Briefwechsel Johann Michael Franz
Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
Autor | Franz, Johann Michael (1700-1761) |
Empfänger | Haller, Albrecht von (1708-1777)[1] |
Ort | Nürnberg |
Datum | 4. Dezember 1748 |
Signatur | Burgerbibliothek Bern: N Albrecht von Haller 105.17, Franz, Johann Michael: 2 Alte Signatur: 44/133 |
Transkription | Digitale Gesamtedition der Korrespondenz Albrecht von Hallers, hallerNet 2019ff |
Fußnoten | Hans Gaab, Fürth |
Pro Memoria.
Man bittet um beliebige Ankündung dießes Tractats in den gelehrten Göttinger Zeitungen, jedoch nicht eher alß nach dem Neuen Jahr. Man hat einen sogenannten Gesellschafts Atlaß[2] heraus gegeben, u. solchen mit einer Vorrede begleitet, die in dießem Format besonders abgedrucket ist.[3] Es ist aber die Erzählung der Karten nicht aus dem Tractaetl. sondern aus dem beygelegten Register ohnschwehr zu machen, worinnen eine Vermehrung u. Veränderung zu sehen. Dieße Karten sind zwar von 1731 her dem Publico schon nach u. nach bekannt geworden; weil aber Niemand wissen können, was man damit im Schild führet, so ist höchst nöthig geweßen, sie in Form eines Atlaß zu bringen, und in der Vorrede die Absicht zu erklären. Die Verbesserungen in der Weltbeschr. sind so unzählich viel, daß es schlechterdings über die Kräffte unsrer Officin und überhaupt eines Particuliers, solche also wie es dieße Wissenschaft haben will, hinauszuführen. Deßwegen wollen wir eine Academie haben. Was wir nun mit einer so genannten Cosmographischen Academia haben wollen, ob es die Mühe werth, u. in wie ferne man einer Academie einer einzigen Wissenschaft wegen zu thun geben kan, das ist in dießem Tract. Homl. Vorschl. gantz kürtzl. angezeigt. Der § 29 erfordert einen
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eigenen Tractat, und dieser wird auf Ostern
heraus kommen.[4] Unser angerichtetes Landmessungs
Contor ist ein Theil d Cosmogrl Academie
und heget man damit die Absicht, gantz Deutschl.
abzumessen: Freylich ist dabey eine große
Frage, ob die Fürsten und Herrn unsere Absichten
mit den nöthigen Kosten unterstüzen werden. Man
hat beÿ dem fränkischen Kreyß-Convent hier die
erste Vorstellung gemacht u. zieml. Gehör gefunden.
Dürfen wir mit dem fränkischen Kreyß
die erste Probe machen, so wird gewiß die
übrige deutsche Welt nachfolgen. Wir haben
noch mehr Projecte, die sich aber nicht eher
auswikeln lassen, alß bis die vorgeschlagene
Abmessung u. Mappirung geschehen. Der gelehrte
Hl. Recensente, dessen Blätter wir hier auch
lesen, beliebe die Anpreisung unsers Instituti
bestens u. aufs Kräftigste zu bewerkstelligen
u. damit uns Patronen u. Maecenaten zu
erwecken, die wir zu dergl Unternehmungen
nöthig haben. Es wird eben jezo am Kayserl
Hof die Vorstellung wegen der Academie gemacht,
u. das ist die Ursache, warum wir die Recension
nicht eher alß nach dem N. Jahr haben möchten.
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In der Vorrede haben wir verschiedene undeutsche
Wörter, z E. Projection, Mappirung p. behalten; es
wird sich aber in den folgenden Schrifften der cosmographl
Gesellschaft erst zeigen, mit was für Gründen es
geschehen. Unsere Mitglieder sind in ganz Deutschland
aus gestreut, u. ein jedes hat sein Thema,
worin es studirt: In NiederSachsen ist nur allein
Hl Probst Harenberg[5], wir möchten aber mehrere
dort haben. Warum[??] findet sich niemand in Göttingen,
der sich mit uns einlasse? Die Academie soll 3.
