Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Franz, Johann Michael (1700-1761)
Empfänger Büsching, Anton Friedrich (1724-1793)[1]
Ort Göttingen
Datum 1. August 1760
Signatur UB Tartu: Friedrich Ludwig Schardiuse autograafide kollektsioon [3115], Bl. 1r-2v
Transkription Hans Gaab, Fürth


HochEdelgebohrener Hochgelehrter
      Hochzuehrender Herr Professor!

Da ein alter sehr guter Freund von mir, Hl Prediger Dilthey[2] dahin abgereiset, wäre es ein Fehler, wenn ich nicht dabey Gelegenheit nehmte, Ewl. HochEdelgebohren mit einem kleinen Brief als Zeuge meiner Ergebenheit gehorsamst aufzuwarten. Ich vermeynete gewiß, die letzten bögen von meiner Bibliotheca geogrl. mit beyzulegen, allein durch ein Schicksal meines Verlegers in Frankfurth am M. muß ichs auf ander

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Zeit schuldig bleiben. Ich bin sehr begierig, von dorther durch dero hohe Wohlgewogenheit vollständige Nachricht von dortigen geogrl. piecen, so die heraus gegebenen Landk. zu erhalten. Wiewohl doch nicht verlange, daß es mit dero Unbequemlichk. geschehe, alldieweilen es gute Zeit hat, biß ich die dortige Nachrichten in meiner geogrl. Bibliothec einschalten kann. Denn von 64. Artikeln, darinnen sich gedl. Bibl. eintheilet, ist es erst der 57.te wo von allen See- u. Land Atlas Nachricht gegeben wird, und nun ist es erst

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der 1.te Artikel, der unter die Presse gegeben worden. Ein ander Th. gebe ich auch bald zum Druck, der sich Encyclopediam Geographiae generalis historio-mathematico-criticam nennen wird. Der Titel wird zwar, weil es deutsch geschrieben wird, anderst lauten. Ich habe indessen aus einer Petersbl. Corresp. vernommen, daß dort in der akademischen Cantzley eine sehr curieuse Zeichnung von dem Gebirge Taurus verwahrt werde. Ich möchte wohl wissen, ob nicht solche ans Licht kommen wird, auch biß wann der verbesserte Atlas Rusl. zu Stand kommen dürffte. Mir sagt auch jemand, daß eine besondere Posta- und land-

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strassen Karte durch das Russische Reich unter der Hand seye. Dieses ist eine nützliche Sache; ich halte es bey den karten für ein nothwendiges stück, daß die land strassen darinnen angezeigt werden, wie wohl ichs selbst bey den Homannl. Karten durch die bank noch nicht zuwege bringen können. Die Schweden haben diß als einen Weg Unterricht nebst einem Landtactus zum besten der Reisenden gegeben. Empfehle mich zu hochgeschätzen Wohlwollen u. habe die Ehre mit vielem Respect zu seyn und zu beharren

Ewl. HochEdlegebohren

Gött. den 1. Augl
      1760.

Gehorsamster Dr
J M Frantz  


Fußnoten

  1. Auf dem vorliegenden Brief ist kein Adressat zu finden. Franz gibt diesen Brief aber seinem alten Freund Dilthey (siehe Fußnote 2) mit, der unterwegs nach Petersburg war, wo sich Büsching aufhielt. Büsching kannte Dilthey aus gemeinsamen Studienzeiten in Halle und hatte 1755 in Göttingen dessen Schwester Christiane (1728-1777) geheiratet, die sich als Lyrikerin einen guten Namen gemacht hatte. Zudem spricht Franz im Brief geographische Sachverhalte an, die Büsching interessiert haben dürften.
  2. Leopold Friedrich August Dilthey (1725-1767) war bis 1752 Adjunkt des reformierten Predigers in Nürnberg gewesen, dann ging er nach Schwabach. 1760 folgte er einem Ruf nach St. Petersburg.