
Johann Leonhard Späth
Letzter Dozent für Mathematik und Physik in Altdorf und erster Mathematikprofessor an der Universität München.* 11.11.1759 in Augsburg ; † 31.03.1842 in München
- Vater: Johann Georg Späth, Gehilfe des Lechmeisters.
- Mutter: Wäscherin für Feinwäsche.
- Heirat: 13.10.1789 in Fürth,[1] Sybille Wilhelmine Sophie Baureis, Kaufmannstochter aus Nürnberg.
- Kinder: Nicht bekannt.
Lebenslauf:
Der Augsburger Johann Leonhard Späth hatte sich selbst mit der Mathematik und Physik bekannt gemacht. Auf Empfehlung des Rektors des Gymnasiums, das er besuchte, trat er 1775 in die damals sehr bekannte Werkstätte von Georg Friedrich Brander (1713-1783) ein, in der mathematisch-physikalische und astronomische Instrumente aller Art hergestellt wurden. Erst 1785 begann er sein Studium in Altdorf, wo er hauptsächlich bei Johann Tobias Mayer (1752-1830) Mathematik hörte. Da sein Stipendium nicht ausreichte, schaffte er sich mit bisher Erspartem Werkzeuge an, und fing an, für seinen Lehrer und für andere geometrische Werkzeuge zu verfertigen. Nach Mayers Weggang aus Altdorf begann er 1787 eine Wanderung quer durch Deutschland. Längere Zeit hielt er sich in Leipzig bei dem dortigen Ordinarius für Physik, Karl Friedrich Hindenburg (1741-1808) auf. Hier erhielt er am 30. Mai 1788 die Nachricht, dass ihm die Nachfolge von Mayer in Altdorf angeboten wurde. In Altdorf angekommen richtete Späth als erstes ein Offizin ein, in dem er mathematische und physikalische Geräte aller Art herstellen konnte. 1795 wurde für Späth zusätzlich ein Lehrstuhl für Forstwirtschaft eingerichtet.
Nach der Schließung der Universität Altdorf ging Späth nach München, wo er später der erste Mathematikprofessor an der Universität wurde. Hier entstanden eine Reihe von Schriften zur Astronomie, die stark spekulativ waren und die deswegen Späth in den Ruf eines schwärmerischen Naturforschers brachten, der wenig konkretes zu bieten hat. Im März 1842 starb er in München.
Wirken:
Der Gymnasiallehrer Friedrich Gedike (1759-1803) bereiste im Auftrag des preußischen Königs eine Reihe von Universitäten. Im Juli 1789 hielt er sich für wahrscheinlich nur ein bis zwei Tage in Altdorf auf. Über Späth urteilte er: "Den Prof. Spät hörte ich in der Physik. Er schien mir nicht die Gabe der Deutlichkeit zu besitzen, überdies spricht er zu schnell. Er ist übrigens ein geschikter Mechanikus." Späth scheint also kein begnadeter Redner gewesen zu sein, doch wurde er in seiner Altdorfer Zeit als Geodät bekannt und geschätzt. Er veranstaltete zahlreiche Übungen im Freien und ließ seine Studenten selbständig Messungen vornehmen. Darüber wurde er zum anerkannten Sachverständigen in Vermessungsangelegenheiten, darüber begann er auch sich in die Forstwirtschaft einzuarbeiten und beschäftigte sich mit den damit verbundenen juristischen Problemen. Eine Folge seiner genauen Kenntnisse der Instrumentenherstellung war wohl, dass er sich auch theoretische intensiv mit den Fehlern dieser Geräte auseinander setzte.Mitgliedschaften und Ehrungen:
1788 wurde Späth Mitglied der Kurmainzischen Akademie, das ist die heutige Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Um diese Zeit wurde er auch in die Augsburger Kunstakademie aufgenommen. 1812 erhielt Späth den Titel eines Königlich-Bayerischen Hofrats. 1824 wurde er außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu München, 1834 ordentliches Mitglied.Ausgewählte Werke:
- Eine vollständige Bibliographie der Arbeiten Späths findet sich in Gaab: Altdorf 2011, S. 211-219
Eigenständige Veröffentlichungen
- Ueber den Bau, Effect und Berechnung einer
Walzmaschine.
