Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Löffelholz, Johann Carl (1673-1756)
Ort Nürnberg
Datum 09. November 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 310-311
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner, Gnädiger Herr !

Ich habe den, von dem 31: passato datierten Brieff von dem Holtzberger[1] erhalten, darauß seine insolente[2] grobheit ersehen; Es ist aber mir gar zu gewiß, daß Er dieses, was ich gemeldet geredt, worüber der Rößler[3], seine Frau und Magd zu befragen wären, damit aber dieser Candidatus sihet, daß man sich durch Stillschweigen nicht schuldig gibt, so habe Ihme eine Antwort darauf gegeben eben auf solche Art, wie ers gemacht, ersuche mir aber dieses nicht übel aufzunehmen, es wäre von mir wohl unterblieben, wo er nicht mit solcher excessium manier gekommen wäre; Ersuche nur inständig, mir den Brieff durch den Eisenmeister zurückzusenden, daß solcher auf der Post befördert werde, weilen der brf. ohnehin schon 8: Tag hier ist, damit er nicht meine, man schenke ihme seine insolente weise gar haff[?]: die Copia dato habe ebenfalls samt seinen eigenen Brieff übersenden wollen, damit solche können den andern beÿgelegt werden: Ubrigens will doch umb Gottes willen gebetten haben, die langwührige Inquisitions Sache zu befördern trachten, damit es einmahl ein Ende gewinnen möge, indeme es bereits 24. gantze Wochen, daß in einem solchen elenden düstern Lochgefängnuß stecken muß, und endlich mit Weib und Kind in die bitterste armuth gerathen könne; es ist doch Gott im Himmel Gnädig und Barmhertzig, welcher Mißethat, übertrettung und Sünde vergibt, so man sich mit wahrer Reu und Buß zu Ihme nahet, warum will dann ein HochEdler Rath so lange die Sünden vorbehalten und nicht vergeben; Ich glaube, wann ich alle Heiligen im Himmel beleidiget hätte, so würde ich bereits in dieser Höllen Clauße alles abgebüßt haben. Euer Wohlgebohrn und Gnaden haben doch einmahl Mitleiden mit einem armen gefangenen, der seine Sünden hertzl. bereuet, und Vergebung der Sünden höchst nöthig hat, damit Er nach so lang außgestandenen Jammer wider einiger maßen möge erquickt werden, Gott der Allerhöchste, wird Euer Wohlgebohrn und Gnaden zeitlich und ewig davor segnen, ich aber werde in allem unterthänigsten Respect verharren

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

é Carcere den 9. Novembris: 1733:

Unterthänigst ergebenster
Johann Philipp Andreae
Mathematicus


Fußnoten

  1. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).
  2. insolent: anmaßend, unverschämt.
  3. Andreas Rößler wurde am 03.02.1711 als Sohn des Goldschlagers Georg Leonhard Michael Rößer und seiner Frau Barbara getauft. Am 22.12.1730 wurde er wegen erwiesener Unzucht im Männereisen mit Rebecca Maria Snizen kopuliert. Damals war er Goldschlagergeselle.
    Taufen St. Lorenz 1693-1712, S. 703 (Scan 295)
    Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 1091 (Scan 664).