Johann Carl

Nürnberger Architekt mit Interesse an der Astronomie.

* 13.01.1587 in Nürnberg[1] ; † 14.06.1665 in Nürnberg[2]

Lebenslauf:

Johann Carl war der Sohn des berühmten Zimmermanns Peter Carl, der u.a. für den Bau der Fleischbrücke mitverantwortlich war. Er soll sich schon sehr früh mit der Zivil- und der Militärarchitektur beschäftigt haben. Zuhause lernte er das Zeichen, das Radieren, sowie die "Perspectiv-Kunst". Später lernte er das Kannengießerhandwerk und war Schüler bei Jacob Wolff d. Ä (ca. 1546-1612), der das Pellerhaus am Egidienberg errichtet hatte. 1609 wechselte Johann Carl nach Ulm, wo er bei dem damals sehr bekannten Mathematiker Johann Faulhaber (1580-1635) ausgebildet wurde. Daraufhin begab er sich in die Niederlande, wo er sich unter Prinz Moritz aus Nassau speziell mit der Artillerie vertraut machte. Ab 1615 war er in Nürnberg tätig. 1617 wurde er Baumeister im Stadtalmosenamt, dem die Baulast für zahlreiche Gebäude oblag. 1631 wurde er Zeugmeister am Zeughaus. Hier befand sich das reichsstädtische Waffenarsenal. Im Dreißigjährigen Krieg errichtete er die Schanzen um die Reichsstadt Nürnberg. An diese Schanzen erinnern heute (fast) nur noch einige Straßennamen wie z. B. die Bärenschanze. Am bekanntesten dürfte Johann Carl für den Bau der Dreieinigkeitskirche in Regensburg geworden sein, die er zwischen 1627 und 1631 errichten ließ. Er starb am 14. Juni 1665 in Nürnberg, am 19. wurde er auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Sein Sohn Magnus Carl (25.01.1624[8]-21.02.1689[9]) sowie sein Enkel Johann Daniel Carl (04.05.1652[10]-03.12.1739[11]) wurden seine Nachfolger im Zeugamt.

Wirken:


Epitaph für Johann Carl
Johannisfriedhof, Grab 19A
Im Nürnberger Stadtarchiv haben sich Pläne von Johann Carl zur Errichtung einer Sternwarte auf einem Stadtmauerturm aus dem Jahr 1637 erhalten (B1/II Nr. LI 4/5). Diese Pläne wurden wahrscheinlich für den Altdorfer Mathematikdozenten Abdias Trew (1597-1669) angefertigt, der spätestens ab 1638 eine Sternwarte auf einem nördlich gelegenen Turm in Altdorf betrieb. Das Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg besitzt einen aus Messing gearbeiteten Proportionalzirkel, den Johann Carl 1630 signierte (WI 1532). Carl war aber auch Kartograf. Im Nürnberger Staatsarchiv haben sich (nicht verwirklichte) Pläne für Erdschanzen bei Gostenhof erhalten sowie ein Grundriss der Festung "Liechtenaw" von 1634, der die Schäden durch die dreiwöchige Belagerung durch französische Truppen im August 1633 aufzeigt. Weiter haben sich Karten von Waldungen erhalten, die dazu dienten Streitereien um Besitzrechte zu klären.

Mitgliedschaften und Ehrungen:

Johann Carl wurde 1633 Mitglied des Größeren Rates der Stadt Nürnberg.

Literatur:

Links:


Fußnoten

  1. "Petter Carl, Veronica, Hanns, 13 Ianuarius 1587", Taufen St. Lorenz 1560-1599, S. 600 (Scan 291).
  2. "Der Ehrn= und Mannvest Johann Carl, Eines Wol Edlen, Gestrengen und Hochweißen Raths alhier wolverdienter Zeügmeister und Ingenieur im Zeüchhauß ☽. 19. Junij [1665]", Bestattungen St. Lorenz 1637-1667, S. 334 (Scan 235), Nr. 156.
  3. Laut Doppelmayr 1730, S. 213 ist Peter Carl in "Helling, einem denen Herren von Lendersheim zugehörigen Dorffe" geboren. Ein Dorf dieses Namens gibt es heute nicht mehr.
  4. Todesdatum nach Grieb 1, 2007, S. 218. Er soll in Sandhausen bei Worms gestorben sein.
  5. "Der Erbar Manhaft und Kunstreich Johann Carl eines Ehrb. Fürn.[?] und weißen Raths alhie bestelten Ingenieur, deß Ersamen M. Peter Carls Werck und Waffen meisters alhie eheleiblicher Sohn; Jungfrau Ursula deß Erbarn und fürnehmen Jacob Kochs ehel. tochter. in chors 31 Julij [1615]", Trauungen St. Lorenz 1609-1663, S. 417 (Scan 183).
  6. "Die Erbar und Tugentsam Fraw Ursula deß Erbarn Mannhafften undt kunstreichen Joahnn Carl eines L. L. Raths bestelter Zeugmeisters alhie Eheliche Haußfrau im Zeughauß 3 leich. ☽. 21 Decemb: [1635]", Bestattungen St. Lorenz 1631-1636, S. 201 (Scan 105).
  7. "Hanns Carl Zeügmeister u. Ingenieurs alhier: J. Mag. Catharina H. Christoff Boschens S. Tocht. copulati st privatim jussu Magistratus beÿ H. Sebastian, Lantzrigs[?] in der Pfannenschmidgaßen d. 19. 7bris votiv [September 1637]", Trauungen St. Lorenz 1609-1663, S. 548 (Scan 252).
  8. "Hannß Carl, Ursula, Magnus 28. [Januar 1624]", Taufen St. Lorenz 1600-1626, S. 473 (Scan 235).
  9. "Der [...] Mannvest Magnus Carl, E. Hochl. und Hochw. Raths allhier, wolverdienten Zeugmeister und Ingenieur im Zeughauß daselbst. ♃ 21. dito [Februar 1689]", Bestattungen St. Lorenz 1668-1702, S. 444 (Scan 311).
  10. "Magnus Carl, jung leutenant, Elena Susanna, Hanns Daniel, Daniel von Lierdt, Handelsman. 4. [Mai] 1652", Taufen St. Lorenz 1646-1667, S. 720 (Scan 331).
  11. "Der Wol Edel u. Gestreng Johann Daniel Carl, E. HochEdel u: Hochweisen Raths wolverdienter Zeuchmeister am Hafners Pläzlein, aetat: 87 Jahr. ♃ d. 3. Dec, [1739] dreÿer Leich St. Johann", Bestattungen St. Lorenz 1703-1741, S. 534 (Scan 346), Eintrag 154.


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