Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Grundherr, Carl Sigmund Ferdinand (1694-1763)
Ort Nürnberg
Datum 1. Februar 1734
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 431-438
Transkription Hans Gaab, Fürth

WohlGebohrne, Gnädige Herren!

Auf die heute gehabte Verhör wundere ich mich nicht wenig, wie gewissenloß und Ehrvergessen diese beede infame leuthe der trucker und truckerin[1] Eines HochEdlen Rath solchergestalten mit h. v. lügen zu berichten das Courage haben welche wider deß bößen gottlosen Glücken[2] sein eigenes erstes Vorgeben streiten. 1.) Hat der Glück zu dem alten Bernd[3] und der Truckerin gleich anfängl: gesagt daß weder ich noch der Stecher wissenschafft haben von dem Autore et Delineatore[4], welches diese beede ja aÿdl: schon vor denen Herren Schöpfen Wohlgebohrn und Gnaden außgesagt haben. 2.) da meine Frau auf Gnädigste erlaubnus des alten bernd nochmahlen zu dem Glück geschickt, so gab Er wider zur antwort, daß weder ich noch sein Sohn davon wissenschaft haben und wann Ein HochEdler Rath 2: Männer wolte hinaußschicken, so konne Er dises jederzeit reden, schriftlich aber gebe Er solches nicht her, setzte noch dieses dazu, wann Er mich an den galgen reden könte, Er würde mich nicht schonen, wie dieses eben heute die truckerin nochmahlen repetiert. Da man aber gar sehr gebetten, er solle doch um Gottes willen der wahrheit zu lieb den rechten thäter melden, so sagte Er darauff, wann man Ihme das leben nehmen würde, so melde Er diesen nicht, weilen es sein gar guter freund seÿe: da nun diese 2: böse leute ihres bößen gewissens wegen echappiert[5], sich beÿ 4. wochen beÿ dem Glücken aufgehalten, und gesehen, daß ihre Partiten[6] und gottlose Händel ihnen daselbsten nicht angehen, und sich nicht nehren können, haben Sie sich mit solchen lügen wider beÿ Einem HochEdlen Rath insinuieren[7] wollen, allein ihre eigene aussagen schlagen das letztere fundament vor sich selbsten. Dann wie kan der Glück vermessener weiße sagen, daß Er mich gewarnet, ich solle die 2: genios nicht darauf machen lassen, da Er doch laut seiner eigenen Rede die zeichnung hereingeschickt, und schon wie oben gemeldet anfänglich freÿ bekennet, daß ich keine wissenschafft darum habe. Der Bernd auch selbsten im Verhör heute geständig war, daß Er nichts daran geändert als den zeiger[?]. welches letztere ich mich auch biß auf diese stunde nicht zu erinnern weiß, auch ohnmöglich sagen kann, indeme ich nur gar zu gewiß weiß, daß die Zeichnung nie mahlen mehr in meine hände gebracht, solches kan ich mit Gott bezeugen, und redet der bernd schnurstracks wider die wahrheit, daß Er fälschlicher weise vorgegeben, Er hätte die von Ihme verbesserte Zeichnung mir in die hände gegeben, um solche einem bekandten herrn sehen zu lassen: dann gewiß hätte ich einige anleitung oder nur eine sÿlbe dazu contribuiert, der Glück hätte mich laut seiner eigenen rede nicht geschohnt, sondern nur gar zu gern alle meine brieffe hereingesandt haben würde, gleichwie Er die andern gesandt hat. Daß aber der trucker und die truckerin vorgibt, der Glück gebe dieser Ursachen wegen die brieffe nicht her, weilen der bernd noch in Verhafft, wann aber dieser loß seÿe, als dann wolle Er die brieffe hergeben, dieses mag wohl ein abgeschmacktes vorhaben heissen, wann die brieffe wider mich seÿen; warum schohnet Er mich, da Er doch mich an den galgen zu bringen sich nichts darauß machte; was gehn dann die brieffe den bernd an, ich glaube aber vielmehr, daß der Glück keine brieffe herzugeben mehr im stande ist, wann der bernd auch ein mahl loß wäre, Er hätte nicht 35: wochen gewartet, sonsten solche schon längsten hereingesandt, wie seine andern, um mich in Unglück zu bringen.

