Briefwechsel Georg Friedrich Kordenbusch


Kurzinformation zum Brief  
Autor Kordenbusch, Georg Friedrich (1731-1802)
Empfänger Rat der Stadt Nürnberg
Ort Nürnberg
Datum 1772
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg, Kirchen- und Vormundamt 1919, S. 44-47
Transkription Hans Gaab, Fürth


P. P.

Nach meiner nochmaligen unterthänig gehorsamsten Dankerstattung, vor die neulich gegebene gnädige Oberherrliche Erlaubniß, bei der, vergangenen 11ten Oktob. h. a.[1] zu hoffenden Horizont-totalen Mondsfinsterniß, den runden Thurn, auf der Vestung, zum Nuzen der hiesigen Auditorum lectionum publicanum, zur Vorleßung über die Mondsfinsternißen überhaupt oder zur Beobachtung selbst anzuwenden; kann ich keinesweg umhinn, Euer Hochwohlgeb. Gnaden und Herrlichkeiten, mit gegenwärtigen Pro Memorea, unterthänig vorzutragen: daß ich diesen runden Vestungsthurn, bei der Beobachtung, vor einem ungemein schiklichen u[nd] tüchtigen Bau, zu einer öffentlichen Sternwarte, gefunden habe, welcher, meines Bedenckens nach, mit sehr wenigen Kosten gar darzu einzurichten wäre. Die Vortheile, so von diesen Thürn zu gewarten wären, bestünden:

1) In einen vollkommen schön begränzten, u[nd] durch keine Gebäude, oder andere, vor die Sternkunde, verdrüßliche Hindernüße, unterbrochenen Gesichtskreiße;

2) In einen festen Gebäude, daß nicht leicht schwanket, oder durch die Gewalt der Winde, beweget würde;

3) In einer vortrefflichen Stiege, welche auch bei Nacht, ohne Gefahr zu steigen ist;

4) Die Thürmerwohnung giebt in dem rauhen Winternächten, in benöthigten Falle, gleich ein warmes Zimmer; u[nd]

5) Man kann bei diesen Männern, zu allen Stunden des Nachts, Liecht haben, u[nd] sie selbst, als der Stadt bereits verpflichtete Leute, könnten über die Instrumente, damit an den selbigen, aus Muthwillen, nichts verderbet, oder wohl gar von ihnen etwas entwendet wird, gar leicht, nebst ihren ordentlichen Amt, zu gleich die Aufsicht haben.

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Da nun dieses lauter Bequemlichkeiten vor eine Sternwarte sind, welche, an einen andern Ort der Stadt, keineswegs, als mit Aufwendung großer Kosten, zu erhalten sind; so glaube ich, da wir bis anhero bei 5 Obseruationibus publicis, überall zwar, ein Hochzurühmendes geneigtes Hospitium, dabei aber doch leider, nur indes noch ein Obseruatorium ambulatorium gehabt haben, hier an diesen Plaze, einmal sedem nobilissimae Astronomiae practicae fixam, ohne Beschwehrniß des Publici erhalten zu können. Ja! dieser vortreffliche Plaz verdiene allerdings, zur Zierde u[nd] Ansehen der Stadt, welches Sie, wegen der Sternkunde, unter allen Ausländern, von den ältesten Zeiten her, iedesmal gehabt hat, wie auch zur Bequemlichkeit der ausübenden Sternkunde selbst, noch gar wohl folgende höchst nothwendige Einrichtung u[nd] Verbeßerung:

1) Auf der Mittag u[nd] Mitternachtseite des Thurns, solte das Ziegeldach deßelbigen, in der Breite von 2 Stadtschuhen, von seinen untern Ende an, gegen die Thurnersbewohnung hinnauf, 12 Stadtschuhe lange, ausgeschnitten werden; damit man, von den mittägigen u[nd] mitternächtigen Horizonte an, bis an dem Zenith, die Kulminationes, Deklinatonen oder Höhen, der ☉ne, des ☽ der übrigen Planeten oder die Fixstern beobachten könne.

2) Damit aber, die in der Mittagslinie einmal befestigten Instrumente, nicht, wie auf der alten Sternwarte, durch Regen, Reif, Thau oder Schnee verderbet wüden, so wärn über diese zei Tach ausschnitte, zwei von Kupferblech ausgearbeitete, an der Seite nach Westen zu, in Band u[nd] Angel gehende Thüren, zu dehlen[?], welche also bei Beobachtungen, durch eine Gabel, iedesmal leicht zu eröffnen sind.

3) die auf den Thurn befindliche Schlange nebst ihrer Bettung wäre, wenn es anderst möglich schiene, weil ohnehin auf diesem Thurn schon lange nimmer ist geschoßen worden, hinnweg zu schaffen.

4) der Fußboden etwas auszubeßern.

5) In dem steinern Kranz des Thurns, gegen Mittag ein Marmorstein von 1½ Schuhe in circa einzulaßen, damit auf demselbigen eine Mittagslinie zu ziehen ist u[nd] über dieselbige alsdenn ein Faden dreiek kan aufgerichtet werden.

6) Endlich sind auf dem Fußboden die aller nothwendigsten Instrumente zu

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befestigen.

Durch diese wenige Verbeßerung würde auf diesem Thurn eine vortreffliche Sternwarte errichtet können werden; ia! da alle diese Verbeßerung in sehr kurzer Zeit zu verfertigen sind; so wäre möglich, wo ferner es Oberherrlich beliebte, daß wir in unserer Stadt, zum wahren Vergnügen aller Verehrer der Sternkunde oder zu nicht geringen Vortheile der Instrumenten selbst, welche aniezo bereits unten in diesem Thurn liegen, mit den möglich-wenigsten Kosten, noch vor den Anfang des Winters, welcher vor die Sternkunst so nüzlich ist, eine neue u[nd] ihren hohen Stifftern würdige Sternwarte zu sehen. Es emfpiehlet sich u[nd] diese wenige unvorgreiffliche Vorschläge, ex officio, zur Hohen Gnade u[nd] geneigten Aufnehmen, lebenslang verharrend

Euer Hochwolgebohrnen Gnaden und Herrlichkeiten



unterthänigst gehorsamster
Dr GFKordenbusch
Physic. et Mathem. P.P.O.


Fußnoten

  1. Am 11.10.1772 gab es eine totale Mondfinsternis.


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