Galilei und Marius


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... und versucht damit den Lesern den Eindruck zu vermitteln, dass er der Erste war. Nun ist aber die früheste Beobachtung, von der er behauptet sie gemacht zu haben, die zweite, die ich gemacht habe; aber er behauptet sie 1609 angestellt zu haben. Was er dabei den Lesern vorenthält, ist, da er kein Mitglied unserer Kirche ist und den Gregorianischen Kalender nicht verwendet, dass der 7. Januar 1610 für uns Katholiken der gleiche Tag ist wie der 28. Dezember 1609 für diese Abtrünnigen. So viel zu der Priorität seiner Beobachtungen. Er schreibt sich auch fälschlicherweise die Entdeckung der Periodizität ihrer Bewegungen zu, die ich nach langen Nachtwachen und ermüdender Arbeit gefunde habe, und die ich in meinen Briefen über die Sonnenflecken[1] und auch in meiner Abhandlung über die Dinge, die im Wasser schwimmen[2] veröffentlicht habe. Diese waren dem Simon Marius bekannt, (wie klar aus seinem Buch hervorgeht) und ohne Zweifel hat er diese Bewegungen daraus entnommen."


Lassen sie uns zuerst die in dieser Anklageschrift offensichtlich falschen Anschuldigungen loswerden.

Es ist falsch, dass Marius das Werk über die Verwendung des Kompasses von Galilei übersetzte und unter dem Namen seines Schülers (Capra) veröffentlichen ließ, sich plötzlich aus dem Staub machte und es seinem Schüer überließ, sich da herauszuwinden. Das Buch ist 1607 erschienen und stammt von Capra. Simon Marius hat Padua 1605 verlassen.[3]

Es ist falsch, dass Marius seinen Lesern verschwieg, dass er den alten Kalender benützte. Bei der Erklärung, wie seine Tafeln zu verwenden seien, sagt Marius ausdrücklich: "Ich beginne Jahr und Tag mit der Mitternacht vor dem ersten Januar; dies ist die römische Sitte" und er fügt hinzu: "wie sie auch Reinhold bei seinen Tabellen beibehielt."[4] Jeder Astronom weiss, dass die Tafeln von Reinhold dreißig Jahre vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders erstellt wurden.

Wenn Marius erklärt, wie er die Position der Sonne berechnet (Bl. F3v), sagt er, dass die Sonne am 10. März in das Zeichen des Widders tritt, was klar zeigt, dass er den julianischen Kalender verwendet. Wenn er schließlich vom 5. Phänomen spricht, nachdem er die durchschnittliche Umlaufdauer kennt, die nicht für die von der Erde aus gesehene Bewegung gelten, sondern für die von der ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Galilei, Galileo: Istoria e dimostrazioni intorno alle macchie solari e loro accidenti comprese in tre lettere scritte all'illustrissimo signor Marco Velseri linceo Dvvmviro d'Avgvsta.. Rom: Mascardi 1613.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Galilei, Galileo: Discorso [...] intorno alle cose, che stanno in su l'acqua, o che in quella si muovono. Florenz: Cosimo Giunti 1612.
  3. Im Juli oder etwas früher, behauptete Marius im Prognosticon für 1628, das er bereits 1623 geschrieben hat. Die niederländische Gesellschaft konnte davon vor kurzem ein Exemplar erwerben. Auf Bl. B3r spricht er über die große Hitze im Juli 1605 und fährt fort: "Ich bin damals eben auff der Reiss auss Italia in den Alpibus gewesen, war grosse Hitz, vnd gewaltig gedonnert."
  4. [Anmerkung des Bearbeiters] Vgl. Marius, Simon: Mundus Jovialis, Bl. E4r. Die deutsche Übersetzung folgt der Übersetzung von Joachim Schlör 1988, S. 139.