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Daß aber die truckersleuthe vorgegeben, der Glück hätte gesagt, daß ich ein Muster hinaußgeschickt von der Medallie, solches ist die unwahrheit, wir alles vorhergehende, dieses aber habe auf begehren deß Glücken gesandt, die grösse von dem Kupferblätl: damit er das Spatium beÿ der von dem buchtrucker getruckten Erklärung observieren können, umb so dann das Kupfer einzutrucken, wie es jederzeit beÿ allen eingetruckten Sachen geschihet, dieses ist aber keine anleitung nicht gegeben, noch weniger eine invention gemacht, zeichnen kan ich gar nichts. Deß Glücken seine fernere Rede, die Er zu dem alten bernd gesagt, wie diese Medaillie wäre an einem abend in seinem Cabinet zusammengeschmidet worden, und deß Holzbergers[8] seine eigene geständnuß die Er in dem Goldschlagern Rößlerischen[9] Hauß gethan, daß Er die explication gemacht, werffen dieses ganze grundlose lügenhaffte angeben über den Haufen, und absolvieren mich von dieser falschen anklage, daß etwas dazu contribuirt, verbessern lassen, oder geändert, weilen die explication mit dem Kupfer übereinstimmet, und das Kupfer fertig war, ehe und bevorab ich diese explication zu gesicht bekommen, es ist auch über Jahr und tag angestanden, ehe ich einmahl nach Schwabach gekommen. In Summa, ich bleibe beÿ der lieben wahrheit, und biete allen solchen Grillen gesund trutz, welches mir etwas mehrers aufzubürden im stande ist, ich getröste mich meines guten gewissens, verlasse mich dabeÿ auf Gott und die Gerechtigkeit, durch welche alle lügen an den tag kommen werden. Ja ich erbiete mich nochmahlen, wo Glück einen brieff von mir producieren kan, darinnen ich wegen der Medaillie kan überzeugt werden, daß mehrer wissenschaft davon gehabt, als bereits gemeldet, meinen kopf abschlagen zu lassen, und weiß ich, daß noch niemahlen die wahrheit gespahrt beÿ dieser ganzen Inquisition, werde auch anjezo nicht erst anfangen darwider zu reden. Aus nachfolgenden Puncten können Euer Wohlgebohren und Gnaden sehen, was die truckersleuthe sind.

1.) Dienstag vor meiner einhafftierung haben sie beede gesagt, ich solle fortgehen und mich nicht mehr alhier sehen lassen; meine antwort war nein, ich hätte er nicht nöthig; warum sie dieses gethan, ist leicht zu erachten:

2.) der trucker sagte eben dieser tag als Er samt dem bernd in Schweinau war Er hätte schon mit dem Reußen[10] geredt, von dem Pasquill wisse Er nichts, und seÿe es mithin nicht nöhtig, daß ich es gestehe.

3.) Wann Sie nicht stetigs wären zu dem Glücken hinaußgeloffen, mich verwaschen[?] wäre ich schon hinter den wahren thäther noch kommen.

4.) Die haben mir von dem Fürstenthum Teschen Carten abgestohlen, und verkauft wie verwegen sie solches denen Herren Schöpfen Wohlgeboren und Gnaden gelaugnet, biß meine Frau solche von dem Oheim gebracht, solches werde Euer Wohlgebohren und Gnaden noch gar wohl wissen, daß der truckerej eine exemplarische straff dieser Carten wegen ist angedeutet worden, wann meine Frau die Carten lieffern würde, solches überlasse ich dero Gnaden.

