Johann Leonhard Späth

Letzter Dozent für Mathematik und Physik in Altdorf und erster Mathematikprofessor an der Universität München.

* 11.11.1759 in Augsburg ; † 31.03.1842 in München

Lebenslauf:

Der Augsburger Johann Leonhard Späth hatte sich selbst mit der Mathematik und Physik bekannt gemacht. Auf Empfehlung des Rektors des Gymnasiums, das er besuchte, trat er 1775 in die damals sehr bekannte Werkstätte von Georg Friedrich Brander (1713-1783) ein, in der mathematisch-physikalische und astronomische Instrumente aller Art hergestellt wurden. Erst 1785 begann er sein Studium in Altdorf, wo er hauptsächlich bei Johann Tobias Mayer (1752-1830) Mathematik hörte. Da sein Stipendium nicht ausreichte, schaffte er sich mit bisher Erspartem Werkzeuge an, und fing an, für seinen Lehrer und für andere geometrische Werkzeuge zu verfertigen. Nach Mayers Weggang aus Altdorf begann er 1787 eine Wanderung quer durch Deutschland. Längere Zeit hielt er sich in Leipzig bei dem dortigen Ordinarius für Physik, Karl Friedrich Hindenburg (1741-1808) auf. Hier erhielt er am 30. Mai 1788 die Nachricht, dass ihm die Nachfolge von Mayer in Altdorf angeboten wurde. In Altdorf angekommen richtete Späth als erstes ein Offizin ein, in dem er mathematische und physikalische Geräte aller Art herstellen konnte. 1795 wurde für Späth zusätzlich ein Lehrstuhl für Forstwirtschaft eingerichtet.

Nach der Schließung der Universität Altdorf ging Späth nach München, wo er später der erste Mathematikprofessor an der Universität wurde. Hier entstanden eine Reihe von Schriften zur Astronomie, die stark spekulativ waren und die deswegen Späth in den Ruf eines schwärmerischen Naturforschers brachten, der wenig konkretes zu bieten hat. Im März 1842 starb er in München.

Wirken:

Der Gymnasiallehrer Friedrich Gedike (1759-1803) bereiste im Auftrag des preußischen Königs eine Reihe von Universitäten. Im Juli 1789 hielt er sich für wahrscheinlich nur ein bis zwei Tage in Altdorf auf. Über Späth urteilte er: "Den Prof. Spät hörte ich in der Physik. Er schien mir nicht die Gabe der Deutlichkeit zu besitzen, überdies spricht er zu schnell. Er ist übrigens ein geschikter Mechanikus." Späth scheint also kein begnadeter Redner gewesen zu sein, doch wurde er in seiner Altdorfer Zeit als Geodät bekannt und geschätzt. Er veranstaltete zahlreiche Übungen im Freien und ließ seine Studenten selbständig Messungen vornehmen. Darüber wurde er zum anerkannten Sachverständigen in Vermessungsangelegenheiten, darüber begann er auch sich in die Forstwirtschaft einzuarbeiten und beschäftigte sich mit den damit verbundenen juristischen Problemen. Eine Folge seiner genauen Kenntnisse der Instrumentenherstellung war wohl, dass er sich auch theoretische intensiv mit den Fehlern dieser Geräte auseinander setzte.

Mitgliedschaften und Ehrungen:

1788 wurde Späth Mitglied der Kurmainzischen Akademie, das ist die heutige Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Um diese Zeit wurde er auch in die Augsburger Kunstakademie aufgenommen. 1812 erhielt Späth den Titel eines Königlich-Bayerischen Hofrats. 1824 wurde er außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu München, 1834 ordentliches Mitglied.

Ausgewählte Werke:

