Niclas Heybeck

Fälschlicherweise als einer der frühesten Astronomen Nürnbergs bezeichnet.

* in Erfurt ; † nach 1394

Lebenslauf:

1444 erwarb der Kardinal Nicolaus von Cusanus (1401-1464) in Nürnberg 16 astronomische und astrologische Schriften sowie 3 Instrumente. Die Instrumente sowie zumindest einige der Schriften haben sich im Cusanusstift in Bernkastel-Kues erhalten. 1919 brachte Johann Franz Hartmann (1865-1936) seine Untersuchungen zu diesen Geräten heraus. Da die Geräte nicht signiert und datiert sind, suchte er in den vorhandenen Codices nach Spuren. Im Codex 211 fand er eine einem Nicholas von Heybech aus Erfurt zugeschriebene Tabelle, mit deren Hilfe die wahren Zeiten der Neu- und Vollmonde ohne großen rechnerischen Aufwand ermittelt werden können. Dieser Codex weist deutlich Bezüge zu Nürnberg auf und scheint um 1427 geschrieben worden zu sein. Hartmann fand weiter heraus, dass sich ein Nicolaus Heybeck 1421 in Erfurt eingeschrieben hat. Der Nürnberger Oberarchivrat Albert Gümbel (1866-1931) übermittelte ihm zwei ihm bekannten Stellen zu einem 1431/34 in Nürnberg erwähnten "Magister Nicolao, orlogista" sowie zu einem 1446 genannten "Maister Niclas Astronomino". Hartmann vermutete damit, dass Heybech um 1405 geboren sei, sich 1427 und 1431 in Nürnberg aufhielt und nach 1446 verstorben sei. Ernst Zinner (1886-1970) hat diese Spekulationen dahingehend ausgebaut, dass Cusanus 1444 wohl den Nachlass von Heybech aufgekauft hat. Er wies zudem auf Tafeln in Kues hin, die ebenfalls von Heybech geschrieben worden sein sollen, aber schon von 1392 stammen. Zudem schrieb er ihm Tafeln aus dem Historischen Archiv in Köln zu, mittels derer für den Pariser Meridian, die Neu- und Vollmonde für 1384 bis 1407 ermittelt werden können.

Bereits 1963 wies Alois Krchňák in seiner gründlichen Analyse der astronomischen Handschriften aus Bernkastel-Kues darauf hin, dass all dies unhaltbare Spekulationen sind. Stattdessen entwarf er folgendes Lebensbild: Heybech hat sich vermutlich 1376 an der Universität in Prag eingeschrieben. Später muss er sich längere Zeit in Paris aufgehalten haben, wo seine Tafeln aus dem Historischen Archiv in Köln entstanden, aber auch die weiteren Tafeln von 1392. 1394 ist er noch in Südfrankreich oder Oberitalien nachweisbar, danach verliert sich seine Spur. Dass er sich jemals in Nürnberg aufgehalten hat, ist nicht nachweisbar. Wenn in den oben angeführten Tafeln von 1427 steht, dass Heybech diese selbst entworfen und geschrieben habe, so handelt es um eine Abschrift eines unbekannten Schreibers, der den Text von 1392 einfach abgeschrieben hat. Für Verwirrung sorgte dann der Student, der sich 1421 in Erfurt einschrieb, über den wir aber schlicht nichts wissen. Auch Spekulationen von Dana Burrett Durand von 1952, dass dieser Student die sogenannten Trier-Koblenzer Kartenfragmente entworfen habe, sind haltlos.

Literatur:



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