Briefwechsel Michael Adelbulner


Kurzinformation zum Brief Zum Originalbrief
Autor Adelbulner, Michael (1702-1779)
Empfänger Murr, Christoph Gottlieb (1733-1811)
Ort Nürnberg
Datum 16. April 1773
Signatur UB Basel: L Ia 677: Bl. 60r
Transkription Hans Gaab, Fürth


Wolgeborner Herr
   Hochgeneigter Gönner.

Bedaure gar sehr, daß weder Ew. Wolgeboren[1] noch Hl. Bernoulli[1] mit dem Verlangten dienen kan. Es sind von dem Commerc. Astronom. nur wenige Exemplarien abgedruckt worden, davon die meisten der Schwedische Professor Hl. Celsius auf seine Reise mit genommen hat;[3] was etwan noch übrig mag geblieben seyn, hat mir eine gottlose Magd in Nürnberg entwendet, die drum hernach wol in die Hände solcher Leute mögen kommen seyn, qui vendunt thus et odores:[4] Ich wünschte Gelegenheit zu haben, besser als vorjezo bezeugen zu können, daß jederzeit bin und verharre

Ew. Wolgeboren

Altorf, den 16. Apr.
     1773 ÷

gantz ergebenster
diener
P. Adelbulner


Fußnoten

  1. Christoph Gottlieb Murr (1733-1811) war Polyhistor und Antiquar in Nürnberg.
  2. Johann Bernoulli (1744-1807) war von 1764 bis 1787 Leiter der Berliner Sternwarte. Auf einer Reise durch Deutschland lernte er u.a. Murr kennen, vgl. Allgemeine Deutsche Bibliothek 33 (1778), S. 498f.
  3. Celsius hielt sich von Juni bis August 1733 in Nürnberg auf. Die erste Nummer des Commercium litterarium in rei astronomicae datiert vom 23. August. Bernoulli und Murr scheinen sich genau nach dieser Nummer erkundigt zu haben, spätere Nummern kann Celsius nicht mit sich fortgenommen haben. Die folgende Erzählung, dass eine "gottlose Magd" Adelbulner die restlichen Nummern gestohlen hat, könnte erklären, warum die Herausgabe zunächst ins Stocken geriet: Erst am 22. Oktober 1733 kam die nächste Nummer heraus, die wiederum als Nummer 1 bezeichnet wurde, von da an erschienen die weiteren Ausgabe 2½ Jahre lang regelmäßig.
  4. Die Weihrauch und Parfüm verkaufen.
    Die Stelle ist eine Anspielung auf die Epistolarum des Horaz (2. Buch, 1. Brief, Zeile 269). Horaz geiselt hier schlechte Gedichte, die nur als Packpapier tauchen würden.