Erfurt: Keyser 1788
- Rezension:
- Allgemeine Literatur-Zeitung, März 1789, Bd. 1, Nr. 67, Sp. 533-534
- Abhandlung zu Berechnung des Grades der Genauigkeit, mit welcher auf einen
Mauerquadranten nach John Birds
und Georg Friedr. Brandners Theilungs-Methode die Abtheilung der Theilkreise in
90 und 96 Theilung vollführt werden kann. Leipzig: Schwickert 1788
- Rezensionen:
- Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 89, 1789, S. 124-125
- Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1788, dort S. 1512-1514
- Analytische
Untersuchungen
über die Zuverläßigkeit, mit welcher ein Landmesser vermittelst verschiedener
Geometer-Werkzeuge Winkel und Linien abmessen kann. Nürnberg: Monath 1789
- Rezensionen:
- Allgemeine Literatur-Zeitung, November 1789, Bd. 4, Nr. 345, Sp. 326-328
- Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 92, 1790, S. 446-447
- Photometrische
Untersuchungen
über die Zuverläßigkeit, mit welcher wir entfernte Gegenstände
vermittelst dioptrischer Fernröhre beobachten können.
Leipzig: Schwickert 1789
- Rezensionen:
- Allgemeine Literatur-Zeitung, 10. September 1789, Bd. 3, Nr. 284, Sp. 721-725
- Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 96, 1790, S. 456-457
- Elias Schulzens geometrisches Handbüchlein. Nürnberg: Monath 1789.
- Originalausgabe von 1754
- Rezensionen:
- Allgemeine Literatur-Zeitung, 10. September 1789, Bd. 4, Nr. 395, Sp. 723f.
- Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 97/2, 1791, S. 455-456
- Geodäsie oder Anweisung zum Feldmeßen z. Gebr. auf Schulen. Nürnberg &
Altdorf: Schneider 1790.
- Rezensionen:
- Allgemeine Literatur-Zeitung, Mai 1792, Bd. 2, Nr. 119, Sp. 267-269
- Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1791, dort S. 806-807
- Abhandlung
über Elektrometer. Nürnberg: Adam Gottlieb Schneider 1791
- Rezension:
Allgemeine Deutsche Bibliothek,
Bd. 105,
1791,
S. 158
- Neuauflage 1796
- Rezension;
- Rezensionen:
- Allgemeinen Literatur-Zeitung, Januar 1797, Bd. 1, Nr. 28, Sp. 223-224
- Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1796, dort S. 783-784
- Rezensionen:
- Allgemeinen Literatur-Zeitung, Januar 1797, Bd. 1, Nr. 28, Sp. 223-224
- Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1798, dort S. 137-141
- Rezensionen:
- Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 68, 1801, S. 147-148
- Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1800, dort S. 1447-1448
- Rezension:
- Allgemeinen Literatur-Zeitung, Mai 1810, Bd. 2, Nr. 133, Sp. 117-120
- Abhandlung 1, 1812
- Anhandlung 2, 1813
- Rezension:
- Göttingische gelehrte Anzeigen, 1818, dort S. 1549-1551
- Band 1, 1818
- Neuauflage 1820
- Band 2, 1824
- Rezensionen:
- Göttingische Gelehrten Anzeigen, 1835,2, dort S. 1879
- Archiv für die gesammte Naturlehre 27 (1835), S. 398-399
Zeitschriftenbeiträge
- Band 1, 1824
- Ueber die bewegende Kraft eines unterschlägigen Wasserrades, S. 234-243
- Astronomisches Jahrbuch für
1792 (1789)
- Über die Zuverlässigkeit der Beobachtung mit astronomischen Fernröhren, Quadranten und besonders Hadleyschen Sextanten, S. 133-145
- Astronomisches Jahrbuch für
1793 (1790)
- Aus einigen Briefen des Herrn Professor Späth in Altdorf, S. 102-103
- Ueber die Größe des Irthumes einer Beobachtung, welche mit einem Mauerquadranten angestellet worden, an welchem alles fehlerhaft ist, was auf die Beobachtung Einfluß haben mag; nebst einer Anzeige von neu erfundenen Astronomischen Instrumenten, S. 211-217
- Astronomisches Jahrbuch für