5.) daß Sie von der ersten Scheurerischen Carten ohne Vorwissen, da ich noch nicht einmahl die ordre hatte i. stck: abzugeben, nicht nur dem

[Blatt 433]
Junker Amtmann[11], sondern seinem Buchhalter Nagel:[12] zu kauffen gegeben, kan ich beweisen, und doch da ich ihr solches vorgehalten, solches verneinet, sie wolle das heÿl: abendmahl nicht mehr über ihre zungen nehmen, wann sie 1. stuck weggeben, doch schon solche in handen gehabt.

6.) daß Er lateinisch lesen kan, kan der Bernd selbsten bezeugen, weilen Er die Nahmen deß Autoris et Delineatoris so unter den Kupfer gestochen sind, jederzeit lesen können, hat also hierinnen auch die unwahrheit geredt; da Er sich beÿ dem Pasquill außgerdet, Er hätte nicht lateinisch lesen können.

7.) daß Er vorgegeben, ich hätte Ihm persuadiert die Medallie zu trucken, solches hat Er selbsten gestanden in der den 31. Julij: anni passati mit mir gehabten Confrontation, daß solches nicht wahr seÿe.

8.) daß Sie gesagt, ich hätte Sie genöthigt die Medallie zu trucken, solches kan nicht seÿn, weilen Sie dem Bernd schon einige getruckt, ehe und bevorab ich ein wort mit Ihnen geredt.

9.) daß er seinem bruder der ein buchtruckersgesell selbsten einige Medallie geben und Er nicht laugnen können, weilen Er solches in beÿseÿn des Bernds gesagt, dabeÿ erwehnt, wie die buchtrucker alle wären citiert und befragt worden, ob Sie keine wissenschafft hätten, wer oder wo solche getruckt, welches ihme sein bruder gesagt.

10.) daß Er beÿ der vorigen Inquisition seinem eigenen Sagen nach, wie schon einmahl gemeldet, Ihro Gnaden Hl: Kressen[13] und Hl: Haller[14] nur hätte außgelacht, weilen Er sich tumm angestellt. etc.

11.) daß die truckerei hiesiger Ehel: Meister ihre zeichen abtruckt, und theils denen Kauffleuthen theils nach Erlangen, verhausiert, solches ist genugsam zu bezeugen.

12.) daß Er gewarnet worden, und doch gesagt, wann 10000: teuffel darauff stünden etc. solches hat der Bernd mit angehöret.

In summa dieser beeden leuthe ihr thun und lassen ist stadtkündig, daß Sie keinen guten lebenswandel haben, und sich nicht Ehrlich nehren, besonders der truckerei ihre aufführung, welche überall bekandt, allein es wird das Sprichwort beÿ dieser erfüllt, mali corvi, malum ovum.[15] Die Mutter ist bekandtermassen ohnweit hier dem Nachrichter unter die hände gekommen, die tochter ist um kein haar besser, welches die zeit gantz gewiß lehren wird: das mehriste bewundert mich, daß ich solchen leuthen auf ihre gottlose falsche anklage muß antwort geben, die nur von hören sagen mich anklagen, und der Canal[?] selbsten ein candidatus patibuli[16] ist, mit grund der wahrheit nichts darthun kan sondern als mein ärgster feind mich durch calumnien nur in Unglück bringen will, weilen Er sich förchten muß, wann ich die erledigung erhalte, daß seine gantze geheime und unter verdeckten Nahmen geführte Correspondenz an das tageslicht komme. Dann so wahr Gott lebt, ich werde nicht ruhen, biß den wahren thäter habe, um welches willen ich so vieles leiden müssen, und solte ich die Erde darüber kauen müssen.[17] Er seÿ auch wer er wolle, dieses bin ich versichert, daß ich beÿ Ihro Durchl: dem Fürsten in grossen Gnaden stehe, indeme ich nechst Gott derjenige nin, welcher die conspiration, so wider den Fürsten durch beraubung seines lebens angesponnen gewesen, außgekundtschafft welches durch erforschen und Pettschaffts hat seÿen müssen, wie ich lengst heute erwehnt, da weiß ich wohl, daß ich dieser Ursache wegen viele Gnade zu

