Briefwechsel Erasmus Blank


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Blank, Erasmus (1677-1704)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1673-1733)
Ort Basel
Datum 16. November 1701
Signatur ZB Zürich: Ms H 297, S. 9-10
Transkription Hans Gaab, Fürth

Monsieur et tres honoré Docteur,

Eben, da ich deßen erstes, welches ich vergangenen Sonnabend mit dem Einges. auf das beste erhalten, beantworten wollte, erhielte ich von deßen Werther hand deßen anders an mich abgelassenes Schreiben, auß welchen beeden Ihro gegen mich annoch continuirende affection genügsam bin versichert worden, wünsche solche mit meiner wenigkeit zu demeriren.[1] Wegen der überschickten oration[2] habe grosse obligation, wollte mich glücklich aestimieren wenn ich dargegen wiederum gefällige dienste leisten könnte, worauf ich nicht allein biß dato sondern allezeit mit verlangen warten werde. Die Disputation habe von Hl. Decane wiederum zurückbekommen, welcher nichts darüber eingewendet sondern sich vielmehr über die Materie erfreuet, nunmehro habe solche Hl. Prof. Bernoulli[3] übergeben, welcher Sie ebenfals durchlesen wird mit versprechen wo er etwas verstünde und darzu setzen könnte, Er solches nicht sparen wollte, ich gedencke morgendes tages solche wiederum überzukommen, da ich sie dann gleich in die druckereÿ liefern, und so bald es wird seÿn können disputiren werde. Sonsten dienet zur Nachricht, daß da ich neuligst in dem Richterischen buchladen gestanden, ein hiesiger balbirer in selbigen gekommen, und alda gefraget, ob er nicht wisse wer von Lapidibus figuratis geschrieben, und ob er dergleichen bücher nicht hätte, indem er welche wegschicken sollte, als Ihn der buchführer mit Nein geantwortet, habe ich ihn gefraget, wohin er solche schicken sollte, antwortete er mir nacher Waldshud Hln. D. Langen,[4] mit welchem Er correspondirte, wiese mir zugleich einen brieff, worinnen der luidi aufgezeignet war, daß Er fleissig nach selbigen fragen sollte, mit Anhang er sollte sich zugleich bemühen einen schönen achinit[5] idem (welches Worth Er nicht lesen konnte) Ihm zu verschaffen, welches aber wohl unmöglich seÿn wird, habe mir deßwegen gleich die Rechnung gemacht, daß Hl. D. Lang entweder von dem Comte selbsten, oder wenigstens von der kürzlich in Zürich gewesenen Officien commission haben wird nach dergleichen büchern zufragen.

[S. 10]
Beÿ Hln. Brandmüllers[6] Libraires habe den Befehl verrichtet, welcher mit ehesten Hln. Gessnern[7] einen Catalogue übersenden wird; was die andere mir aufgetragene Commission betrifft wegen der elaborirten opusculorum, deren habe ich gleich mit Hln. D. Zwinger[8] so bald ich angekommen geredet, der mir gesteht daß er Ihro Excellentz schon davon berichtet und satisfaction gegeben. Hln. Lavater[9] bitte auf sein Begehren zu melden daß Hln. Mappius[10] in Straßburg schon vor 4. Monathen gestorben, und hat die Profession der junge Sebitzius[11] bekommen, der junge Mappius hat solche auch praedentirt, allein weilen Er in der Oration stecken geblieben, hat er solche quittirt. Ich habe dieser tagen in Hln. Zwingers teutscher praxi gelesen,[12] da ich denn p. M. de Venae sectione des Worth Anatomicis ebenso als wie in Ihro Excellentz phÿsique auf teutsch gegeben gefunden Leibs-Zergliederer, Neues passirt nichts. Von Nürnberg ist mir berichtet worden, daß Hl. Eimmart und Hl. Wurtzelbauer in die Societé zu Berlin recitirt worden, und stünde es gar darauff daß der erstere mitsamt seinen Observatorius dahin gehen soll.[13] Hier geht die Red als ob Hl. Geheimbder Rath Staü zu Hall gestorben, worvon ich aber von Hauß noch nichts bekommen. Beÿ Hln. D. Harter[14] habe neulichst Anlaß bekommen von Ihro Excellentz zu reden. Welcher Ihr dessein sehr rühmet, Er meint aber Sie werden bald nachlassen wenn Sie eine grosse praxin überkommen werden. Ferner habe nichts mehr zu melden, als daß ich Ihro Excellentz in Göttl. Schutz, mich aber jederzeit in deßen beharliche affection empfehle mit Verbleibung

