Johann Wilhelm Andreas Pfaff
Letzter Verteidiger der Astrologie an der Universität in Erlangen, der zwischenzeitlich auch in Nürnberg tätig war.* 05.12.1774 in Stuttgart ; † 26.06.1835 in Erlangen[1]
- Vater: Friedrich Burkhard Pfaff (1738-1817), Oberfinanzrat in Stuttgart.
- Mutter: Maria Magdalena (1742-1783), Tochter des Kirchenrats Gottfried Brand aus Stuttgart.
- 1. Heirat: 1804 Pauline von Patkul (1779-1816), Stiftsdame aus livländischem Adelsgeschlecht.
- Kinder: 3 Söhne, 1 Tochter.
- 2. Heirat: 1817 Luise Plank.
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Kinder: 5 Söhne, 1 Tochter.
1. Kind: Georg Michael Julius Wilhelm Siegfried 1818-26.07.1869 NDB
Best. Erl.-Neustadt 1857-1871, S. 262/1162. Kind: Heinrich Adolph Plato 28.10.1820-? Taufen Erl.-Neustadt 1817-1828, S. 187/145 3. Kind: Carl Jos. Colomann Athanasius 13.10.1822-? Taufen Erl.-Neustadt 1817-1828, S. 301/144 4. Kind: Johann Vitalis Ulrich Heinrich 29.04.1824-20.05.1827 Taufen Erl.-Neustadt 1817-1828, S. 380/73
Best. Erl.-Neustadt 1872-1888, S. 6/665. Kind: Johann Friedrich Immanuel Alexius 17.07.1825-18.07.1886 Taufen Erl.-Neustadt 1817-1828, S. 441/111
Best. Erl.-Neustadt 1872-1888, S. 496/1636. Kind: Paulina Julie Gebhardina Tamajante 27.08.1827-1907 Taufen Erl.-Neustadt 1817-1828, S. 516/118
Lebenslauf:
Pfaff besuchte das Gymnasium in Stuttgart, 1791 schrieb er sich an der Universität in Tübingen ein. Er studierte Theologie, wobei aber die Naturwissenschaften zunehmend die Oberhand gewannen. 1796 wurde er promoviert. 1803 wurde er zum Professor der Mathematik in Dorpat ernannt, im Frühjahr 1804 kam er in Estland an. Er war auch Direktor der Sternwarte, die allerdings erst ab 1809 gebaut wurde. Hier studierte Heinrich Christian Schuhmacher (1780-1850) bei ihm Astronomie. 1809 nahm er eine Anstellung am neugegründeten Nürnberger Realinstitut an, dessen Direktor Gotthilf Heinrich Schubert (1780-1860) war. Unter dessen Einfluss wandte er sich vielfältigen, teils stark spekulativen Studien zu.
Nach der Auflösung des Realinstituts 1817 wurde Pfaff außerordentlicher Professor an der Universität in Würzburg, ein Jahr später ordentlicher Professor für Mathematik in Erlangen, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
Wirken:
Pfaff war anfangs als Astronom durchaus anerkannt. Doch veröffentlichte er 1816 ein Buch mit dem schlichten Titel Astrologie, in dem er in zwölf Kapiteln die alte Kunst der Sterndeutung gegen die zeitgenössische Einstellung verteidigte. Später gab er u.a. die Tetrabiblios [Vier Bücher], das astrologische Hauptwerk des Ptolemäus, in deutscher Übersetzung heraus.