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hoffen habe, dahero meine unterthänigste bitte einzig und allein dahin gehet, diese gottlose diebische truckerin dahin anzuhalten, daß Sie vor dem bösen Man in Schwabach diejenigen brieffe, so ihrem falschen vorgeben nach mich dieser anklage überzeugen sollen, herbeÿschaffe, damit Ein HochEdler Rath sehe, ob ich Ehrlich bin und die wahrheit melde, oder ob dieses lose Gesind recht hat, da wird sich bald zeigen, was dieses für leuthe sind; ich ersuche um Gottes willen die liebe Gerechtigkeit, als eine dauerhaffteste stütze einer Republique zu hand haben, auf welche allein der wahre Göttl. seegen zu bauen, und der truckerin anzubefehlen, daß Sie die brieffe herbeÿ schaffe. Dann ich nur gar zu wohl weiß und sattsam bezeugen kan, daß ich dem Glücken nichts nachtheiliges von der Republique berichtet, welches er nicht schon selbsten schrifftlich oder getruckt in handen gehabt, oder in jedem schreibzeug so wohl hier als ausserhalb gewust, daß ich Ihme dann und wann, wie schon gemeldet, etwas habe geschrieben, welches den schein einer Verräthereÿ hätte, so ist es doch nicht so zu nehmen, weilen es entweder vor vielen Jahren außgemachte Sachen und überflüssig im truck, oder es sind sachen, die Ihme mit nur für Spott geschrieben worden, hätte ich dies nicht gethan, so würde ich nicht so vieles in erfahrung gebracht haben, was Er im Schild geführt, das ich aber schon bereits auch gemeldet. Daß mir sehr wehe geschihet, unter solcher Rotte von lauter nichtswürdigen Persohnen zu seÿn kan ich mit thränen nicht genugsam beklagen, und bedauer nur daß der Nahme meiner VorEltern, welche doch hiesiger Stadt ziemlich beÿgestanden in Religions Sachen solcher gestalten beschmutzet wird, jedoch ist dieses ein trost, daß ich der Republique keinen Schaden gebracht, sondern dero nuzen gesucht, solche bezeuge ich mit Ihro Gnaden Hl: Löffelholtz[18] in der obern Waag, wie sehr ich wider die Kauffleuthe gestritten, als Sie sich unterstanden, die freundl. Hausierer zu vertreiben, die doch jährlich über 100/m thaler alhier in der Stadt lassen, was für Mühe ich mir gegeben, werden die vorhandene Acta zeigen, die Herren Deputierten der Waag, so damahlen waren, werden auch wissen, wie ich mich angenommen, also daß, um nur die leuthe alhier zu erhalten, 1. gantzes Jahr ihre Kisten gepackt ohne einziges entgeld. Daß aber der Glück beÿ solcher gelegenheit gesucht, diese leuthe nach Schwabach zu ziehen, ist am tag. Daß Er gesucht die Handwercker hinaußzubringen welche geschlossen sich nennen, ist ebenfalls bekandt, wie sehr ich meine Mitburger gewarnt bezeuge ich genugsam, auch müssen meine gegner selbsten den Bernd und sein meisterschafft sagen, daß ich Ihnen referiert, was der Glück den Spieglern wegen tentiere, sie sollen sich in acht nehmen, habe Ihnen auch die art gesagt, solches zu hindern. Weilen Glück denen Commercien hat wollen wehe thun, bin ich derjenige gewesen, der alles referiert, und gewarnet, ich kan alles mit hiesigen leuthen bezeugen. Wann ich jemahlen die Schande der Republique gesucht hätte, und nicht den Nutzen, würde ich mir meine straffe nicht so hart vorstellig machen ex.gr. vor einem Jahr ist Hl. Prelat von Ettahl[19] an mich gekommen