Monsieur et tres honoré
Patron

Basel 16. 9bris 1701.

Votre      
tres humble Serviteur
E. Blanck.      

Die Frl. Doctorin und Mons. de Schönau[15]
samt aller guthen freunde bitte meinetwegen
dienstl. zu grüßen. Ich erwarte
vor meiner Abreÿße noch einmahl eine Antwort.

Hl. D. Zwinger läßt sich bestens empfehlen
und darbeÿ excusieren daß Er wegen Mangel
der Zeit nicht habe antworten können.


Fußnoten

  1. Demeriren: sich verdient machen.
  2. Im Brief vom 3. November 1701 bat Blank Scheuchzer gebeten "weilen hier gebräuchlich vor der Disputation eine kleine Oration zu halten, mir etwas dergleichen gantz kurtz aufzusetzen".
  3. Jacob Bernoulli (1654-1705) war ein bekannter Schweizer Mathematiker und Physiker.
  4. Der Schweizer Arzt und Naturforscher Karl Nicolaus Lange (1670-1741) war damals Stadtphysicus in Waldshut.
  5. Möglicherweise ein Kupfersmaragd, also das tiefgrün gefärbte Mineral Dioptas.
  6. Johann Brandmüller d. Ä. (1653-1710) war Buchdrucker und -händler in Basel.
  7. Christoph Gessner (1637-1709) war Pfarrer zu Wangen.
  8. Theodor Zwinger (1658-1724) war Mediziner und Hochschullehrer in Basel.
  9. Johann Heinrich Lavater (1645-1719) war Mediziner in Zürich.
  10. Marcus Mappus (1632-1701) war Mediziner in Straßburg. Er starb am 9. August 1701.
  11. Melchior Sebizius (1664-1709) war Professor für Anatomie und Botanik in Straßburg.
  12. Zwinger, Theodor: Sicherer und Geschwinder Artzt Oder Neues Artzney-Buch: Worinnen Alle und jede Kranckheiten des Menschlichen Leibs, nach Ordnung des Alphabeths kürtzlich und gründlich beschrieben. Basel: Richter 1695.
  13. In der Sitzung vom 11. März 1701 wurden u. a. Eimmart und Wurzelbau zur Aufnahme als auswärtige Mitglieder in die Berliner Societät vorgeschlagen. Eimmart wurde damals tatsächlich aufgenommen, Wurzelbau erst 1706. Erster Astronom der Societät wurde Gottfried Kirch.
    Kapp, Johann Erhard: Sammlung einiger vertrauten Briefe, welche zwischen dem weltberühmten Freyherrn Gottfried Wilhelm von Leibnitz und dem berühmten berlinischen Hof-Prediger Herrn Daniel Ernst Jablonski, auch andern Gelehrten, besonders über die Vereinigung der Lutherischen und Reformirten Religion, über die Auf- und Einrichtung der Kön. Preuss. Societät der Wissenschaften c. c. gewechselt worden sind. Leipzig: Breitkopf 1745, S. 296.
  14. Johann Jacob Harder (1656-1711) war ein Schweizer Mediziner und Naturwissenschaftler.
  15. Johann Heinrich von Schönau (1649?-1729) war reformierter Theologe.