Briefwechsel Peter Kolb
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Kolb, Peter (1675-1726) |
Empfänger | Eimmart, Georg Christoph (1638-1705) |
Ort | Popliz |
Datum | 8. Juni 1703 |
Signatur | Nationalbibliothek St. Petersburg: Fond 998, Band 3, Bl. 468r-469r |
Zustand | Auf der Verso-Seite Textverlust durch die Bindung am rechten Rand. Mögliche Ergänzungen stehen in eckigen Klammern. |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
HochEdler, Vest und Hochgelahrter,
Hochgeneigter Herr, sehr hoher Patron.
Es wird derselbe bereits aus meinen vorigen vom 7. Maji[1] zur genüge ersehen haben, welcher gestald Ihro Excellenz, mein Herr Geheimbder Rath[2], durch deßen Vorsorge, einiger Astronomischer Instrumenten habhafft zu werden verhoffet. Weil mir aber, auf inständiges bitten, keine Antwort zutheil worden, aus welcher ich dem selben einige Nachricht hätte geben können; als ist Er gemüßiget worden, gegenwärtigen überbringer, unsern Hln D. Klimm[3]
[Bl. 468v]
Persönlich dahin abzufertigen, damit Er in einen un[d] andern Stücke, welches aus Seinen Propositionibus
erh[el]len wird, nähere Nachricht erhalten und überkommen möge. Dann Er hat Mathemata so sehr lieb
[ge]wonnen, daß auch nichts capable ist, Ihn davon abzuhalten. Dahero wird sich mein Hoch[ge]neigter Patron
über die Vorschläge,[4]
welche Er [Krosigk] H. D. Klimm in commissis gegeben, nicht verwundern, wenn Er bedencket, wie sehr
die Liebe zu solche[n] Studiis inflammire. Ich will hierüber nicht deu[tli]cher seÿn, weil ich einen sehe,
der die Sache weit [be]ßer[?] mit lebendigen Worten exprimiren kan, als ich m[it]
toden schreiben zuthun vermag; zumahl da mein
Ho[ch]geneigter Patron, als ein Mann von erlauchteten Verstand, selber Sein Glücke beßer zubedencken weiß,
als ich elende Creatur den Schatten deßen abbilden kan. Hic enim melius est tacere,
quàm loq[ui.][5]
[Bl. 469r]
Von meinem Zustand wird gedachter Hl. D. Klimm weitläufftiger seÿn können, als mir die Zeit zuschreiben
erlaubt. Dahero recommendire mich nur kürzlich in meines Hochgeneigten Gönners hohe Gewogenheit, v. verharre,
unter demütigster begrüßung an deßen Frau Liebste[6],
und Jungfer Tochter
Ew. HochEdelVest
meines Hochgeneigten Patrons
Popliz den 8. Junji
Ao. 1703.
Dienstwilligster Diener
M. Peter Kolb.
Fussnoten
- ↑ Gemeint ist wohl der Brief vom 06.05.1703, nicht einer vom 07.05.1703.
- ↑ Bernhard Friedrich von Krosigk (1660-1714) war von 1702 bis 1707 Kolbs Dienstherr.
- ↑ Johann Christoph Klimm war in von Krosigks Dienste getreten, vgl. dessen Brief vom 09.06.1703.
- ↑ Wie Krosigk im Brief vom 15.08.1703 genauer ausführt, wollte er Eimmart auf seinem Schloss in Poplitz, wo er über ein Observatorium verfügte, anstellen. Er hätte sich damit die Dienste eines der erfahrensten Astronomen der Zeit gesichert. Wie bei dem Angebot, Eimmarts Instrumente zu kaufen (Brief vom 06.05.1703), versucht Krosigk die erwarteten "Kriegstroublen" als Hebel einzusetzen. Seit der bayerische Kurfürst Max Emanuel im Spanischen Erbfolgekrieg auf die französische Seite gewechselt war (Sept. 1702) und im Zusammenwirken mit französischen Truppen benachbarte Territorien und v. a. Reichsstädte annektierte, befand sich Nürnberg in einer exponierten Frontsituation.
- ↑ Hier ist besser zu schweigen als zu reden.
- ↑ Zur Ehefrau Maria Eimmart siehe die Anmerkung im Brief vom 13.10.1700.
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