Briefwechsel Georg Friedrich Kordenbusch
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Rat |
Empfänger | Protokoll |
Ort | Nürnberg |
Datum | 3. Oktober 1770 |
Signatur | Staatsarchiv Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg, Kirchen- und Vormundamt 1919, S. 37-43 |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Actum 4. / 3. Octobr: 1770.
Selbst zu erkennen, was wegen des, von dem jezigen Professore Mattheseos, Hl: Dr. Kordenbusch so angelegentlich gebettenen Wiederherstellung des sonst so berühmten hiesigen Observatorii Astronomici, am rathsamsten seÿe, haben des vordersten Hochansehnl: Herrn Scholarchae, Herrn Kirchenpfleger Poemers[1] Wolgebl: Herrlickeit den Hocherfahrnen Herrn Professorem Mattheseos der Wollöbl: Universitaet Altdorf, Herrn Dr. Michael Adelbulner ersuchen lassen, hieher zu kommen, in dero hohen Gegenwarth zu sehen, was deshalb am besten zu entschließen, und dero ver-
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nüftige Gedancken hierüber zu eröfnen.
Wie nun Hl: Dr. Adelbulner angekommen, haben des Hochgedachten Herrn Kirchenpflegers Wolgebl: Herrlichkeit des Herrn BauMeisters, Herrn Christoph Carl Joseph Volkamers,[2] Wolgebl: Gnaden ebenfalls ersuchen lassen, unbeschwert mit Ihnen auf der hiesigen Veste gemeinschaftlich deshalb zu deliberiren[3], oder wenn Sie daran verhindert würden, nur den fünfeckigten Thurn, auf welchen allenfalls solch Observatorium errichtet werden will, öffen zu lassen.
Hochgedachten Herrn BauMeisters Wolgebl: Gnaden aber bemühten Sich auch selbst zu kommen.
Herr Dr. Adelbulner bate zuvorderst des Observatorii der Loebl: Universitaet eingedenck zu seÿn, als welches am nö-
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thigsten und nüzlichsten gebrauchet werden könne.
Als dann der Herr Doctor und Professor den Ort wieder gesehen, wo das hiesige Observatorium gewesen, erinnerten sie sich mit Vergnügen desselben, und verwunderten sich über dessen grosse Veränderung; Sie versicherten, daß dis der schicklichste und beste Ort dazu; denn obschon einige coeli phaenomena, die nemlich sich gegen Süden ergeben, auf der Bastion nicht wol observirt werden können, so ist doch die Freÿung nicht weit davon entfernet, woselbst wir dergleichen Phaenomena observiret, die Uhr aber zur Sicherheit in das an die Kirche anstossend[e] Gebäud[e] gebracht und aufgehängt haben. Hierauf verfügten sich des Herrn Kirchenpflegers und Herrn Bau-
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Meisters Wolgebl: Herrl. und Gnaden mit dem Herrn Doctore und Professore auf den
fünfeckigten Thurn, bei welchem Ort jedoch der Herr Doctor
in Vergleichung mit dem vorigen Orte vielen Anstand gehabt;
denn 1.) seÿe es nur gar zu richtig, daß die Verwandlung
des, dem kriegerischen Marti gewidmeten Thurms in einem
der friedliebenden Uraniae geweÿhten Tempel, grosse Kosten,
wenigstens 1000 Thl: erforder, da hingegen jenes auf der Bastion
schon gestandne und nun wieder aufzurichtend[e] Observatorium kaum ein paar hundert
Gulden kosten kan; So seÿe auch 2.) das Observatorium auf der Bastion, sowohl für
die fremden Liebhaber, die das Observatorium Noricum besehen, als auch für
die Spectatores, welche Observationen seltener und
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curieuser Phaenomenorum beiwohnen wollen, viel bequemer, mithin auch vorzüglicher,
als das auf dem Thurm zu erbauend[e]; wohinauf mit Gefahr und grosser Mühe zu kommen, so daß es
bei Observationen, die zuweilen täglich geschehen, besonders bei der Nacht fast
gar nicht practicabel. Endlich sind die in dem sogenannten Kaisers=Stall an
der Burg verwahrte Instrumenten angesehen worden; Herr Doctor erfreuete sich
ungemein, daß solche gröstentheils noch unversehrt und wol vorhanden, und
bate deshalb inständig und gehorsamst, diese Instrumenta,
welche der seel: und eines Andenckens wol würdige
Eimmart mit vielen sauer
erworbenen Geld angeschaft, von den ihnen mit der Zeit
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bevorstehenden Untergang noch retten, und selbige baldmöglichst wieder aufstellen
zu lassen. Auf solche Weise würde denn die Absicht, welche
die Hochpreißliche Herren Vorfahren am Regiment beÿ Erkaufung dieser
Eimmartischen Instrumente[4] gehabt, vergnüglich wied[e]r
errichtet, und die Gloire der Stadt Nürnberg, die sie vor
mehr als 200. Jahren in Absehen auf die fleißigen Cultur
der Astronomie beÿ Exteris erhalten, auch künftighin
beÿbehalten, befördert und erweitert werden können.
Fußnoten
- ↑ Georg Friedrich Poemer (1716-1774) war damals Kirchenpfleger.
- ↑ Seit 1763 war Christoph Carl Joseph Volckamer (1716-1783) Ratsbaumeister.
- Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1592.
- ↑ deliberiren: überlegen, bedenken.
- ↑ Als Eimmart 1705 starb, wurden dessen astronomische Instrumente von der Stadt Nürnberg angekauft.