Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Trew, Christoph Jacob (1695-1769)
Ort Nürnberg
Datum Mai 1732/33[1]
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR DOPPELMEYER_JOHANN_GABRIEL[6, Bl. 1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdelgebohrener und Hochgelehrter,
Insonders Hochzuehrender Herr Doctor,
werthesther Collega.

Indeme ich bey einer geraumen Zeit her die Ehr nicht gehabt mit Ew. HochEdelgl. wie ich doch verhofft, zu sprechen, so kan ich nicht länger umhin mit wenigen auf Hl. Forsters[2] Verlangen zu vernehmen, ob Herr Doctor Beyer[3] in Altdorff, da die böhmische Bibliotheque,[4] oder zum wenigsten die mehreste davon in die Universitaet Bibliotheque gelanget, einige davon die in duplo seinem Versprechen, das er Frau Behmin in Venedig gegeben, gemäß, in die künfftige hiesige Bibliotheque bey der Anatomie einzuliefern versprochen habe, welches man gern wissen mögte. Hiebey übersende stairii Physiologiam experimentalem[5] mit schuldigem danck wieder zurück, mit bitte mir dargegen ad statum perlustrandi[6] die Acta der Petersbl.

[Bl. 1v] Academie, davon nun zwey Tomi vorhanden,[7] dann auch den bogen der commercii litterarii von dieser wochen aus, in welchen meine Tab. Meteorologia des Monaths Aprilis zu finden. Letztens bitte heut Abends Herrn Dr. Gözen,[8] nebst meiner frl. Empfehlung, frl. zu erinnern, daß Er meiner wegen der Experimentorum magneticorum bey Hl. Lic. Carln[9] eingedenck seyn möge. Womit in Eil mit aller Hochachtung verharre,

meines werthesten Herrn Collegae



ergebenster Diener  
JG Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert. Doppelmayrs meteorologische Beobachtungen finden sich von 1732 bis 1743 in den Commercii litterarii. Nur in den ersten beiden Jahrgängen wurden diese Observationen Monat für Monat eingerückt, ab 1733 finden sie sich als Block am Ende des jeweiligen Jahresbandes. Nachdem Doppelmayr um die Korrekturbögen seiner "Tab. Meteorologia" für den Monat April bittet, stammt der Brief vom Mai 1732 oder 1733. Die Einschränckung auf 1733 ergibt sich auch durch den Tod des angesprochenen "Gözen" am 22. November 1733. Zusätzlich schreibt Doppelmayr, dass von den Acta der Petersburger Akademie nun zwei Bände vorhanden sind. Band 2 der Commentarii Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae für das Jahr 1727 trägt auf dem Titelblatt die Jahreszahl 1729, die darin zu findende Widmung von Christian Goldbach ist aber mit dem Februar 1730 datiert, so dass der Band in diesem Jahr erschien. Der dritte Band für 1728 wurde laut Titelblatt auf 1732 datiert, die Widmung von Goldbach darin stammt vom September 1732. Geht man davon aus, dass Doppelmayr im Mai 1733 das Erscheinen des dritten Bandes bekannt war, ist der Brief auf den Mai 1732 zu datieren. Dazu passt auch die Erkundigung nach der "böhmischen Bibliotheque": Johannes Böhm starb 1731 und vermachte bei seinem Tod seine Bibliothek den Altdorfern.
  2. Möglicherweise Wilhelm Emanuel Forster, der sich 1716 in Altdorf einschrieb. Am 15. Februar 1735 wurde er als Rat und Provinzialarzt des Ansbacher Markgrafen in die Leopoldina aufgenommen.
    Vgl. Büchner, Andreas Elias: Academiae Sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum Historia. Halle: Gebauer 1755, S. 503 Eintrag 445
    Steinmeyer, Elias von: Die Matrikel der Universität Altdorf. Band 2: Register. Würzburg: Stürtz 1912, S. 204.
  3. Johann Jacob Baier (1677-1735) war ab 1704 Professor für Medizin in Altdorf. 1730 wurde er der Präsident der Leopoldina und holte in dieser Eigenschaft die Bibliothek der Gesellschaft von Augsburg nach Altdorf.
  4. Johann Böhm (1641-1731) war Kauffmann in Venedig und vermachte bei seinem Tod seine Bibliothek, die ca. 370 medizinische Titel umfasste, den Altdorfern.
    Vgl. Will, Georg Andreas; Nopitsch, Christian Conrad: Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Universität Altdorf. Altdorf: Monath-Kußler 1801, S. 166.
  5. Stair, James Dalrymple (Autor, 1619-1695); Schoonebeek, Adriaan (Kupferstecher): Physiologia nova experimentalis: in qua, generales notiones Aristotelis, Epicuri, & Cartesii supplentur, errores deteguntur & emendantur, atque clarae distinctae & speciales causae praecipuorum experimentorum, aliorumque phaenomenon naturalium aperiuntur: ex evidentibus principiis, quae nemo antehac perspexit, & prosecutus est. Leiden: Cornelius Boutesteyn 1686.
    James Dalrymple Stair war eigentlich ein schottischer Rechtsanwalt und Staatsmann.
  6. Ad statum perlustrandi: Zum genauen Betrachten bzw. Studieren.
  7. Siehe oben, Fußnote 1.
  8. Johann Christian Götz (1688-1733) war 1713 ins Nürnberger Collegium Medicum aufgenommen worden. 1726 wurde er "ohnbegehrt" Mitglied der Leopoldina. Er war Gründungsmitglied der 1730 gegründeten medizinischen Societät, die das Commercium litterarium herausbrachten. Er starb am 22. November 1733.
    Vgl. Büchner, Andreas Elias: Academiae Sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum Historia. Halle: Gebauer 1755, S. 498 Eintrag 391
    Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexicon, Band 1, 1755, S. 554-556.
  9. Möglicherweise Johann Christian Carl aus Hachenburg. Am 11. Dezember 1732 verteidigte er seine Schrift: Dissertatio Medica Inauguralis De Sedativo Archei. Marburg: Müller 1732. Diese Arbeit wurde im Commercium litterarium vom 15. Juli 1733, S. 223f. besprochen. Götze stand auch in Verbindung zu Johann Samuel Carl (ca. 1677-1757) in Berleburg (vgl. Commercium litterarium 3 (1733), S. 221), doch wäre bei ihm die Bezeichnung "Lic." (Lizentiat) unpassend.