Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Franz, Johann Michael (1700-1761)
Empfänger Gottsched, Johann Christoph (1700-1766)
Ort Göttingen
Datum 12. September 1757
Signatur UB Tartu: F 3,Mrg CCCLIVb,Ep.erud.cel.,l.92-92a, Bl. 1r-2v
Transkription Hans Gaab, Fürth


  Wohlgebohrner Herr,
      HochzuEhrender Herr Professor!

Ewl. Wohlgebohren habe ich ehemalen das mündliche Versprechen gethan, mit denen Neuigkeiten, so in dem Homannl. Officin herauskommen, jedesmalen aufzuwarten, und da ich bis daher in dieser Sache nachlässig gewesen, so habe ich die Ehre, das Verzeichnis zu dem Ende vorzulegen, damit dieselbe dasjenige, was in dero Vorrath nicht vorhanden, darauß zu bemerken die Gütigkeit haben möchten. So bald ich solche erhalte, ermangele ich nicht, mit Ubermachung desselben meine Schuldigkeit nachzuholen. Seit deme ich hier alß ein Lehrer der Erdbeschreibung mich befinde, arbeite ich an Deutschland und wird deßwegen ehesten ein sogenannter Reichs Atlas[1] in 4to erscheinen, womit ich zwar hier meinen Zuhorern eine Bequemlichkeit zu machen gedenke, hauptsächl, aber damit

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und zugleich in der Einleitung, die ferner anstehet, zugleich die Probe gebe, wie eigentl. ein geogrl. zusammen hängendes Werk u. Landkarten Buch, so man sonst einen Atlas nennt, der Reichs Historie und dem Staats Recht gemäß aussehen müste. Ich entdeke in gedl. Vorwort die Art und Weise meiner Arbeiten, und wie ich durch jedes Jahrhundert die Veränderung des deutschen Reichs zur Erleuchtung desjenigen, der die Geschichte studiren, nach denen Abschnitte, wovon der Reichs Atlas der erste Theil ist, ein systematisches Landkarten Werk darstellen wolle. Mit diesem Reichs Atlas hoffe auf Martini fertig zu seyn, und so dann auch Ewl. Wohlgebl. das erste Exemplar zuzufertigen.

Beykommender Jugend Atlas ist auch Werkgen meines hiesigen besondern Verlags, und ist solcher von ein und andern Schul Lehrer des niedersächßen Gymnasiums veranlasset worden. Zwar setzen einige die Seltenheit der Orte darinnen aus, allein eben die Menge

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der Orter ist das jenige, was man hier ausdrücklich vermeiden wollt. Die Anweisung, die sich auf diesen Atlas beziehet, wird von der Absicht u. Art der Ausfertigung ein wesens gedenken. Doch auch Erwachsene können sich dieses Systems wohl bedienen, so man sich neml. veranlaßt siehet, die Lage der partium integralium geschwind nachzusehen, oder auch nach den neuesten Himmels Beobachtungen, die Länge und Breiten der Länder zu erfahren, die sich hier durchauß in neuer Gleichförmigkeit zeigen, und darinn dieses kleine Werkgen vor unserm großen Hommänischen Landkarten Atlas einen Vorzug hat, als in welchem die Landkarten von Joh. Bap. Homann nach den Teneriffischen, die von uns Homl. Erben verfertigte nach dem Ferrischen Mittags-Kreiß verzeichnet werden. Es stehet bey Ewl. Wohlgebl. ob er jezo gleich oder wann den Reichs Atlas nachfolget, so dann miteinander in dero gelehrten Blättern angezeiget werden wolle. Jenes ist gar ein geringfügiges Werkgen, da hingegen dieser mein von vielen Jahren her mit grossen Staats-Rechts

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lehrern verabredte Verbesserungs Arten der Staats-Geographie des Hl. deutschen Reichs eröffnet, u. damit den Anfang macht. Ich hoffe, Ewl. Wohlgebohren Beyfall zu haben, und da ich jeder Zeit ein großer Verehrer dero Verdienste um unsere deutsche Mutter Sprache gewesen, so werde ich mich in meinen künfftigen Schrifften fast mehrentheils nach dero Vorschrift richten, dabey niemals aufhören mit all ersinnlichter Hochachtung zu seyn

Ewl. Wohlgebohren
Meins Hochzuehrenden Herrn Professors

Göttingen den 12. 7br
        1757

Gehorsamster Diener
Joh Mich Frantz  
R u PPO.    


Fußnoten

  1. Franz, Johann Michael: Atlas Imperii seu Systema introductorium mapparum Geographiae absolutae Germanicae in quibus vicissitudines finium Imperii Germanici secundum triplicis vevi antiqui medii et recentioris statum graphice exhibentur [...] Abriß des Reichsatlas, oder Einleitungskarten zur deutschen Staatserdbeschreibung. G&luml;ttingen: Coheredes Homanniani 1758.