Briefwechsel Johann Heinrich Müller


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Müller, Johann Heinrich (1671-1731)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1673-1733)
Ort Nürnberg
Datum 17. Oktober 1705
Signatur ZB Zürich: Ms H 298, S. 111-113
Transkription Hans Gaab, Fürth

Vir Nobilissime, Experientissime,
atque Excellentissime, Dn. Fautor &
Patrone Honoratissime!

Das Paquet an mich u. Hl. D. Lochnern[1] habe zu recht erhalten, u. erstatte für die Apologiam Marsiglianam[2] u. andere Schedae gehorsamsten Dank. In dem teutschen Exemplar Apologia Marsigl. ist der erste bogen oder Scheda A doppelt gewesen, hingegen der andere, oder Scheda B defect, um dessen Ersezung, jedoch mit guter Gelegenheit, mich zu bitten unterstehe. Es sind die Liebhaber so curieux, daß einer u. der andere die Apologia selbst zu haben, auch wol weiter zu schicken

[S. 112]
mich ersuchtet. Allein, da ich selbst nicht mehr als die 2 französischen complet habe, so muß ich rar damit seyn.

Dero löbliches institutum in Erzehlung rerum natural. Helvetia[3] findet hier bey unterschiedlichen Gelehrten trefl. applausum. Aus beygelegtem Schedula ist zu ersehen, wieviel Exemplaria vor einige gute freunde, u. durch welche Gelegenheit etc. zu verschaffen seyn möchten. Uber diese viere, werden noch zwey andrere, u. also zusammen sechs Exemplaria verlanget, u. deßfals die Bezahlung von inen besagtem Kauffmann Hl. Joh. Georg Müller[4] zu erhalten seyn. Unterdessen wird man allhier bedacht seyn, wegen continua-

[S. 113]
tion solcher Erzehlungen fernere Anstalt zu machen, daß man sie, wo möglich alle 4 Wochen haben könne, worüber jedoch mit nächsten die fernere Instruction ertheilen werde. Vom Lapide speculari oder Frauen-Eis[5] habe bißher nichts erfragen können, massen es hier alle Zeit sehr rar und were wol zu bekommen gewesen, am aller wenigsten aber in solcher Quantität zu ganzen und halben Pfundten. Werde ich aber ferner etwas erfahren, so will davon Bericht geben, der ich indessen unter Göttl. Gn. Ergebung verbleibe

Celeberrimi Nominis Tui

Cultor Observantiss.
M. J. H. Müller  

Ich werde wegen der Marsigl. Apologie
so offt sollicitiert, daß ich gerne die Bezah-
lung drum geben wollte, wenn noch einige
zumal teutsche Exemplar haben könnte. Man ap-
prehendiert sehr die justitiam causae Marsiglianae.


Fussnoten

  1. Michael Friedrich Lochner (1662-1720) war Physicus in Nürnberg und seit 1695 Korrespondent von Scheuchzer.
  2. Ludwig Ferdinands Graffen Marsiglii Antwortliche Postillen, Uber- und wider Beygehende Schrifft deß unbekanten Scribenten So betittlet wird, Vermeinte Unschuld Beider Herren Generalen Graffen von Arco und Marsiglii, Wegen der allzu- geschwind- geschehenen Ubergab der so Importanten Vestung Alt-Breysach. 1705.
  3. Die drei Bände von Scheuchzers Beschreibung der Natur-Geschichten des Schweizerlands werden auf 1706 bis 1708 datiert. N. 1 im ersten Band ist aber auf den 11. Februar 1705 datiert.
  4. Der Nürnberger Handelsmann Johann Georg Müller (?-1730) wurde 1706 in den Größeren Rat der Stadt Nürnberg aufgenommen.
  5. Fraueneis ist in der Mineralogie ein durchsichtiger, blättriger Gipsspat.