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und mich ersucht, Ihme 3: buchtruckers Pressen machen zu lassen, und 50: Centner littern dazu giessen lassen, ich habe gar eine schöne art gehabt Ihm davon abzuhalten, ob ich gleich 12: Ducaten dabeÿ hätte verdienen können, warum ich solches aber nicht gethan, ist ursach weilen es meine mitbürger wehe gethan hätte, obgleich der Schrifftgiesser und Windenmacher diese Arbeit nicht erhalten, so ist doch dadurch die buchtruckereÿ und buchhändlern nicht ruiniert, dann wann diese Pressen nach Ettahl gekommen, so hätte es dem Lochner buchhändler buggel und seitzen,[20] auch albrechti[21] jahrlich wenigstens beÿ 15: tausend Gulden schaden gebracht, ich habe es verhindert, anjezo hat sich doch ein so genandter Ehrlicher burger gefunden, welcher Pressen und Schrifften lieffert, es möchte wohl einem das hertz darüber bluten, daß Ehrliche Gemuther turbiert hingegen der Schaden Josephs[22] gar schlecht beobachtet wird von andern gewinnsüchtigen, ich bei nicht so wohl auf meinen Nutzen als auf den burger aufrechthaltung bedacht gewesen; wann ich wäre so leichtfertig gewesen und gerne gesehen daß die Republique schaden leidet, warum habe ich mir dann angelegen seÿn lassen, auch beÿ eitler nacht schon vor langer zeit expresse botten von Anspach anhero in ein hohes ort zu senden nachricht zu geben, was passiert, ja offt selbsten mündl. referiert was unter freuden, dabeÿ gebetten und gemeldet, es wär es besser, man liesse solche sachen alhier machen. Solche Exempel zu melden und zu bezeugen hätte ich noch viele, weilen aber die Materie zu weitläuftig so will es spahren, biß Gott und Ein HochEdler Rath mir die Erledigung gönnet, da ich dann schon melden werde ausführlicher, auf was art die gegentheilige ansuchen können abgegraben werden, daß der Stadt kein solcher Verderb daruß entstehet; In der that, es möchte und solte einen verdriessen mehr etwas zu melden, weilen man, wie nun schon öffters geschehen, nichts anders zur antwort erhält, als wo kein klagen, ist kein Richter, allein es weisst das gegentheil nicht allezeit, daß Ihme leids oder schaden zugefügt wird, sonsten würde Er sich freilich beschwehren, ich meinete aber, es wäre sattsam, wann ein anderer da ist, der solche schäden anzeigt, daß besser darauf reflectiert würde, es würde freÿlich vieles so dann verhindert: Wieviel unkosten haben nicht vornehme Potentaten ihre Minister an frembden Häffen zu erhalten, umb acht zu haben, daß dero Recrupaten[?] kein schaden entstehe; Ich meines orts wünsche Einem HochEdlen Rath nicht mehrers als solche leuthe, welche sich umb den Schaden Josephs bekümmert haben, wie ich, so wird die Republique und burgerschafft jederzeit in aufnehmen bleiben, daß ich in ein und andern unrecht gethan wie schon offt erkandt und bereuet, ist mir leid, daß unter lose Rotte gekommen, indessen aber weiß ich doch, daß jezo ein gutes gewissen und einen Gnädigen Gott habe.