Mit seinen Bemühungen stieß Pfaff allerdings bei seinen Kollegen auf wenig Gegenliebe. Carl Friedrich Gauß (1777-1855) schrieb z.B. in einem privaten Brief, dass er Pfaffs Astrologie durchgeblättert habe: "Es ist mir dabei zu Muthe gewesen, als ob ich mich in einem Irrenhause befände". Johann Elert Bode (1747-1826) griff Pfaff auch öffentlich an.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Pfaff war Mitglied der Akademien in St. Petersburg und in München, auch war er Mitglied der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Moskau. In Erlangen wurde am Burgberg der Pfaffweg nach ihm benannt.Ausgewählte Werke:
- Uebersicht über den Voltaismus. Stuttgart: Steinkopf 1804
- Die zwölf syntactischen Grundgestalten samt einer Rede über den germanisch-scandinavischen Sprachbund. Nürnberg: Friedrich Campe 1816
- Astrologie. Nürnberg: Friedrich Campe 1816
- Die höhere Farben-Reihe oder Sir Isac Neutons Seifenblasen. Nachschrift zu seinen physikalischen Vorlesungen. Erlangen: Kunstmann 1820
- Das Licht und die Weltgegenden samt einer Abhandlung über Planeten-Conjunctionen und den Stern der drey Weisen. Bamberg: Kunz 1821
- Lehrbuch der Physik, physischen Geographie und Astronomie. Erlangen: Heyder 1823
- Hieroglyphik, ihr Wesen und ihre Quellen nebst hieroglyphischer Innschrift dreier Scarabäen. Nürnberg: Friedrich Campe 1824
- Die Weisheit der Aegypter und die Gelehrsamkeit der Franzosen. Kritik der hieroglyphisch-alphabetischen Untersuchungen des Herrn Champollion. Nürnberg: Friedrich Campe 1825/27
- Herschels Entdeckungen in der Astronomie und den ihr verwandten Wissenschaften. Stuttgart, Tübingen: Cotta 1828
- Der Mensch und die Sterne. Fragmente zur Geschichte der Weltseele. Nürnberg: Friedrich Campe 1834
- Die Gesammt-Naturlehre für das Volk und seine Lehrer. Leipzig: Scheible 1834
Literatur:
- Erlanger Stadtlexikon. Nürnberg: Tümmels 2002, S. 551 (Autor: Clemens Wachter)
- Oestmann, Günther: J.W.A. Pfaff and the Rediscovery of Astrology in the Age of Romanticism. In: Oestmann, Günther; Rutkin, H. Darrel; Stuckrad, Kocku von (Hrsg.): Horoscopes and Public Spheres. Essays on the History of Astrology (= Religion and Society, Bd. 42). Berlin, New York: de Gruyter 2005, S. 241-257
- Oestmann, Günther: Johann Wilhelm Andreas Pfaff und die Wiederentdeckung der Astrologie in der Romantik. In: Seidl, Ernst; Aumann, Philipp; Duerr, Frank (Hrsg.): Der Himmel. Wunschbild und Weltverständnis. Tübingen: Museum der Universität 2011, S. 201-210
- Oestmann, Günther: Ergänzende Materialien zur Biographie des Astronomen und Mathematikers J. W. A. Pfaff (1774-1835). In: Dick, Wolfgang R.; Hamel, Jürgen (Hrsg.): Beiträge zur Astronomiegeschichte, Band 15 (= Acta Historica Astronomiae, Band 69). Leipzig: AVA 2022, S. 347-363
- Ziche, Paul; Rezvykh, Petr: Sygkepleriazein: Schelling und die Kepler-Rezeption im 19. Jahrhundert. Stuttgart-Bad Canstatt: Frommann-Holzboog 2013
Links:
- Neue Deutsche Biographie
Danksagung:
- Wir danken Günther Oestmann für freundliche Hinweise.
Fußnoten
- ↑ "Dr. Wilhelm Andreas Pfaff, ordentlicher Professor der Mathematik in hiesiger Universität; Ehemann; Sechs und zwanzigster (26) Juni [1835], Nachmittags 3½ Uhr; 29ten; Withwe: Louise, geborene Planck aus Nürtingen in Württenberg; Schlagfluß 60 [Jahre] 6 [Monate] 21 [Tage] H. Nr. 52 Dr. Küttlinger", Bestattungen Erlangen-Neustadt 1829-1857, S. 78 (Scan 80), Nr. 105.