Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Krosigk, Bernhard Friedrich (1660-1714)
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Poplitz
Datum 6. Dezember 1704
Signatur Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch,
Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 80
Transkription Andreas Henkel, Wunsiedel

A Monsieur
Monsieur Pierre Kolb
à Amsterdam
in de niewe Straate
in de SonnenBloem
by Heer Wysenacker[1] .


Poplitz den 6 Dec. 1704.
[Präsentationsnotiz Kolbs]
praesens den 15 Xbr. 1704.
respondi die 16 Decembr. 1704.


Monsieur


Endtlich ist mein Neveu [Neffe] mit den überbrachten gläsern gestern alhir ankommen,[2] undt werde ich nun keine Zeit versäumen, die behörigen Machinen machen zu laßen, ob es werde recht treffen können, undt die Zeit geben. Ich habe noch Vorschläge, dadurch hoffe zu erhalten, daß zu dem großen Glase von 90 Fuß ein Canal kann appliciret undt regiret werden. Inzwischen werden 3 von meinen Schreiben alß 2 von Berlin undt eines von hier eingelauffen seyn,[3] mit den Ephemerid[ibus] Hoffmanis[4] welche ich übersandt, undt will ich künfftig etwa binnen 14 Tagen an H. Zumbachen[5] auch ein Exemplar senden, nebst dem calculo Kirchii der satellitum Jovis[6], jedoch will noch abwarten, ob etwa dieses Schreiben dieselben in Amsterdam noch finde, undt ich Nachricht erhalten köndte, ob H.

[Bl. 2]
Zumbach verlanget, daß er[??] die beyden bücher auf der post sollen ges[chickt?] werden. Die Observation die Veränderung Ascens[ionis] rectae in zwei[?] Sternen betr. habe ich so viel den einen[?] betrifft, schon in dem Ricciolo[7] gesehen, welcher auch die demonstrationen beyfüget, daß es praesupposito motu terrae nicht anders seyn kann, daß aber noch mehr dergleichen und zwar in so remarquabler varietät sich finden, habe noch nicht gewußt, undt ist daher zu conjecturien, daß die Sterne nicht in gleicher Distanz, sondern etliche viel weiter alß die andren seyn müßen. H. Haertzoecker[8] habe selbsten wieder geantwortet, undt versichert, daß er vor das übersandte glaß das geldt oder das glaß ohne Schaden wieder haben sollte. Im übrigen hoffe ich, daß die Reise nun baldt in Gottes nahmen wirdt fortgehen, was an mehren Kosten nötig, will ich aller möglichst Sorge tragen, daß an den benötigten Dingen kein mangel sey. Weil ich nun nichts bisher von H. Deutzen[9] gehöret, da ich doch alle 3 Briefe an selbigen adressiret, so weis ich nicht, ob er etwan degoutieret seyn mag, wenn solches bey zeiten wüste, wird man wohl um einen andere correspondenten sich bekümmern müßen, undt erwarte Nachricht, ob er durch H. München[10] oder durch den correspondenten des H. Dreyßigs[?][11] aus Halle, welcher den Wechsel von 500 fl. bezahlet hat, am besten kann geschehen. Die Unterweisung desjenigen, welchen die compagnie ihm zugeben wirdt, bey den observationibus zu seyn, will ich absonderlich recommendieren, weil es von großen Nutzen seyn wird, wenn künfftig die observationen köndten continuiren undt mit unß communicirt werden. Undt weilen H. Bürgermeister Witzen[12] so viel beforderung undt commoditè zu der Reise verschaffet, so wirdt dieselbe mit desto größern plaisir anzutreten und abzulegen[?] sein. Das gebet undt vorbitte, welche er von den guten freunden erlanget, soll nicht vergeßen oder versäumet werden, indeßen weis ich auch, daß er selbst nach den den regeln des christenthumbs das feste Vertrauen haben wirdt, daß ohne göttl. Willen undt vorsehung kein haar vom Haupte fallen, weniger groß Unfall begegnen könne, undt man daher auf seinen Wege undt beruf sich sicher auf des höchsten Beschirmung verlassen kan, undt in solcher Zuversicht wirdt man nicht nötig haben, auch die gegenwärtigsten gefahren im geringsten zu apprehendiren, sondern in allen fällen gutes Muthes zu seyn, undt nur auf die Ausrichtung deßen zu gedencken, welches in Standt zu bringen ged[...] Bekundt[...] nach billig löblich, undt den gantzen humano generi nützlich ist. Ich verb[leib]e alhir

Monsieur

votre tres affectionnè a vous servir
BFvKrosick

[P. S.]
Die Übersendung der Instrumente recommendire angelegentlich, damit sie wohl ge[h... Lücke] undt wohl [...?]t werden, über Schwolle [Lücke] beste seyn.


Fussnoten

  1. Zu Johann Weysenacker siehe die Anmerkung im Brief vom 26.05.1704.
  2. Vgl. den Brief Krosigks vom 22.11.1704.
  3. Überliefert sind die Briefe Krosigks vom 10.11.1704 aus Berlin und der vom 22.11.1704 aus Poplitz. Ein weiterer Brief aus Berlin ist nicht bekannt.
  4. Zu Johann Heinrich Hoffmann (1669-1716) siehe die Anmerkung im Brief vom 23.09.1700.
  5. ↑ Zu Lothar Zumbach von Koesfeld siehe die Anmerkung im Brief vom. 26.10.1704.
  6. Kirch, Gottfried: Immersiones & Emersiones Primi Satellitis In Umbram Jovis: Ex Tabulis novissimis Illustrissimi Domini Cassini, Ad Meridianum Parisiensem & annum 1704. Berlin: Schlechtiger 1704
  7. Giovanni Battista Riccioli (1598-1671) war ein bekannter jesuitischer Astronom. In seinem Hauptwerk, dem Almagestum novum von 1651 beschäftigte er sich auch mit der angeblich veränderlichen Rektaszension der Sterne.
    • Riccioli, Giovanni Battista: Almagestum Novum, Band 1,1. Bologna 1651, S. 459-460, vgl. insbesondere die Tabelle auf S. 460.
  8. Zu Nicolaas Hartsoeker (1656-1725) siehe die Anmerkung im Brief vom 26.05.1704.
  9. Zu Daniel Deutz siehe die Anmerkung im Brief vom 00.05.1704.
  10. In seinem Hauptwerk bezeichnet Kolb Georg Munck (?-1706) als Kaufmann in Amsterdam. Ein bei dem verstorbenen Munck liegengebliebener Wechsel war im Mai 1706 von Daniel Deutz ans Kap gesendet worden, vgl. Krosicks Brief vom 22.08.1706. Noch am 24.06.1706 hatte Kolb an den damals schon ein halbes Jahr verstorbenen Munck einen Brief gerichtet.
    • Caput Bonae Spei hodiernum 1719, S. 46
  11. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  12. Zu Nicolaas Witsen siehe die Anmerkungen im Brief vom 00.05.1704.


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