Briefwechsel Georg Friedrich Kordenbusch


Kurzinformation zum Brief  
Autor Kordenbusch, Georg Friedrich (1731-1802)
Empfänger Rat der Stadt Nürnberg
Ort Nürnberg
Datum 1771[1]
Signatur Stadtarchiv Nürnberg: B1/II Nr. 1883, Nr. 19, Bl. 1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth


    P. P.

Es wird einem Hochlöbl. Bauamte vielleicht noch in frischen Angedenken sein: daß, in Monath Septemb. des vorigen Jahrs, von dem selbigen ein hoher Augenschein, über die Beschaffenheit des bereits auf die 100 Jahre, zu der Ausübung der praktischen Sternkunde, von der Republik, gewidmeten Plazes, ist genommen worden;[2] ingleichen, daß ich, bei dieser Gelegenheit, auf dieswegen erhaltenen hohen Befehl, einen unterthänigen Bericht, von den, dabei vorgekommenen Deliberationspunckten[3], nebst einen ohnmaßgeblichen Vorschlage, wie die Instrumente, ohne viele Mühe und Unkosten, auf dem alten Plaze, wiederum herzustellen wären, mitbeigefüget habe.

Kurz darauf wurden auch würklich die beeden Instrumente B u[nd] C, der Tab. aeneae instrumentorum G. Christoph Eimarti,[4] von dem hiesigen Stadtschreiner, Stadtdrechsler u[nd] Stadtschloßer[5] renouiret, und befinden sich auch noch, so viel ich weiß, bei dem leztern in Verwahrung; sie sind also noch nicht wiederum auf dem Plaze des Observatorij gebracht worden; indem ich von Tag zu Tage einer hohen Entschließung, wegen des kleinen Häußleins, so in meinem oben bereits angezogenen unterthänigen Berichte, sub num 2. u[nd] der Beilage, sub Littera A, beschrieben u[nd] abgezeichnet stehet, u[nd] welches, so unumgänglich, um Observationes zu machen, auf zurichten, nöthig ist, daß es zum Nuzen der praktischen Sternkunde, mögte erbauet werden, entgegen gesehen habe.

Allein ! da ich dieswegen, bis auf diese Stunde, noch gar nichts von einem gnädigen Entschluße vernommen, von dem renouirten Instrumenten keinen Gebrauch machen, noch die ausübende Astronomie ausüben konnte, wie sehr ich auch u[nd] mit mir verschiedene andre Freunde der Sternkunde es gewünschet hätten; zugleich aniezo die beste und bequemste Zeit zu bauen wäre, u[nd] endlich über dieses alles noch, auf dem 23. VIIIbr.[5] dieses Jahrs, eine sehr seltene Mondsfinsternis vorkommet, welche auf dem Obseruatorio fast allein bequem zu sehen ist: dieweil sie an dem Horizonte geschiehet.

So habe ich aus erst angeführten trifftigen Gründen, meiner Schuldigkeit gemäß et ex officio, durch gegenwärtiges unterthäniges Erinnerungs Memoriale, ein Hochl: Bauamt gehorsam ersuchen wollen: die Vollstreckung des sehr kleinen Baues oder Reperatur der höchstnöthigen Instrumenten des Obseruatorij, durch dero vielgültige Vorstellung an behörten hohen Ort zu befördern, u[nd] den bereits reparirten Instrumenten, nebst den übrigen des hießen Vorraths durch Erbauung dieses unterthänig vorgeschlagenen Haußleins, einen vor Regen, Wind, Hiz u[nd] Kälte sichern Orte, wodurch, vor die künfftige Zeit, viele Reparations-Unkosten, auf das kräfftigste abgeschnitten werden, zu verschaffen.

Diese hohe Gnade vor das Aufnehmen hiesiger praktischen Astronomie, werden alle Verehrer dieser nüzlichen u[nd] edlen Wissenschafft nebst mir mit dem gehorsam lebhafft verbundensten Danke, bis in die spätesten Zeiten erkennen, wie ich den auch, zu fernern hohen Gnade mich empfehlend, ohnausgesezet mit unterhtänigsten Respekt verharren werde

Dr Gf. Kordenbusch.
Physic. Norimberg: O. ibidemque
Physic: et Mathem: P. P. O. p.


Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert. Es wird aber auf den September des Vorjahres verwiesen, womit nur der September 1770 gemeint sein kann.
  2. Der Augenschein wurde mit Verlass vom 19.07.1770 angeordnet. Das Protokoll über den Augenschein stammt vom 03.10.1770.
  3. Deliberation: Beratschlagung, Überlegung.
  4. Es handelt sich um einen Halbkreis und einen Doppelquadranten.
  5. Mit Stadtschreiner ist hier möglicherweise Johann Stumpf (?-1781) gemeint, der allerdings als Zimmermann Stadtmeister war, nicht als Schreiner.
    1755 wurde Johann Michael Schulz bei seiner Aufnahme als Genannter des größeren Rats der Stadt Nürnberg als Stadtdrechsler bezeichnet.
    Stadtschlosser war Johann Sauer (?-1798), der seit 1758 Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg war.
    • Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1299
    • Roth, Johann Ferdinand: Das Verzeichnis aller Genannten des Größeren Rats zu Nürnberg. Nürnberg. Milbradt 1802. Nachdruck 2002, S. 168-169
  6. Am 23.10.1771 fand eine partielle Mondfinsternis statt.


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