Galilei und Marius


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... von Fernrohren von Lipperhey gelernt. Wahrscheinlich hat Crépy in Frankreich die ersten Fernrohre hergestellt, wo sich sich bald ausbreiteten.

Ende April 1609 wurden sie in Paris in den Geschäften der Brillenmacher öffentlich angeboten.[1] In Venedig, dem Hauptsitz der Glasindustrie, wusste man bereits im Dezember 1608, dass dem Prinzen ein Instrument gezeigt worden war, mit dem man in die Ferne sehen konnte. Diese Neuigkeit war dorten Paolo Sarpi bekannt,[2] auch in Rom sprach sie sich gegen Ende April herum.[3]

Im Mai 1609 wurde das Fernrohr von einem Franzosen nach Mailand gebracht, der sich als Partner des niederländischen Erfinders ausgab.[4] Sirturus hatte die Gelegenheit es zu sehen und zu handhaben, gemeinsam mit eine Goldschmied, der es auf Anordnung des Grafen von Fuentes mit einer Röhre aus Silber versehen musste. Aber schon überall traf man Holländer, Franzosen und Italiener, die versuchten ...


Fussnoten

  1. Journal du règne de Henri IV, Roi de France et de Navarre. Par Pierre de l'Etoile Grand-Audiencier en la Chancellerie de Paris. Avec des Remarques Historiques et Politiques du Chevalier C. B. A. Et plusiers Pièces Historiques du même temps. Tome Troisième. A la Haye chez les Frères Vaillant. MDCCLXI [Tagebuch über die Herrschaft von Heinrich IV., König von Frankreich und Navarra. Von Pierre de l'Etoile (1546-1611), Vorsitzender der großen Kanzlei von Paris. Mit historischen und politischen Anmerkungen von Ritter C. B. A. Und mehreren historischen Dokumenten aus dieser Zeit. Band 3. Den Haag, bei den Brüdern Vaillant. 1761], S. 513f.: "Als ich am Donnerstag [den 30. April 1609] die Marchand-Brücke [eine alte Pariser Brücke, die 1621 durch ein Feuer zerstört wurde] überquerte, blieb ich bei einem Brillenmacher stehen, der mehreren Personen die neue Erfindung des Fernrohrs samt ihres Gebrauchs vorführte; diese Fernrohre bestehen aus einer ungefähr einen Fuß langen Röhre, an deren Ende jeweils eine Linse angebracht ist, wobei aber die eine von der anderen verschieden ist. Sie dienen dazu entfernte, kaum sichtbare Objekte deutlich zu sehen; man nähert sich dem Fernrohr mit einem Auge und schließt das andere, und betrachtet das interessierende Objekt, das sich nun zu nähern scheint und deutlich sichtbar wird, mit dem Ergebnis, dass man eine Person auf einen Abstand von etwa zwei Kilometern erkennen kann. Mir wurde gesagt, dass wir die Erfindung einem Brillenmacher aus Middelburg in Holland verdanken. Er hat letztes Jahr zwei davon für den Prinzen Moritz hergestellt, mit denen man zwei bis drei Meilen entfernte Objekte deutlich sehen kann: Der Prinz hat sie an den Rat der vereinigten Provinzen geschickt, die dafür dem Erfinder 300 Taler bezahlt haben, mit der Bedingung, dass er niemanden verraten würde, wie man sie herstellt." Auf Grund der vollkommenen Genauigkeit der geschilderten Details, die wir durch andere Angaben überprüfen können, können auch die zusätzlichen Informationen als historische Tatsache angesehen werden: Zunächst, dass es der Prinz Moritz selbst war, der das Fernrohr an die Staaten geschickt hat, was wir bereits als wahrscheinlich angesehen haben. Schließlich, dass der Erfinder wie seine Nachahmer bereits lange Fernrohre gebaut haben, die für verschiedene Distanzen geeignet waren, d.h. die unterschiedliche Vergrößerungen hatten.
  2. Berti, Domenico: La Venuta di Galileo Galilei a Padova e la Invenzione del Telescopio. Atti del Regio Istituto[!] Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Serie 3e, Vol. 16 (1870/71), S. 1785-1801, hier S. 1789 [Paolo Sarpi (1552-1623) stand mit vielen Gelehrten im Briefwechsel. Er war wohl der Erste, der in Venedig von dem in Holland erfundenen Fernrohr erfuhr].
  3. Berti (wie Fußnote 2), S. 1789, Fußnote 1.
  4. Sirturus, Hieronymus [= Rößler, Fritz, 1579-1639]: Telescopium: Sive ars perficiendi novum illud Galilaei visorium instrumentum ad sydera. Frankfurt a.M.: Paul Jacob 1618, S. 24.