Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)
Ort Nürnberg
Datum Ca. 14. November 1733[1]
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 328-329
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner, Gnädiger Herr !

Einschluß bitte zu überleßen, und mir solchen durch den Eisenmeister wider zurücksenden, den Brieff auff Anspach an M.r Holzberger[2] bin gleichfals einmahl gewärtig, dieser Pursch möchte sonst meinen, Er hätte mir mit seinen Calumnien das Maul gestopft, oder weilen das Datum schon der 10: dieses geschehen, gedencken, ich hätte den Brieff vorhero auf Universiteten geschickt, daß Er so lange außbleibt.

Mir ist leid, daß Euer Wohlgebohrn und Gnaden so vielfältig mit meiner Correspondenz beschwehrlich fallen muß, allein es ist mir der größte Schaden, daß die Brieffe die Arbeit anbetreffen nochero ad perlegendum zu übersenden genöthiget bin, wie es mir bereits mit diesem gegenwärtigen ergangen, da vorgestern eine Antwort geschrieben, gestern umb 12: Uhr aber Postagelaßen, weilen nun meine Frau von der gleichen Sachen keinen Verstand hat, so hat sie onerachtet, da bereits diese Antwort da war, dannach den Brieff auf die Post gegeben, wodurch mir ein recht hieschauer[?] Stück begegnet, diese leuthe, welches eben keine Bauren, werden meinen, ich bin gar närrisch worden, ich habe beÿ allen diesen Umständen Einen unverschmertzl: Schaden, harte Straffe, und großen Jammer, dahero nichts weiters zu bitten, als um Gottes willen der Sachen einen endlichen Schluß zu machen, damit man sich in allen darnach richten kan, ich glaube daß meine Inquisition bereits ihr Ende hat, weilen mich die nachfolgenden, die etwa noch citiert werden im geringsten nicht gravieren können, sonder sie werden und sind von mir graviert mit Wahrheitsgrund, welches ich ihme jederzeit in Favorem sagen will, Euer Wohlgebohrn und Gnaden wollen die hohe Gnade vor mich haben, und beÿ denen Herren Älteren, die in dieser Sache zu sprechen haben, weilen ich doch glaube, daß meine Sachen nicht beÿ einem Gantzen HochEdlen Rath vorgehen, vorstellen damit auf zulängl: Caution möchte erlediget werden, da es ohne hin ein halbes Jahr ist, daß so hart in diesem Dampf und Schweffelloch eincarceriert bin, ich versichere anbeÿ nochmahlen, daß Einem HochEdlen Rath nach deme mehrers darinnen kan, absonderlich was die fernere Erforschung dieser sämtl: Piecen anbelangt. Zum vordersamsten aber glaube ich, daß genugsame Straffe ausgestanden hätte, zumahlen ich anjetzo erst vernommen, daß in einem infamen Gefängnus, auch so gar beÿ infamen leuthen, mich befinde, welches ich erst vergangenen Sontag von einem Gefangenen, welcher einen rencontre[3] mit dem Teuffel und seiner Mutter muß gehabt haben, durch 2: verschloßene Thüren gehört, solte dann ich auf solche Art nicht hart genug gestrafft seÿn, oder gefällt es Einem HochEdl: Rath man braucht jetzo Soldaten, ich getraue mir auch noch vor ein baar rechtschaffenen Kerl. mich zu wehren, bitte nichts mehrers als umb Einen Endlichen Schluß und verbl: mit allem ersinnlichen Respect

Wohlgebohrne Gnädige Herren

dero
unterthänigster
Joh: Phil: Andreae

Meinen Brieff bitte mir wider zusenden, daß solcher nicht aufgehalten werde, wie auch den Anspacher;


Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert, aber in den Akten zwischen den Briefen vom 10. und 17. November einsortiert, was zum Inhalt des Briefes passt.
  2. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).
  3. rencontre: Begegnung, hier: Zusammenstoß.