[Blatt 436]
Mein einziges bitten ist bis dato nicht anders gewesen als die Untersuchung zu der langwührigen Sache, umb welches nochmahlen inständig gebeten haben will, anbeÿ auch ersuche mich mit keinen solchen infamen leuthen mehr welche gar kein gewissen haben und nur von hören sagen, wo man ohnehin gerne lügt, zu überzeugen, dann es ist kein fundament dahinter, und lauter lügen, und Ein HochEdler Rath macht sich viele Mühe umsonst, wie können solche leuthe von hörensagen zeugen, die ihr lebtag die wahrheit gespahrt, und nichts würdig sind; auf solche art könte ich mit boßheit und lügen das ehrlichste Gemüth in Unglück bringen, es müste ja einer vor Gott seiner gesunden Vernufft beraubt seÿn, wo man nicht mercken solte, daß die bösen truckersleuthe ihn anklagen nichts als lügen sind, weilen diese letztere anklag wider die ersten aussagen streiten, ja man greifft es mit händen weilen er vorgibt, wann der Bernd loß seÿe, dann wolle der Glück die brieffe hergeben, doch ist dieses das allerbewuste Volck, die anklage thun Sie in favorem deß Glücken, und ihrer Persohn, schänden aber doch dabeÿ auf den Glücken, sagen noch wohl dazu, daß Sie nicht mehr trauen auf Schwabach zu gehen, auf solche reden wäre ein einfältiger schluß, entweder die anklage ist falsch oder ihr habt etwas böses gestifft, daß ihr euch nicht mehr dörffte sehen lassen ausserhalb: wenns auf mich ankäme, ich wolte diese babilonische werckleuthe bald verwirren und hinter die wahrheit kommen, da würde sichs bald zeigen, daß es nichts andres, als die Obrigkeit mit lügen bericht, der nächste beleidiget, Gott noch mehr erzürnet, die sünde gehäufft, die straffen werden auch nicht ausbleiben. Am Ende bitte nichts mehrers als umb eine gründl. untersuchung dabeÿ meiner meinung in diesem brieff zu überlegen, die Ehrlichen Zeugen abzuhören, und ein Schluß in dieser Sache abzufassen, dabeÿ aber versichert zu glauben, daß ich mit unterthänigsten Respect ersterben werde, biß dahin aber mich allezeit nennen werde

Euer Wohlgebohrn und Gnaden

é Carcere den 1. Februarij 1734.

umb den schaden Josephs sich bekümmernde
Johann Philipp Andrae
Mathematicus

P:S: die truckerei sagte auch die Glückin hätte vorgegeben, Sie hätte mich gewarnet, ich solle die teuffel nicht drauf machen. Dieses ist eine infame lüge, die Medallie ist bereits 4. Jahr fertig, und ich habe mein lebtag die alte Glückin mit keinem auge gesehen, als erst vor 2. Jahren mithin müste sie in einer verzuckung mit mir geredt haben, daß solches die wahrheit seÿe, daß ich die alte Vettel mit keinen augen gesehen, kan des Glücken eigene Schwester sagen, und ich kans auch mit mehr als 10: zeugen belegen. Je mehrer das anklagen, je grösser die lügen, und wird eine lüge die andere schlagen.


[Seite 437]

Wohlgeborner Gnädiger Herr.

Gegenwärtige Verantwortung ersuche dem am Montag gehabten VerhörsPuncten beÿzufügen, inmittelst ersuche die truckerei dahin anzuhalten, daß sie ihre vorgebl. brieffe herbeÿschaffen und zu sehen, was dieses vor böse leuthe sind, inzwischen bin mit aller unterthänigsten Respect

Euer Wohlgebohrn und Gnaden
unterthänigst Ergebenster
Joh: Phil: Andreae

Daß ich kein verräther oder stadtverderber bin, wie von mir am Montag gedacht worden, habe hier mit zeugen bewiesen, so wohl hohes als nidern standes.


