Eimmarts große Zirkel

Der linke Zirkel hat einen Radius von 9 Fuß (ca. 2,7 m), der Bogen ist in jeweils 5 Grad eingeteilt. Der rechte Zirkel hat einen Radius von 7 Fuß (ca. 2,10 m), der Bogen ist in jeweils 10 Grad eingeteilt. Diese Geräte wurden zur Messung kleiner Abstände verwendet.

Ein ähnliches Gerät stellte bereits Tycho Brahe in seiner Astronomiae instauratae mechanica (1602) vor, sowie Hevelius in seiner Machinae Coelestis (1673).

Konstruktion und Gebrauch dieses Geräts, das von zwei Beobachtern bedient wird, hat Doppelmayr in seiner Dritten Eröffnung der neuen Mathematischen Werck=Schule / Nicolai Bion (1721), S. 165f. beschrieben und in Figur 3 auf Tafel XIX auch abgebildet. Auf der Säule lagert ein drehbarer Rohr, an dessen einem Ende senkrecht zum Rohr ein kleines Brett angebracht war und auf diesem "zwey Cylindros als Centra zu zweyerley Bögen vor zwey Observatores". An dem entgegengesetzten Ende war also nicht ein Kreisbogen angebracht, sondern zwei, zwar beide mit gleichem Radius, aber mit verschiedenen Mittelpunkten, nämlich den beiden Zylindern. Die beiden in 5 bzw. 10 Grade eingeteilten Bögen sind mit Absehen versehen. Es wurde zur Abstandsmessung für nahe beieinanderstehende Sterne gebraucht:

"Erstlich stellet einer von den beeden Observatoribus sein Absehen auf den Anfang der Eintheilung in E [dem linken Bogen], und der andere auf F [dem rechten Bogen], alsdann zielet einer von selbigen auf einen von den vorgegebenen Sternen ab / und richtet zugleich des Instruments Limbum [den Bogen] gegen beede Sterm accurat und vest / so wird der andere durch das seinige / sofern die Weite EF mit cd [dem Abstand der beiden Zylinder] in einer Größe ist / und der Octans sonst keine Fehler hat / auch eben diesen Stern / und zwar jeder an seinem correspondierenden Zylinder ersehen / darauf zielet ein Observator / wo die vorgegebenen Distanz nicht CD Grad übertrifft / indem der Stand des beweglichen Absehens verändert wird / durch dieses auf den andern Stern ab / so wird man die verlangte Distanz richtig überkommen."

Ein vergleichbares Gerät zeigt Doppelmayr in der linken unteren Ecke der Karte 16 seines Himmelsatlasses von 1742.

Johann Leonhard Rost schrieb 1718 (S. 322) in seinem Astronomischen Handbuch über die Radien: "Wenn die [zu messende] Distanz, sich nur auf etliche Grad erstrecket / misset man sie / mit den sogenannten Radiis, deren vordessen auf hiesigem Observatorio verschiedene vorhanden gewesen. [...] Weil man aber befunden / daß sie die Dienste nicht thun / als man wünschet / werden sie selten mehr gebrauchet: dahero ich auch weder von ihrer Structur, noch dem Gebrauch / hier etwas auf die Bahn bringen mag."

Auf der Darstellung von Delsenbach von 1716 sind die beiden Geräte noch deutlich zu erkennen, auf der Sternkarte von Doppelmayr, die er seinem Atlas von 1742 beigebunden hat, die aber schon um 1722 entstand, fehlen sie. Auch in dem Verzeichnis der Instrumente, das 1751 bei der Schließung der Sternwarte erstellt wurde, sind sie nicht erwähnt. Sie dürften also um 1720 entfernt worden sein.