Galilei und Marius


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... die Entfernungen vom Jupiter erhalten hat, ist mir nicht gelungen; doch ich habe meine Methode beibehalten, die ich schon vor Kenntnis des Sternenboten angewandt habe; ich werde diese an anderer Stelle bei der Darlegung meiner hauptsächlichen Beobachtungen erklären.


Kann man im Ernst Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Schilderung von Simon Marius vorbringen? Nicht nur, dass sich seine Erzählung, wie er in den Besitz des Fernrohrs gelangte, durch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit auszeichnet, er benennt darüber hinaus einen hochrangigen Zeugen, der seine Aussagen bestätigen kann. Ist es nicht natürlich, dass ein Astronom, der unter Tycho Brahe gearbeitet hat, dieses Instrument, das seine Sehkraft auf das Zehnfache steigert, gegen den Himmel richtet, dass er damit den Mond untersucht und unter den Planeten denjenigen, der gerade anfing das glänzendste Objekt am Nachthimmel zu werden, da sich Jupiter seiner Oppositionsstellung annäherte? Und dass, als er diesen Planeten ins Gesichtsfeld seines Fernrohrs gebracht hatte, ihm die Aufreihung dreier Sterne in einer Geraden mit Jupiter nicht entgangen ist?

Und worin soll das Plagiat bestehen, wenn jemand, der das Verdienst eines Autors als erster diese Beobachtung veröffentlicht zu haben anerkennt und meldet ungefähr zur gleichen Zeit oder gar etwas früher diese Beobachtung gemacht zu haben? Der Verdienst einer Entdeckung hängt einzig vom Datum ab, was fast immer und besonders in diesem Fall nicht vom Zufall abhängt? Müssen sich Galileis Verdienste an solchen kleinlichen Einzelheiten messen lassen? Wenn Marius es als wichtig erachtet hätte, ihn auf den Weg der Wahrheit zu bringen, warum erkennt er die Priorität Galileis bei der Entdeckung des vierten Mondes an? Kann angenommen werden, dass im September 1608 im Umfeld des Prinzen Moritz unter der Elite der Offiziere und Ingenieure, wozu der brilliante Simon Stevin gehörte, niemand auf die Idee kam, mit dem Instrument von Lipperhey den Mond zu betrachten und mindestens so viele Details zu erkennen, wie sie auf den groben Skizzen des Sternenboten dargestellt wurden, der im März 1610 veröffentlicht wurde? Und wenn, nach Veröffentlichung dieses Buches, einer von ihnen im Druck behauptet hätte, vor 18 Monaten das gleiche gesehen zu haben, sollte der als Usurpator und Plagiator bezeichnet werden? Was den Entdeckungen des Galilei ihren wissenschaftlichen Wert verliehen hat, war in erster Linie die Sorgfalt, mit der er bei der Beobachtung der Stellungen der Monde das Datum mit genauen Stundenangaben festhielt und dass er die Beobachtung lange genug fortsetze um eine ausreichend vollständige Beschreibung ...