrauch unterschiedlicher Astronomischer Instrumenten. A. 1720. 4t.
John Wilkins vertheidigter Copernicus aus dem Englischen in das Teutsche übersezet. A. 1713. 4t.
Einleitung zur Geographie. A. 1713. 1716. in Groß Regal dene Homannischen Atlanti praemittiret.[12]

[S. 358]
Anhang zu des Canzlers Geometrie, in welchem die Heut zu Tag gebräuchlichsten Methoden in Feldmessen kürzlich angewiesen wird. 1718. 12o[13]
Allerhand Manieren nach einer universalen Methode große Sonnenuhren accurat zu beschreiben. 1719. Fol.

Edendae

Atlas caeleste von 30. Astronomischen Charten und einer vollständigen Introduction in die Astronomie, in groß Regal.
Kurze Lebensbeschreibungen aller Nürnbl. Mathematicorum und Künstlern, die sich von dritthalb Seculis her bey ihren Kunstausübungen vor andern bekandt und berühmt gemacht, in dern Notis eine Historia Literaria de Inventoribus von Mathematicorum et Physicorum zu finden seyn wird 4t.
M. Dan. Schwenters neuvermehrte Geometria practica 4t.[14]


Fußnoten

  1. Der Brief von Scheuchzer an Doppelmayr ist nicht überliefert.
  2. Weigel, Christoph (Hrsg.): Historiae Celebriores Veteris Testamenti Iconibus Repraesentatae. Nürnberg 1708.
    Diese große Bilderbibel enthielt 261 Tafeln.
    Vgl. Bauer, Michael: Christoph Weigel (1654-1725). Kupferstecher und Kunsthändler in Augsburg und Nürnberg. Sonderdruck aus: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 23. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung 1983, Sp. 901-908.
  3. Es dürfte sich um die Karten 1, 4, 18 und 19 des künftigen Himmelsatlasses gehandelt haben.
  4. Scheuchzer, Johann Jacob: Natur-Historie des Schweitzerlandes, 3 Bände. Zürich: Bodmer 1716-1718. Hier also der erste und dritte Band von 1716 und 1718.
  5. Scheuchzer, Johann Jacob: Nova Helvetiae Tabula Geographica. S. l. ca. 1715.
  6. Scheuchzer, Johann Jacob: Enchiridion mathematicum. Zürich: Bodmer 1714.
  7. Scheuchzer, Johann Jacob: Herbarium Diluvianum. Leiden: Van der Aa 1723. Erstauflage 1709.
  8. Im Untertitel dieses Werkes schrieb Scheuchzer: Ist der Dritte oder eigentlich der Sechste Theil der Naturgeschichten des Schweitzerlandes.
  9. Dieses Thema sprach Doppelmayr schon in den drei vorangehenden Briefen vom 2. November 1724, 16. Dezember 1724 und 9. Mai 1725 an.
  10. Weitere Auflistungen seiner Werke finden sich in Doppelmayrs Brief an Scheuchzer vom 30. März 1717 sowie im Brief an einen Unbekannten von 1726.
  11. Diese Gnomonica wurde erstmalig 1625 von Eberhard Welper (1590-1664) in Straßburg veröffentlicht. Johann Christoph Sturm schrieb dazu 1672 einen zweiten und 1681 einen dritten Teil. Doppelmayr brachte 1708 diese drei Teile neu heraus, wobei er einen eigenen, vierten Teil hinzufügte sowie den Kunstreichen Uhrmacher von William Derham (1657-1735).
  12. Der Link führt zu einer späteren Ausgabe.
  13. 1622 brachte Bernhard Cantzler seinen Kurzen und leichten Bericht vom Feldmessen in Nürnberg bei Simon Halbmaier heraus. 1641 erschien eine Neuauflage bei Jeremias Dümmler. 1663 brachte Abdias Trew (1597-1669) seine Summa Geometricae Practicae heraus. Sie enthält Cantzlers Arbeit sowie einen davon unabhängigen, umfangreichen Zusatz von Trew. 1673 erschien die Arbeit in zweiter Auflage. Doppelmayr besorgte 1718 die nächste Auflage, die er mit einem dritten Teil vermehrte.
  14. Diese Arbeit ist nie erschienen.