Reinhard Gensfelder
Ein früher Nürnberger Kartograf aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts.* in Nürnberg ; † 1450 oder um 1457 zu Tegernheim bei Regensburg
Lebenslauf:
Reinhard Gensfelder war ein Verwandter, vielleicht sogar der Sohn des 1370 bis 1400 in Nürnberg nachweisbaren Kürschners C. Gensfelder (de Gensuelt). Er schrieb sich am 11. September 1400 an der Universität in Prag ein. 1408 wurde er Magister artium. Im folgenden Jahr setzte er seine Studien in Padua fort. 1427/28 ist er in Nürnberg nachweisbar, 1433 in Wien und 1434/36 in Salzburg. 1436 trat er in das Benediktinerkloster Reichenbach ein, das im bayerischen Wald in der Nähe der heutigen oberpfälzischen Stadt Nittenau liegt. Nachweisbar sind Aufenthalte von 1439 in Wien, 1440 in Passau sowie 1441 in Klosterneuburg bei Wien. 1444 wurde er Pfarrer in Tegernheim nordöstlich von Regensburg, wo er 1450 oder um 1457 starb.
Wirken:
Das Kloster Reichenbach war 1118 gegründet worden. Die astronomische Bedeutung des Klosters wird vor allem auf das Wirken der Äbte Engelhard von Murach (Amtszeit 1431-1436) und Johann II. von Falkenstein (Amtszeit 1436-1461) zurückgeführt. Im 15. Jahrhundert war in der gewaltigen Wehrmauer ein „mathematischer Turm“ errichtet worden, der die hohe Wertschätzung für die Astronomie in diesem Kloster symbolisierte. Gensfelder trat wahrscheinlich in dieses Kloster ein, weil er sich stark für Astronomie und Kartografie interessierte. Von 1428 stammt ein Handschrift, in der er die Nürnberger Zeitrechnung beschrieb. Sie hat sich in der Universitätsbibliothek von Breslau erhalten (Handschrift IV Q 37, Bl. 240-253). Eine Handschrift zur Sternkunde von ihm liegt in der Bayerischen Staatsbibliothek (Clm 10 662). Gensfelder verfasste auch Manuskripte zu Sonnenuhren: 1431 führte er die Berechnung der waagrechten Uhr sowie der Süduhr mit senkrechtem Schattenstab durch. 1433 verfasste er eine Schrift über Säulchensonnenuhren. In einer Handschrift zu Sonnenuhren aus dem folgenden Jahr berechnete er für Nürnberg bestimmte Sonnenuhren mit den gleich langen und ungleich langen Stunden. Sein besonderes Interesse galt aber der Kartografie, denn er wollte als erster in Deutschland eine neuzeitliche Karte schaffen. Dazu stellte er auf seinen Reisen Tafeln der Sonnenhöhen auf. 1444/45 hat er die von ihm und anderen aufgestellten Ortsangaben aufgezeichnet. Seine Karten gingen leider verloren, es hat sich lediglich eine Handschrift in der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten, auf der Ortslisten mit den zugehörigen Positionen zu finden sind (Clm 15583, Bl. 216r-219v).
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Nach Gensfelder ist seit 1963 ein kleiner Weg in der Neulandsiedlung im südlichen Langwasser benannt. |
Literatur:
- Becher-Hedenus, Doris: Das astronomische 15. Jahrhundert in Kloster Reichenbach. In: 900 Jahre Kloster Reichenbach. Das Kloster und sein Dorf. Regensburg: Morsbach 2018, S. 48-61
- Durand, Dana Bennett: The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus. Leiden: Brill 1952
- Kaunzer, Wolfgang: Zum Stand von Astronomie und Naturwissenschaften im Kloster Reichenbach. In: Gemeinde Reichenbach et. al. (Hrsg.): 875 Jahre Kloster Reichenbach am Regen 1118-1993. München: Johannes von Gott-Verlag 1993
- Pilz, Kurt: 600 Jahre Astronomie in Nürnberg. Nürnberg: Hans Carl 1977, S. 50f.
- Schnelbögl, Fritz: Zur Geschichte der älteren Nürnberger Kartographie. III. Nürnberger Meister des 16. Jahrhunderts. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 51 (1962), S. 214-230, hier S. 215
- Schnelbögl, Fritz: Dokumente zur Nürnberger Kartographie. Nürnberg: Selbstverlag der Stadtbibliothek 1966, S. 4
- Zinner, Ernst: Nürnbergs wissenschaftliche Bedeutung am Ende des Mittelalters. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 50 (1960), S. 113-119, hier S. 115