Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger Pro Memoria
Ort Nürnberg
Datum 22. Oktober 1733
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 253-254
Transkription Hans Gaab, Fürth

Pro Memoria.

Wo der Hahn[1] nicht wenigstens 25: biß 30: Persohnen bemeldet in seiner Aussage so behält er die vornehmsten in pectore, dieses weiß ich daher weilen er so viele Stk. von den edirten Sachen bekommen, zwar anfänglich nicht von mir, sondern von dem Agent Haaßen[2], ich habe ihm niemahlen gekennet, auch nichts gegeben, biß endl: er mich sehr vielfältig gebetten Er könne sich gute Freunde damit machen, seine Gevattersleuthe sind mehrentheils Kauffleuthe, hat auch großen Credit beÿ diesen, ex. gr. dem Sündersberger[3], Christian und Mayr auf dem Milchmarckt, und kommet durch diese Correspondenzschreiben das meiste von denen Scriptis, Sculptis et impressis unter die Leuthe, indeme sie sich das gantze Jahr hindurch mit solchen Schreiben nehren; und ersuche ich nichts mehrers als daß man den Eckert, Pflügerisch[4] und Sünderbergischen Haußbüttnern zu dieser affaire mit zunehmen, trachten möchte damit es denen Herren Schöpfen wohlgebohrn und Gnaden wie auch denen Herrn Hochgelehrten nicht so gar vieles zu schaffen macht, indeme es eine affaire ist, dieser Eckert ist an und vor sich selbsten ein grundbößer Mann, welcher in denen Compagnien und beÿ andern leuthen crimminose et suspiciose de Magistratu loquitur, dieser hat wenigstens auf orde der Pflügers und Sünderbergers 30: biß 40: stk. nach und nach bekommen, von der Medaillie, und glaube ich meines wenigstens erachtens, daß beÿ diesem Mann unterschiedliches zu erfahren seÿn möchte, wie ich dann in einer affaire, so ich mündl. beßer erklären kan, einen nicht ungegründeten argwohn habe, wiewohlen dem argwohn ein beÿl gehört,[5] so glaube ich doch, wann es Ein HochEdler Rath zur mehrern Überlegung bekomme, daß ich beÿfall möchte bekommen, und ist bekandt und gewiß, daß alle gedruckten Piecen gleich im anfang dieser Eckert von denen Kauffleuthen bekommen, so dann unter die Leuthe bringt, nebst den geheimsten Sachen; Gewiß ists, daß ich nichts wider die Wahrheit und das Gewißen rede und schreibe, und glaube, daß mich mein argwohn nicht betrügt:

den 22: Octobris: 1733:

Andreae


[Blatt 254]
Wann ich die erlaubnus hätte nach meinem Gefallen gehabt nach vorheriger hoher Oberherrl: Überleßung Brieffe zu schreiben, so wolte ich schon längst den wahren thäter der Pasquille Medalli in Erfahrung gebracht haben, allein so ist mir nicht nur dieses, sondern auch die Vorsorge mir ein wider das andere, davon in Erfahrung zu bringen nicht erlaubet, und beÿ einer Hochfürstl: Regierung werden Hhl: Rath solches nun und nimmermehr erfahren, besonders wann kunstreiche darunter stecken: anjetzo erachte ich noch Zeit zu seÿn, solches zu erfahren, wann mir gnädigst erlaubt würde zu schreiben, und meine unmaßgebl: Proposition angenommen solte werden, was ich in meinen Anzeigen gemeldet habe, wird sich auch zeigen, daß jederzeit mit Wahrheitsgrund alles berichtet, wie es sich anjetzo bereits beÿ dem Hahn gezeiget, da er in seiner ersten Aussage alle gelaugnet, da Er aber nach der Hand mit mir confrontiert worden, alles geständig gewesen: und das übrig berichtete noch ferner gestehen wird. Ich sage nochmahlen daß mich beÿ allen Aussagen finden laße, daß nicht das geringste wider die Wahrheit melde, indeßen bitte auch beÿ meinem Elenden und gefährl: Zustand umb einige Gnade, ich werde zeigen, daß ich Ehrl. seÿe und verbleiben werde.


Fußnoten

  1. "Johann Hahn, Burger und Corporal unter der hiesigen alten Mannschafft, ein Weib und 5. Kinder habend, und 58. Jahr alt", Verhör vom 19.10.1733. Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-2, Bl. 232.
  2. Der unterdessen verstorbene Haas war Agent im Heilsbronner Hof gewesen.
  3. Möglicherweise der Bankier Johann Sündersberger, der 1729 Gennanter des Größeren Rat der Stadt Nürnberg wurde. Vgl. Roth, Johann Ferdinand: Das Verzeichnis aller Genannten der Größeren Rats zu Nürnberg. Nürnberg 1802 / Neustadt a.d. Aisch 2002, S. 160
  4. Möglicherweise der Marktadjunkt Johann Leonhard Pflüger (06.11.1699-05.01.1768). Vgl. Stadtarchiv Nürnberg: A 23 Nr. 285 Bl. 12
  5. "Dem Argwohn gehört ein Beil" ist ein altes Sprichwort. Gemeint ist, dass man dem Argwohn den Kopf abschlagen sollte.