Fußnoten

  1. Gemeint sind der Kupferdrucker Abraham Bronauer und seine Frau. Zu Abraham Bronauer (Brünauer) siehe Grieb, Manfred: Nürnerger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 185.
  2. Johann Paul Glück stammte aus Reichelsdorf. Im Verhör vom 19.10.1733 sagte Andreae über ihn, es "wäre eine bekannte Sache, daß dieser schon 4. Jahre mit dem Zollwesen, von denen hier abgehenden Kaufmanns Güthern, umgehe, auch lange Zeit alle Sonnabend hier gewesen seÿe und obacht gehabt habe, was von dergleichen abgeführet worden." In den Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calendern für 1747, 1748 und 1754 wird er als ist er als Zoll-Commissarius verzeichnet. Falckenstein verzeichnet ihn 1740 als Zoll-Inspector und 1756 als "Zoll-Commissarius von 4. Ober=Aemtern". Glücks Tochter Sybilla Helene kaufte 1764 um 6600 Gulden das Haus in der Königstraße 2 in Schwabach. Auch hier wurde der Vater als Zollkommmissar bezeichnet. Nach Schuhmann war er von 1765 bis 1770 Oberzollkommissar in Schwabach.
    Verhör Andreae, 19.10.1733, Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 239
    Dehm, Karl; Heckel, Gottlob: Häusergeschichte der Altstadt Schwabach. Schwabach 1970, S. 256
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1740, S.28
    Falckenstein, Johann Heinrich: Chronicon Svabacense. Schwabach: Johann Jacob Enderes 1756, S.83
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1747, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1748, S. 55
    Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender. 1754, S. 62
    Petzold, Johann Wolfgang: Chronik der königlich bayerischen Stadt Schwabach. Schwabach: Theodor Mizler 1854, S. 139
    Schuhmann, Günther: Die Deliciae topogeographicae Noribergenses und ihre Verfasser. Jahrbuch für fränkische Landesgeschichte 19 (1959), S. 493.
  3. Gemeint ist der Spiegelmacher Conrad Berndt (?-06.03.1739), der Vater des Kupfersteches Johann Christoph Bernd.
  4. Delineator: Zeichner.
  5. echappieren: entfliehen, entkommen.
  6. Partiten "ist in den Rechten so viel, als ein verbotener vortheilhaffter Ranck oder Geldschneiderei", vgl. Zedlers Universallexicon
  7. insinuieren: unterstellen, andeuten.
  8. Johann Holzberger (1700-?) war am 28.06.1700 im badischen Meißenheim als Sohn des Pfarrers Johann Georg Holzberger und seiner Frau Maria Salome geboren worden. Er studierte Theologie und wurde am 07.05.1734 in Ansbach ordiniert. 1734 war er Adjunkt in Sulzbach, 1735 Pfarrer im zwischen Crailsheim und Feuchtwangen gelegenen Mariäkappel. Holzberger heiratet am 24.01.1736 die Tochter eines Zollkommissärs in Schwabach , 1741 musste er wegen Ehebruchs von seiner Stelle fliehen.
    Meißenheim Mischbuch 1670-1705 (Scan 22).
    Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Nürnberg 1957, S. 211, Eintrag 1283 (Das hier angegebene Geburtsdatum ist das seines zwei Jahre älteren Bruders Johann Andreas Holzberger).
  9. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  10. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  11. Möglicherweise Franz Christoph Amtmann von der Heyden (1676-1741) oder sein Sohn.
  12. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  13. Welcher Haller hier gemeint ist, konnte bislang nicht geklärt werden.
  14. Vermutlich Burkhard Albrecht Haller (1693-1757).
  15. wörtlich: eines schlechten Raben schlechtes Ei.
  16. patibuli: Galgen.
  17. Erde kauen: ins Gras beißen, sterben.
  18. Johann Carl Löffelholz (1673-1756) war seit 1733 Ratsherr.
  19. Möglicherweise Placidus Seitz (1672-1736), der seit 1709 Abt im Benediktinerkloster Ettal war.
  20. Zum Buchdrucker Georg Christoph Lochner (1688-1760) siehe Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 2. München: Saur 2007, S. 934.
    Johann Leonhard Buggel (1650-1721) war Buchbinder, Buchhändler und Verleger. Ab 1715 war er zusammen mit seinem Schwiegersohn Andreas Seitz im Ämterbüchlein eingetragen. Offenbar hat der Schwiegersohn nach Buggels Tod das Geschäft unter dem alten Namen weitergeführt. Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 201.
  21. Zum Buchdrucker Michael Arnold (?-1759) siehe Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 36.
  22. "Schaden Josephs, ist eine Redens-Art, so von dem Zustande des Josephs genommen, als ihn seine Brüder in die Grube warffen, und er in Leibes= und Lebens=Gefahr steckte, so bekümmerten sie sich wenig darum, sondern waren lustig und fröhlich [...]", Zedlers Universallexikon, Band 34, 1742, Spalte 725

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