1794 (1791)
- über die Parallaxe und Größe der Fixsternes, S. 246-251
- Astronomisches Jahrbuch für
1795 (1792)
- Photometrische Untersuchung über die Beobachtungen der Verfinsterungen der Jupiters Monde, S. 153-160
- Supplementband I (1793)
- Ueber die Versinnlichung der Deutlichkeit, mit welcher ein Fixstern in einem Reflector gesehen werden mag, S. 87-105
- Band 3, 1791
- Über einen neuen Eudiometer, S. 179-188
- Untersuchungen über das Feuer, S. 366-436
- Band 4, 1791
- Berechnung des senkrechten Abstandes, der höchsten Stelle der Grundfläche von Augsburg über die Fläche des mittelländischen Meeres, S. 36-40
- Abhandlung über Dichtigkeit und Elasticität des Medii unter dem Recipienten einer Luftpumpe, S. 351-361
- Abhandlung über die Spannkraft der Electrizität in dem Leiter einer Electrisirmaschine, und den relativen Effect dieser Werkzeuge, S. 361-373
- Band V, 1792
- Beantwortung der Frage: In wie ferne verträgt sich die Aufhebung der Gemeinheit in Nürnbergischen Gemeinwaldungen mit dem Interesse des Staaates?, Heft 4, S. 385-407
- Band 8, 1822
- Über die Verdichtung des fließenden Wassers, Nr. XXVIII, S. 218-224
- Band 9, 1822
- Statik der Windkessel, Nr. VI, S. 74-84
- Band 10, 1823
- Statik der Natur flüssiger und geschmolzener Körper, Nr. XXIX, S. 169-178
- Band 11, 1823
- Statik der gasartigen Auflösungen mineralischer Körper, Nr. XXXVI, S. 218-229
- Band 12, 1823
- Statik der Dampfkessel, Nr. II, S. 17-26
- Band 15, 1824
- Ueber die pyrometrische Ausdehnung des Eisens in hohen Hizgraden, Nr. XL, S. 222-230
- Ueber ein neues Verfahren, hohe Hizgrade mit einem Wedgewoodschen Pyrometer zu messen, Nr. XLI, S. 230-234
- Band 17, 1825
- Ueber die Tragbarkeit der Union-Kettenbrüke, Nr. XXXIII, S. 146-151
Archiv für die gesammte Naturlehre
Astronomisches Jahrbuch
Journal für das Forst- und Jagdwesen
Grens Journal der Physik
Journal von und für Franken
Dingler's Polytechnisches Journal
Literatur:
- Gaab, Hans: Astronomie in Altdorf. Neuhaus: Altnürnbergische Landschaft e.V. 2011, S. 151-170
- Meusel, Johann Georg: Das gelehrte Teutschland, Bd. 7, 1798, S. 545-548
- Müller, Franz Johann: Der Geodät Joh. Leonhard Späth aus Augsburg 1759-1842). Der erste Mathematik-Professor der Münchner Universität. Bayerische Zeitschrift für Vermessungswesen 26(3/4, April 1927), S. 59-75
- Uebele, Hellfried: Mathematiker und Physiker aus der ersten Zeit der Münchner Universität. Johann Leonhard Späth, Thaddäus Siber und ihre Fachkollegen. München 1972
Links:
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Nürnbergkarte von Späth, erschienen ca. 1810
- Karte vom ehemal. Franken oder dem Mayn- und Rezat-Kreis des Königreichs Bayern, den Grosherzogthümern Frankfurth und Würzburg nebst den angränzenden Staaten. Nürnberg 1811
Fußnoten
- ↑ "Dom. XVIII p. Trin. d. 11. Oct [1789] Der HochEdelgebohrne und hochgelehrte Herr Johann Leonhard Späth beÿ der hiesigen löbl. Universität ordentl. öffentl. Lehrer der Mathematik und Phÿsik, auch Mitglieder der Akadamie der nüzl. Wissenschaften zu Erfurt, des wohledlen Herrn Johann Georg Späth, Bürgers in der Kaiserl. freyen Reichsstadt Augspurg ehel. erzeugter Herr Sohn, und die wohledle Jungfrau Sÿbilla Sophia Wilhelmina, des woledlen und wohlfürnehmen Herrn Karl Friedrich Baureis, Kauf- und Handelsherr in der kais. freÿn Reichsstadt Nürnberg, ehel. erzeugte Jgfr. Tochter. Hoch. zu Fürth den 13. Oct." Trauungen Altdorf 1718-1812, S. 982 (Scan 496), Eintrag 39.