Johann Georg Volkamer
Bekannter Stadtarzt in Nürnberg, der in seiner Freizeit Sonnenuhren herstellte.* 09.06.1616 in Nürnberg ; † 17.05.1693 in Nürnberg.
- Vater: Johann Volkamer (10.1576-10.05.1660) aus Lobenstein.
- Mutter: Helena Ayrer (09.10.1575-25.08.1626).
- Heirat: 07.08.1643 Barbara Vierer (27.02.1622-26.05.1693).
- Kinder: 6 Söhne, 6 Töchter.
Lebenslauf:
Die Familie Volkamer ist nicht mit der Nürnberger Patrizierfamilie der Volckamers von Kirchensittenbach verwandt, vielmehr wanderte der Vater Johann Volkamer von Lobenstein nach Nürnberg ein. Der Sohn Johann Georg begann sein Studium 1633 in Jena. 1636 wechselte er nach Altdorf, wo er sich für das Studium der Medizin entschied. Zwischen 1638 und 1642 bereiste er zweimal Italien. Im April 1643 wurde er in Altdorf Doktor der Medizin und kurz darauf ins Nürnberger Collegium Medicum aufgenommen. 1676 wurde er in die Leopoldina aufgenommen, deren Präsident er von 1686 bis zu seinem Lebensende war. Zwischenzeitlich hatte er auch die Miscellanea Curiosa, die Zeitschrift der Leopoldina herausgeben. Hochangesehen starb er 1693 in Nürnberg. Sein Sohn Johann Christoph Volkamer (1644-1720) veröffentlichte 1708 den bekannten Band über die Nürnbergischen Hesperides.Wirken:
Neben der Medizin interessierte sich Volkamer vor allem für physikalische und mathematische Probleme, insbesondere baute er in seiner Freizeit Sonnenuhren. Deren Schattenwerfer muss genau in die Nord-Süd-Richtung ausgerichtet werden, wozu man Kompasse benützte. Deren Anzeige ist allerdings um die sogenannte Missweisung zu korrigieren: An fast keinem Ort der Erde zeigt eine frei aufgehängte Magnetnadel exakt in die Nord-Süd-Richtung, sondern die Südspitze weicht in der Regel um einen kleinen Winkel nach Osten oder Westen ab. Die Existenz dieses Missweisung genannten Winkels war lange Zeit bekannt. Weniger bekannt war, dass sich dieser Winkel im Laufe der Zeit langsam ändert. Volkamer ging von einer Missweisung von 80 Ost aus, ein Wert, den seiner Meinung nach die Mechaniker Nürnbergs seit langer Zeit für „unzweifelhaft“ gehalten hatten. Doppelmayr hat diese Version in seiner Historische Nachricht übernommen und sie wurde darüber weit verbreitet. Untersuchungen an 78 datierbaren Sonnenuhren zeigten jedoch, dass die Nürnberger Kompassmacher die Werte immer wieder aktualisierten. Volkamer wollte aber nun den genauen Wert für die Missweisung wissen und wandte sich dazu an den in der Astronomie bewanderten Georg Christoph Eimmart (1638-1705). Darüber wurde ein Programm zur Beobachtung des Erdmagnetfeldes initiiert, das in Nürnberg jahrelang verfolgt wurde. Volkamer soll auch geschickt in der „Verfertigung schöner optischer Gläser“ gewesen sein. Er stellte möglicherweise selbst Teleskope her.Mitgliedschaften und Ehrungen:
1646 wurde Volkamer in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen. 1676 wurde er in die Leopoldina aufgenommen.Ausgewählte Werke:
- Magneticae Declinationis Noribergae hoc anno instituta observatio. In:
Literae subjectissime
supplices ad illustrissimum dn. dn. Raymundum, tum, s.r.i. comitem nunc,
serenissimum principem de Montecucoli pro suscipiendo s.r.i. Academiae natuae curiosorum protectoratu
una cum gratiosissimo responso & devotissima gratiarum actione Joh. Michael Fehr.
Nürnberg: Knortz 1678, Bl. A4r-v
Neu abgedruckt im Anhang zum Appendix Ad Annum Primum Decuriae II. Ephemeridum Medico-Physicarum Naturae Curiosorum, In Germania. Nürnberg 1683
Literatur:
- Balmer, Heinz: Beiträge zur Geschichte der Erkenntnis des Erdmagnetismus. Aarau: H. R. Sauerländer 1956
- Doppelmayr, Johann Gabriel: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 108-110 [SB Regensburg]
- Kirchmaier, Georg Caspar: Pro gloria & memoria Volckameriana, funebris oratio, habita solenniter emortuali, post excessum, die, ab elapso anno, sancti Senis, & illustris olim praesidis, a georgio Caspare Kirchmajero, in electorali acad. Wittenberg. orator. pp. acad. s.l. 1694
- Wagner, Gerhard G.: Sonnenuhren und wissenschaftliche Instrumente. Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg. Würzburg: Mainfränkisches Museum 1997
Links:
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Zedlers Universallexikon
- Übersicht über Volkamers Briefwechsel mit Eimmart aus dem 3. Band des Eimmart-Nachlasses
- Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens. Nummer 11 ist Johann Georg Volkamer.
- Miscellanea Curiosa, 1678-1715
- Einige Briefe von Volkamer finden sich in der Manuskript Sammlung Waller der UB Uppsal