Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Franz, Johann Michael (1700-1761)
Empfänger  
Ort Göttingen
Datum 17. Februar 1756
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 5756, Bl. 180r-181v
Transkription Hans Gaab, Fürth


Fernere Erläuterung des Professoris Geo-
graphiae Johann Michael Franz über seine
Anerbietung, sich u. seine untertänigen Dienste
bey der Verfassung der Landbeschreibung gebrauchen
zu lassen.

Ich habe in meinem so genannten Deutschen Staats-Geographus[1] nebst der Landbeschreibung auch angegeben, daß ein Fürst u Landsherr daneben einen Cabinets Atlas verfertigen lassen müsse, der ungestochen und nur bloß zur Nachricht der Lands Regierung im Archiv bleibet, auß welchem aber dem Publico zum besten eine General Karte verzeichnet und gestochen werden könnte.

Dieser Cabinets Atlas kann aus Zeichnungen bestehen, die sich auf würkliche gute Messungen gründen, oder es können auch solche ohne alle Kosten und Weitläuftigkeit einstweil biß das bessere zu Stande komt, empyrice, das ist per angulos positionum & distantias itinerarias[2] von jedem Amt gemacht werden. Solche leztren kan man bloß in der Stube continuiren, u. darf man nur dem Beambten, der auch keine Geometrie verstehet, die Art und Weise angeben, wie und welcher Gestallt er den Bericht von den Oertern seines Ambts einrichten muß.

[Bl. 180v]
Sind aber schon würklich gemessene Karten und Zeichnungen , die geometrisch aufgenommen, vorhanden, so ist es desto besser, und man kann sie zur Landbeschreibung gebrauchen, sie damit harmoniren, in ein Register und System bringen, so wie es auch der Churf. Geographus Zürner mit dem so genannten Atlante Augustaeus,[3] der auß mehr alß 700 Zeichnungen bestehen soll, gemacht hat.

Und diese Zeichnungen kann man auch brauchen die General Karte für das Publicum darauß zusammen zu zeichnen. Dergleichen General Karte wäre wohl höchst nöthig, da keine solche Karte von den samtlichen Chur- und Herz. Braunschweigischen Staaten noch zur Zeit bekandt, und was der Geographus Moll in London[4] dazu heraußgegeben, kann für ein schlecht Werk passiren, ist auch den Käufern zu theuer u. zu selten, und die Homannischen Karten von diesen Staaten taugen miteinander gar nichts, wie den Kennern der Lands Gegend wohl bekandt seyn wird.

Dieses alles habe ich alß Professor Geographice meiner Pflicht zu seyn erachtet, unterthänigst anzuzeigen, u. hierzu meine

[Bl. 181r]
Wissenschaft und 25. Jähriger Erfahrung in tiefster Devotion anzubieten, u. ohne weitern Lohn zu widmen.

Göttingen den 17. Februar 1756.


Fußnoten

  1. Der deutsche Staatsgeographus: mit allen seinen Verrichtungen, Höchsten und Hohen Herren Fürsten und Ständen im deutschen Reiche nach den Grundsätzen der kosmographischen Gesellschaft vorgeschlagen von den dirigierenden Mitgliedern der kosmographischen Gesellschaft. Frankfurt a.M., Leipzig: Krauß 1753
  2. angulos positionum & distantias itinerarias: Positionswinkel und Abstände aus Reiserouten.
  3. Der evangelische Pfarrer und Kartograph Adam Friedrich Zürner (1679-1742) stellte einen Atlas Augusteus Saxonicus zusammen. Der Link führt zur Ausgabe von 1752.
  4. Hermann Moll (1654?-1732 ) war ein in London lebender Kupferstecher, Kartograph und Verleger. Zu ihm siehe Dennis Reinhartz: The cartographer and the literati - Herman Moll and his intellectual circle. Lewiston NY 1997.