Briefwechsel Tobias Mayer
| Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
| Autor | Michaelis, Johann David (1717-1791)[1] |
| Empfänger | Best, William Philip[2] |
| Ort | Göttingen |
| Datum | 5. August 1754 |
| Signatur | Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: Hann. 92, Nr. 1028, Bl. 102r-103r |
| Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Wohlgebohrner Herr,
Hochgeehrtester Herr Geheimter Secretaire,
Der gütige Eifer, den Ewl. Wohlgebl. sonst vor die hieseigen Anstalten, und insonderheit vor die Aufnahme und den Ruhm der Societaet der Wißenschaften bezeigt haben, und dero gegen mich bewiesene Geneigtheit, macht mir den Muth, Ihnen eine gedoppelte Mühe auf zubürden.
1) ich übersende für den Herrn Graven Macclesfield[3] den 3ten Theil der Commentarien. Hiebeÿ habe ich einen sehr angelegentlichen Wunsch. Herr Mayer hat bereits im vorigen Tomo Mondes Tabellen eingerückt, von denen er hier p. 375 die Anwendung zu Erfindung der lognitudinis maris zeigt.[4] Ich kann nicht leugnen, daß mir und den übrigen Mitgliedern seine Sache gegründet zu seyn vorkomt: jedoch wir sind keine Mathematici, sondern er ist es, wir haben nicht nachgerechnet, und wir sind nicht iudices competentes[5]. Es würde uns aber beÿ seiner übrigen Geschicklichkeit hast ein Wunder werk seÿn, wenn er sich solte betrogen haben;
[Bl.103v]
wir finden auch so gar nicht windiges beÿ ihm, daß
wir nicht anders glauben als, er habe die frage gelöset,
auf deren Auflösung 20000 l. stehen.
So gleich gültig ich dabeÿ seyn kann, ob mein Hl College 20000 l. bekomt wenn ich nichts habe und nur etwas mehr als ein Betler bin, so sehr finde ich die Existimation unsrer Societaet, Universitaet, der deutschen Lande des Königes, dabeÿ interessieret, ob er die große Problema gefunden hat, oder nicht. Es komt darauf an daß in Engeland drüber gesprochen wird, und zwar von solchen, die den Ruhm einem Deutschen nicht aus gönnen. Nach der Gnade die Sr. Majestät vor dero Land und Vaterland haben, würde es wohl höchst denenselben zu einem allergnädigsten Wohlgefallen gereichen, wenn einer von Dero deutschen Unterthanen sich so signalisirte, und zwar das vor den Augen der Engeländer.
Darf ich daher bittten, daß Ewl. Wohlgebl. entweder diese Sache in die nöhtige Bewegung sezen, oder doch Mittel vorschlagen wollen, wie solches geschehen möge? An den Herrn Grav Macclesfield habe ich von der Materie etwas einfließen laßen, doch ohne mich zuwagen, sehr zu bitten, daß die Sache an den rechten Ort gebracht werden möchte: allein eine Unterredung Ewl. Wohlgebl. mit ihm wird desto mehr zum erwünschten
[Bl.103r]
Erfolg beÿtragen. Es wird weiter nichts, als eine unpartheÿische
Untersuchung von iudicibus competentibus
gewüscht.
2) In einer Rede, die dem besagten Tomo vorgesetzt ist, handle ich eine Materie ab, die dem Bischof von Clogher[6] angenehm seÿn möchte, und ihn vergnüglich angehet. Diese bogen habe ich an Sr. Hochwürden eingeschloßen, und Ewl. Wohlgebl. würden mich sehr obligiren, wenn Sie es möglich zu machen wüßten, daß er den Einschluß bald bekäme.
Fußnoten
- ↑ Johann David Michaelis (1717-1791) war Theologe und Orientalist an der Universität Göttingen. U.a. er entwarf für die dortige Akademie der Wissenschaften die Satzung und war einige Zeit Sekretär, dann Direktor dieser Einrichtung.
- ↑ William Philip Best war Privatsekretär des englischen Königs Georg III. und als solcher für die hannoverschen Angelegenheiten zuständig. In seiner Lebensbeschreibung schrieb Michaelis zu ihm, dass der geheime Sekretär "damals mir unbekannt und nachher mein naher Verwandter" gewesen sei. Die beiden waren Vettern, worüber Michaelis der wichtigste Verbindungsmann von Mayer nach London geworden ist.
- Macclesfield (1697-1764) war seit 1752 Präsident der Royal Society.
- ↑ Im zweiten Band der Commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis finden sich Mayers Novae tabulae Motuum Solis et Lunae (S. 383-430); im dritten Band seine Tabularum Luminarium (S. 383-430).
- ↑ iudices competentes: Kompetente Richter.
- ↑ Von 1745 bis 1758 war Robert Clayton (?-1758) Bischof von Clogher in Irland.
Von ihm stammt ein Bericht über eine Reise ins Heilige Land, die er mit Anmerkungen versehen hat. 1754 gab es
davon eine deutsche Übersetzung. In den Commentariis hatte Michaelis eine Rede publiziert, in der er sich
u.a. mit Reisen nach Palästina beschäftigte.
- Tage-Reisen von Groß-Cairo nach dem Berge Sinai und wieder zurük: aus einer Handschrift des Präfektus der Franciskaner in Egipten übersezet; mit Anmerkungen über den Ursprung der Hieroglifen und Mythologie der alten Heiden; der Gesellschaft der Alterthümer in London zugeeignet von dem hochwürdigen Robert (Clayton) Bischof zu Clogher. Hannover: Nicolai Förster 1753
- Michaelis, Johann David: Oratio de Defectibus Historiae naturalis ac Philolgiae, Itinere in Palaestinam Arabiamque suscepteo secciendis. Commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis 3, 1753, S. V-XXXIIII