Classen bekommen; jeder kan sich prüfen, zu welcher
Er die mehreste Geschicklichkeit hat, u. darnach
seine Entschliesung nehmen.
Einige starke Kenner können in ein u. anderen Karten des gedl. Gesellschafts Atlaß verschidenes aussezen, man muß sie aber nach der Zeit, wie sie heraus gekommen beurtheilen. Also e.g. haben wir jezo Neuigkeiten, da man die Karte von Amerika um sehr viel besser wird herausgeben können, wie es denn auch in dem grösern, so aus 4 Blättern bestehet, geschehen wird. Denn in der Geographie ist immer fort zu verbessern, u. darum kostet es eine große Correspondenz, u. worzu viele Hände gehören. Es ist also leicht zu entscheiden, da&szig; M.r d'Anville[6] in Paris, der auch laut seiner Analyse de l'Italie
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einen verbesserten Atlaß zu stifften gedenkt, nicht
zu viel auf die Hörner nimmbt. Er ist auf einem
guten Weg, wir auch, aber eine Gesellschaft richtet
mehr auß, u. noch vielmehr eine Academie. Wir
werden also ohne allen Zweifel allgemeinen beyfall
aber wohl nicht würkl. Beystand finden. Denn in
Deutschland ist man in Wissenschaften nicht so genereux
wie in Frankreich.
(In Berlin will man auch ein geogrl Apartement bey der Academie der Wiss. anrichten, u. hat man uns dahin mit samt der Gesellschaft berufen, und uns der Academie zu incorporiren versprochen. Es ist aber unsere Emigration aus Nürnberg nach Berlin nicht wohlthunl. Haec sub rosa.[7])
Geschrieben in dem Homl Officin zu Nürnbl d 4.ten Xbr[= Dezember] 1748.
Nahmens der Gesellschaft:
Johann Michael Franz
Director der Homl Officin.
PS. Es geschehete uns ein großer Gefallen, wenn d Hlr Recensent
oder Verfasser der gel. Zeit. so gleich das jenige Blat, worinn die Recension
geschiehet, so gleich per posta u. zw. durch Addr. des Hl Probst Harenb.
zu senden belieben wollte. Wir sammlen alle Recensionen dießes
Instituti, u. sind gesonnen, es in Wien vorzuzeigen.
Fußnoten
- ↑ Albrecht von Haller (1708-1777) wurde 1736 Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie in Göttingen. 1751 wurde er Präsident auf Lebenszeit der Göttinger Akademie der Wissenschaften, auch war er Chefredakteur der Göttingischen Gelehrten Anzeigen. 1753 kehrte er in seine Heimatstadt Bern zurück.
- ↑ Gesellschaffts-Atlas: oder allgemeine und besondere Landkarten nach den Gründen der Weltbeschreibung / von den Mitgliedern der Geographischen Gesellschafft verzeichnet. Mit einer Vorrede von dem entwurf der Geographischen Academie. Gedruckt von Johann Joseph Fleischmann. Nürnberg: Homannsche Erben 1748.
- ↑ Franz, Johann Michael: Homannische Vorschlaege von den noethigen Verbesserungen der Weltbeschreibungs-Wissenschaft und eine disfals bey der homannischen Handlung zu errichtenden neuen Academie. Nürnberg: Homannische Erben 1747.
- ↑ Von einer derartigen Veröffentlichung ist nichts bekannt.
- ↑ Johann Christoph Harenberg (1696-1774) war ein deutscher Theologe und Historiker in Braunschweig.
- ↑ Der französiche Kartographe Jean-Baptiste Bourguignon d'Anville (1697-1782) gilt als Reformator der Kartografie.
- ↑ Haec sub rosa: Wörtlich: Dieses unter der Rose. Die Rosa steht hier als Symbol der Verschwiegenheit. Gemeint ist also: Dieses unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit.