Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Johann Philipp Andreae (1699-1760)
Empfänger ProMemoria
Ort Schwabach
Datum 15. Oktober 1736
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Rep. 271, Nr. 2112, Bl. 19-21
Transkription Hans Gaab, Fürth

Ad Facilitationem Protocolli !

Weilen Ich vermög eines unterm 31. Januarij: a: c: ergangenen Hochfürstl. Geheimen Raths Decreti in meiner Fabrique und andern Angelegenheiten an das Hochfürstl: Hochlöbl: Ober= und Stadt=Richteramt angewiesen bin, als habe nachfolgendes ad Protocollum geben, und dabeÿ in Unterthänigkeit bitten wollen, solches zu dem Hochfürstl: Höchst Preißl: Geheimbden Rath einzusenden.

1.) hat hiesiger Burger und Strümpfmacher Charles Guilleminot[1] nebst mir umb den Bestand deß kleinen Herrschafftl: Hauses vor dem Zöllner Thor supplicirt, umb die Leonische Gold= und Silber=Fabrique darinnen anzurichten, welches auch per Decretum in Gnaden vor 60 fl: erlassen worden; da nun das ganze Werck völlig darinnen angerichtet ist, und mit dem Gießhaus, groben und kleinen Schub=Boden auch kleinen Scheiben, beÿ 300 fl: bereits verbauet; der Guilleminot sich aber währender Zeit vor der Fabrique abgefordert, und mir allein überlaßen; hat Er vor einigen Wochen beÿ dem Wohllöbl: Casten=Amt sich gemeldet, und gebetten, man möchte zur Hochfürstl: Cammer einberichten, wie er gesonnen seÿe das Hauß an sich zu kauffen, so auch geschehen, worauff Ein Befehl eingesandt worden, das Hauß nochmahlen offentl: feil zu bieten, wodurch aber mir ein unverschmertzl: Schaden zuwachsen würde, zumahlen ich von dem angebauten Gießhauß, und andern gemauerten Zeug nichts wegnehmen könte, das Hauß aber zu kauffen mir beÿ ohnehin schweren Anfang der Fabrique das Capital nicht hinlängl: als will ersucht haben, mit bemelten Haußverkauff in so lange Aufschub zu machen, biß ich etwa eine andere Gelegenheit außersehen, umb nicht durch so schnellen Verkauff in großen Schaden gesetzt zu werden, weilen in der ganzen Stadt keine Bewohnung zu haben, wo das Werck könte angerichtet werden, ja ich würde dadurch gezwungen, solches gar ruhen zu laßen, und die bereits beÿ mir in Arbeit stehende 17: Persohnen wider abzuschaffen.

2.) habe vor einigen Wochen wegen deß Ulrichischen Legaths vor meine leibl: Tochter beÿ dem Hochfürstl: Höchst Preißl: Geheimbden Rath Ansuchung gethan, daß mir dieses geringe Capital zu beßerer Fortsezung der Fabrique gegen ordentl: Verzinsung möchte überlaßen werden, so ist aber von Hochfürstl. Hoffrath das Legat zwar an hiesiges Hochlöbl: Ober= und Stadt=Richter=Amt eingesandt worden, allein mit dem expressen Befehl, mir solches nicht einzuhändigen, sondern anderer Orthen gegen Verzinsung anzulegen, und solches so lange liegen laßen, biß sich meine Tochter verheirathen, und Ihr Haußhalten selbsten anfangen würde, da ich doch dieses geringe Capital beßer und nützl: in der Fabrique brauchen könte, und nicht ursach haben dörffte beÿ occasion eines guten Einkauffs machmahlen denen Juden statt

[Bl. 20]
6. fl: 12. biß 20 fl: in einem ViertelJahr zu geben, wodurch die Commercien und der Consumo der Wahren gehindert wird, indeme ein jeder sich in Handel und Wandel förchten und in acht nehmen muß, daß Er nicht durch solche schwere Interessen in gar zu großen Schaden und verfall kommen möchte:

3.) Wird Einem höchste Preißl: Geheimbden Raths Collegio zur genug bekandt seÿn, daß die weiße leonische Fabrique umb 2/3 mehr kostet, als die gelben, besonders da ich die Fabrique der Globorum noch dabeÿ habe, welche dem hochfürstl. Lande nicht nur Ehre, sondern auch den hiesigen Handwercksleuthen guten Nuzen bringet; nun habe ich beÿ Ihro hochfürstl: Durchl; um ein Capital von 500. Reichsthaler gegen Verzinsung angehalten, und in Unterthänigkeit gebetten, statt deren aber nur 300 fl: Gnädigst Decretirt, welche zwar biß dato noch nicht aus dem Wohllöbl. Castenamt außgezahlet worden, und wann nicht S. T. Herr StadtRichter[2] alhier mir die Gefälligkeit erzeigt, diese beÿ einem hiesigen Juden indeßen zu entnehmen, so müßte biß dato noch deren entrathen, und die Fabrique ohnerachtet aller angewandten Unkosten ligete noch darnieder.

Schwabach 15: Octobris. 1736.

Johann Philipp Andreae


Fußnoten

  1. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  2. Friedrich Sigmund Greiner (1692-1754) war seit 1727 Stadtrichter in Schwabach.
    Historisches Stadtlexikon Schwabach 2008, S. 265 (Verfasser: Eugen Schöler).