Galilei und Marius


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... da von ihnen keine Quellenforschung oder gründliche Kritik erwartet werden kann. Zieht man aber Astronomen zu Rate, die das Werk von Marius gelesen haben, fällt das Urteil im Allgemeinen nicht zu dessen Ungunsten aus.

Niemand wird bestreiten, dass Galilei als Erster in einer Veröffentlichung die Wunder bekannt gemacht hat, die er mit Hilfe des holländischen Fernrohrs am Sternenhimmel entdeckt hat. Diese Ehre wird ihm zu Recht zugestanden. Das ist nicht die Frage. Es geht vielmehr darum, ob Marius diese Wunder, insbesondere die vier Monde des Jupiters, im guten Glauben zur gleichen Zeit wie Galilei bemerkt hat und ob sein Mundus Jovialis eine seriöse Arbeit ist oder eine betrügerische Aneignung.

Beginnen wir mit Jean Dominique Cassini (Cassini I) und seiner ausgezeichneten Abhandlung mit dem Titel "Nach den neuesten Beobachtungen verbesserte Hypothesen und Tafeln der Jupitermonde" (Divers Ouvrages d'astronomie par M. Cassini, Amsterdam, bei Pierre Mortier, 1736, S. 412)[1]. Nachdem er Galileis Zweifel referierte, ob Marius die Jupitermonde überhaupt jemals gesehen hat,[2] sagt er ausdrücklich: "Es gibt angesichts der Schilderung der Beobachtungsmethode von Marius keinen Zweifel, dass er sie gesehen hat, da die Einzelheiten einem Unbedarften nie in den Sinn gekommen wären: Die Schwierigkeiten der praktischen Beobachtung sind sehr gut dargestellt."

Wir führen noch Kästner an, der in seiner Geschichte der Mathematik, Band IV S. 127 feststellt: "Dem Galiläus macht er [Marius] die Entdeckung in Italien nicht streitig, und da einer sowohl als der andere konnte sein Fernrohr nach dem Jupiter gerichtet haben, so sehe ich keinen Grund gegen M. Glaubwürdigkeit"; und weiter im selben Buch, S. 133: "Wenn Galiläus von den Bücher- und Wörterphilosophen unbillig behandelt ward, so ist er selbst gegen Marius unbillig gewesen." Schließlich (S. 134): "Der richtige Schluss wäre: Marius habe nicht genau genug beobachtet, und sich von den Bahnen der Begleiter eine falsche Hypothese gemacht. So was wiederfährt ja mehr Beobachtern."[3]


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Cassinis Tafeln der Jupitermonde erschienen bereits 1693, darin S. 35. Diese Arbeit wurde 1736 in der Sammlung verschiedener Arbeiten von Cassini wieder neu abgedruckt.
  2. Galilei äußerte diese Zweifel im Saggiatore von 1623, zitiert auf S. 144 der vorliegenden Abhandlung.
  3. Die zwei letzten Behauptungen erscheinen uns ungenau. Der ersten mangelt es an einer klaren Begründung, wie einer von uns im Anhang I gezeigt hat, der im Anschluss an diesen Aufsatz zu finden ist. Bezüglich der Falschheit der Hypothese, die 1614 von Marius angenommen wurde, werden wir später zeigen, dass sie der Wahrheit näher kommt als die Annahme von Galilei von 1623.