Galilei und Marius


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... einige Neuigkeiten in der Astronomie, und er machte mir Hoffnung, dass ich in Kürze einen Brief von jenem erhalten würde, in dem er mit mir freundschaftlich über eine ähnliche Angelegenheit in astronomischen Fragen diskutieren wolle. In der Tat war ich über dieses Vorhaben erfreut; und während ich auf jenen Brief warte, siehe da, wird mir am 3./13. August aus Nürnberg die Abhandlung zugeschickt, die der Holsteiner bereits zuvor erwähnt hatte.

Während ich diese ziemlich begierig öffne, finde ich statt einer uranischen Freundschaft Verleumdungen, Eifersüchteleien und viel anderes Ehrenrührige gegen mich, obwohl ich doch meinerseits ihm nichts Derartiges angetan hatte, alles völlig lügenhaft herausgewürgt, so dass ich mich nicht genug wundern kann. Und was noch das Abstoßendste ist, er macht mir sogar meine religiöse Überzeugung auch in der Beschäftigung mit der Astronomie zum Vorwurf, indem er mich als Calvinisten beschimpft, der ich niemals gewesen bin. So hat jenen der Hochmut, der Neid, die überhebliche Gesinnung und der Hass auf eine Religion auf Abwege gelockt. Ich will auf derartig alberne Verleumdungen gar nicht antworten, um nicht die gereizten Hornissen noch mehr aufzustacheln, ohne dass ich allerdings dazu irgend eine Veranlassung gegeben hätte.

Es soll darauf mein Mundus Iovialis antworten, der weit davon entfernt ist, durch derartige Verleumdungen ins Wanken zu geraten, sondern vielmehr dadurch noch gestützt wird: Seine Hauptgedanken bleiben bis jetzt unerschüttert und werden auch durch Scheiner niemals wanken und zerstört werden, wenn er nicht mit stärkeren Überlegungen öffentlich auftritt. Dies jedenfallswenigstens füge ich hinzu und bekräftige es hoch und heilig, dass ich außer der Sternenbotschaft nichts von Galilei habe und auch nichts gelesen habe. Auch konnte ich bisher nicht das Buch des Apelles[1] erhalten; ich weiß nicht, ...


Fussnoten

  1. Tres Epistolae De Macvlis Solaribvs, scriptae ad Marcvm Velservm, Avgvstae Vind. II. Virvm Praefect. Cum obseruationum iconismis. Augustae Vindelicorum, Ad insigne Pinus. Cum Privilegio Caes. perpet. Anno M.DC.XII. Non. Jan. Die drei Briefe sind auf den 12. November 1611 sowie auf den folgenden 19 und 26. Dezember datiert.
    Dies Veröffentlichung von Scheiner folgte eine weitere zum selben Thema mit dem Titel: De Maculis Solarib. et stellis circa Iovem errantibus, accuratior disquisitio, ad Marcum Velserum Augustae Vind. II, Virum Perscripta. Interiectis observationum delineationibus. Augustae Vindelicorum Ad insigne pinus. Anno M.DC.XIII. Idib. Septembr. Dieses Buch ist in drei Teile geteilt, die die folgenden Daten tragen: Der erste, den 16. Januar 1612, der zweite den 14. April 1612, der dritte den 25. Juli 1612. In diesem letzten Teil findet sich Scheiners von Fabricius übernommenes Verfahren, Sonnenflecken ohne Fernrohr zu beobachten, das darin besteht, die Sonnenstrahlen durch ein kleines Loch fallen zu lassen, und so das Bild der Sonne auf einem Bildschirm abzubilden.
    Die Tres Epistolae von Scheiner, die unter dem Pseudonym Apelles veröffentlicht wurden, wurden am 6. Januar 1612 von Welser an Galilei geschickt. Galilei antwortete mit dem ersten seiner Briefe zu Sonnenflecken vom 4. März, in dem er behauptete, die Flecken schon vor 18 Monaten beobachtet zu haben. Der zweite Brief zu Sonnenflecken, wurde von Welser zusammen mit der kürzlich gedruckten Abhandlung über Dinge, die auf dem Wasser schwimmen, am 14. August 1612 verschickt. In beiden Briefen kritisierte Galilei den Apelles. Der dritte Brief, den Galilei schrieb nachdem er von der accuratior Disquisitio Kenntnis erhalten hatte, ist auf den 1. Dezember 1612 datiert.