Galilei und Marius


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... schreibt Simon Marius, dass er sehr sorgfätig beobachtet habe, dass die vier Satelliten des Jupiter niemals in gerader Linie parallel zur Ekliptik stehen, außer sie befinden sich in ihrer größten Elongation zu Jupiter. Wenn sie sich nicht in dieser Position befinden, zeigen sie immer eine gewisse Neigung gegenüber der angeführten Linie, nämlich nach Norden, wenn sie sich im unteren Teil ihrer Umlaufbahnen aufhalten, und umgekehrt nach Süden, wenn sie sich im oberen Teil aufhalten. Um dieses Phänomen zu erklären, müssen ihre Bahnen gegenüber der Ebene der Ekliptik in den oberen Regionen nach Süden und in den unteren Regionen nach Norden geneigt sein. Diese Theorie ist voller offensichtlicher Irrtümer, die seinen Betrug deutlich beweisen.

Zu aller erst ist es nicht wahr, dass die Bahnen der vier Mediceischen Sterne gegenüber der Ebene der Ekliptik geneigt sind; tatsächlich stehen sie immer parallel zu ihr. An zweiter Stelle ist es nicht wahr, dass sie sich niemals in einer exakt geraden Linie aufreihen, außer wenn sie in größter Elongation zum Jupiter stehen; im Gegenteil passiert es hin und wieder dass sie in einer vollkommen geraden Linie gesehen werden, wenn sie in einem Abstand stehen, der groß, mittel oder ganz klein sein kann; auch wenn sie sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen und sich in der Nähe von Jupiter treffen, befinden sie sich genau in Konjunktion und sehen wie ein einziger Stern aus. Und schließlich ist es falsch, dass sie, wenn sie von der Ebene der Ekliptik abweichen, sich in den oberen Hälften ihrer Bahnen immer südlich und in den unteren Hälften immer nördlich bewegen. Im Gegenteil haben sie manchmal eine Neigung in der beschriebenen Weise, während sie zu anderen Zeiten genau die entgegengesetzte Neigung haben, also gegen Norden, wenn sie sich im unteren Halbkreis befinden, und gegen Süden im oberen Halbkreis. So hat Simon Mayr, der diese Angelegenheit weder verstanden noch beobachtet hat, unabsichtlich seine Irrtümer offenbart. Die Tatsachen sehen wie folgt aus:

Die Bahnen der vier Mediceischen Planeten liegen immer parallel zur Ekliptik, und, da wir uns in der gleichen Ebene befinden, geschieht es immer dann, wenn Jupiter Null Grad Breite hat, dass es uns so erscheint, als ob die Bewegung dieser Sterne genau längs dieser geraden Linie verläuft und dass ihre Konjunktionen an jedem beliebigen Ort immer körperliche sein werden,[1] d.h. mit gar keiner Abweichung. Doch wenn Jupiter außerhalb der Ebene der ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Gemeint ist eine Conjunctio corporalis: Das "ist, wenn 2 Sterne so zusammenkommen, daß zwar ihre Mittel=Puncte nicht beysammen gesehen werden, jedoch aber unserm Gesicht nach, einer ein Stück von dem andern deckt, wie in Partial=Sonnen=Finsternissen der Mond ein Stück von der Sonnen zuzudecken pfleget." Hübner, Johann: Curiöses und reales Natur-Kunst-Berg-Gewerck- und HandlungsLexicon. Leipzig: Gleditsch 1755, Sp. 532.