Eigenständige Veröffentlichungen
  • Ueber den Bau, Effect und Berechnung einer Walzmaschine. Erfurt: Keyser 1788
      Rezension:
    • Allgemeine Literatur-Zeitung, März 1789, Bd. 1, Nr. 67, Sp. 533-534
  • Abhandlung zu Berechnung des Grades der Genauigkeit, mit welcher auf einen Mauerquadranten nach John Birds und Georg Friedr. Brandners Theilungs-Methode die Abtheilung der Theilkreise in 90 und 96 Theilung vollführt werden kann. Leipzig: Schwickert 1788
      Rezensionen:
    • Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 89, 1789, S. 124-125
    • Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1788, dort S. 1512-1514
  • Analytische Untersuchungen über die Zuverläßigkeit, mit welcher ein Landmesser vermittelst verschiedener Geometer-Werkzeuge Winkel und Linien abmessen kann. Nürnberg: Monath 1789
  • Photometrische Untersuchungen über die Zuverläßigkeit, mit welcher wir entfernte Gegenstände vermittelst dioptrischer Fernröhre beobachten können. Leipzig: Schwickert 1789
  • Elias Schulzens geometrisches Handbüchlein. Nürnberg: Monath 1789.
  • Geodäsie oder Anweisung zum Feldmeßen z. Gebr. auf Schulen. Nürnberg & Altdorf: Schneider 1790.
      Rezensionen:
    • Allgemeine Literatur-Zeitung, Mai 1792, Bd. 2, Nr. 119, Sp. 267-269
    • Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1791, dort S. 806-807
  • Abhandlung über Elektrometer. Nürnberg: Adam Gottlieb Schneider 1791
      Rezension: Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 105, 1791, S. 158
  • Practische Anweisung allerley Arten von Bräu-, Brenn- und Farb-Gefäßen, so wie runde, ovale, Ey- und Polygon-Fäßer zu visieren. Nürnberg: Johann Adam Stein 1794
      Rezensionen:
    • Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1794, dort S. 1420-1421
    • Allgemeinen Literatur-Zeitung, Mai 1798, Bd. 2, Nr. 155, Sp. 407f.
  • Abhandlung von runden, ovalen, ey- und vielekkichten Fäßern. Nürnberg: Johann Adam Stein 1794
    • Neuauflage 1796
      Rezension; Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 34, 1797, S. 89-94
  • Commentatio de Observatione Eclipsium Satellitum Iovis. Altdorf: Meyer 1795
  • Über die örtliche progressive Wachsthumszunahme der Waldbäume. Nürnberg: Stein 1796
  • Anleitung, die Mathematik und physikalische Chemie auf das Forstwesen und forstliche Camerale nützlich anzuwenden. Nürnberg: Stein 1797
      Rezensionen:
    • Allgemeinen Literatur-Zeitung, Januar 1797, Bd. 1, Nr. 28, Sp. 223-224
    • Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1798, dort S. 137-141
  • Abhandlung über den forstlichen Zuwachs und Gehaubestimmung. Ulm: Stettin 1798
  • Praktische Abhandlung über das Verkohlen des Holzes. Nürnberg: Gabriel Nicolaus Raspe 1800
      Rezensionen:
    • Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, Bd. 68, 1801, S. 147-148
    • Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1800, dort S. 1447-1448
  • Handbuch der Forstwirtschaft. 4. Bände. Nürnberg: Raspe 1801-1805
    Die einzelnen Bände
  • Abhandlung über die Periodischen Durchforstungen. Nürnberg: Johann Adam Stein 1802
      Rezension:
    • Allgemeinen Literatur-Zeitung, Juli 1804, Bd. 3, Nr. 209, Sp. 120
  • Abhandlung über die practische aufnahme der grundsteuer für die hofverbande und für walzende Stücke. Nürnberg: Wittwer 1809
      Rezension:
    • Allgemeinen Literatur-Zeitung, Mai 1810, Bd. 2, Nr. 133, Sp. 117-120
  • Die Visierkunst. Nürnberg: Johann Adam Stein 1810
  • Statik der hölzernen Bogenbrücken. München 1811
  • Statik und Dynamik der Physik. 2 Bände, Nürnberg: Johann Adam Stein 1812/13
  • Ueber die Entstehung und Ausbildung des Sternhimmels, oder: die Cosmogonie; in Grundlegung der neuesten Beobachtungen nach eigenen Ansichten aufgestellt. Nürnberg: Johann Leonhard Schrag 1815
  • Die höhere Geodäsie oder die Wissenschaft, die Reiche der Erde, und diese selbst, geographisch aufzunehmen und zu chartieren. München: Fleischmann 1816
      Rezension:
    • Göttingische gelehrte Anzeigen, 1818, dort S. 1549-1551
  • Sendschreiben an einen Recensenten der Leipziger Litteraturzeitung. München: Fleischmann 1817
  • Abhandlung über die grundsteuer nach dem reinen und rohen ertrag der stücke. München: Fleischmann 1818
  • Die practische Geometrie, angewandt für die Aufnahme großer Distrikte. 2 Bände, Nürnberg: Riegel und Wieserner 1818-1824
  • Praxis der Güter-arrondirung. Nürnberg: Riegel und Wiessner 1819
  • Ueber den natürlichen Magnetismus unserer Erde; über das Nordlicht, Sonnenflecken, Feuerkugeln, Sternschnuppen und Cometen. Nürnberg: Johann Adam Stein 1822
  • Taxation der Hut-, Zehend-, Jagd-, Forst- und Eigenherrlichen Rechte. Nürnberg: Johann Adam Stein 1824
  • Über das Materielle des Vortrages der Mathematik, Physik und Chemie auf unseren Gymnasien, Lyceen, Universitäten und technischen Instituten. München 1832
  • Ueber die Natur der Gase, oder, Die Gasometrie. München: Georg Franz 1835
  • Ueber die Natur, Veränderungen und Dauer unserer Sonne. München: Karl Wolf 1835
  • Ueber die Lichtstärke der Fixsterne und Sonnen nach ihrem veränderlichen Glanze. München: Georg Franz 1837
  • Kurze Darstellung des sechzigjährigen Wirkens des Königl. bayer. Hofraths Joh. Leonhard Späth, von ihm selbst bearbeitet. München: Georg Franz 1838


Zeitschriftenbeiträge

Literatur:

Links:


Fußnoten

  1. "Dom. XVIII p. Trin. d. 11. Oct [1789] Der HochEdelgebohrne und hochgelehrte Herr Johann Leonhard Späth beÿ der hiesigen löbl. Universität ordentl. öffentl. Lehrer der Mathematik und Phÿsik, auch Mitglieder der Akadamie der nüzl. Wissenschaften zu Erfurt, des wohledlen Herrn Johann Georg Späth, Bürgers in der Kaiserl. freyen Reichsstadt Augspurg ehel. erzeugter Herr Sohn, und die wohledle Jungfrau Sÿbilla Sophia Wilhelmina, des woledlen und wohlfürnehmen Herrn Karl Friedrich Baureis, Kauf- und Handelsherr in der kais. freÿn Reichsstadt Nürnberg, ehel. erzeugte Jgfr. Tochter. Hoch. zu Fürth den 13. Oct." Trauungen Altdorf 1718-1812, S. 982 (Scan 496), Eintrag 39.


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