Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Baumeister der Stadt Nürnberg
Ort Nürnberg
Datum 6. Juni 1752
Signatur Stadtarchiv Nürnberg: B1/II Nr. 1883, Nr. 13, Bl. 1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth


An Ihro
Wohlgebohrne Gnaden
des
Herrn Baumeisters.

Unmaßgebliche Gedanken,
den Bau des Observatorii
betreffend



mein

Georg Moriz Lowiz.
M. P. P.  

praesentiert 3. / 6. Junij 1752

 


Wohlgebohrner Herr,
gnädiger Herr Baumeister![1]

Euere Wohlgebohrne Gnaden haben lezthin am ersten Junij geruhet mir aufzutragen, denenselben meine Gedanken wegen dem Bau des Observatorii schriftlich zu übergeben: und dieses thue ich jezt, mit der angehängten Bitte, sie nur als unmasgeblich anzusehen.   Nach meiner geringen Überlegung der Nothwendigkeiten, habe ich befunden, daß wir beÿ der Herstellung des Thurms zum Observatorio[2] fürnemlich auf die Kürze der Zeit sehen müssen, in welcher das Gebäude fertig werden kan.   Da es mir nun einerleÿ ist, ob der Althan auf einem Gewölbe ruhet, oder ob er auf Holz geleget wird,[3] in dem dieses nichts wesentliches ist, das zum künftigen Beobachten gehört; so komt es jezt nur darauf an, wie wir unsre Absicht in der kürzesten Zeit, und mit den geringsten Kosten erhalten können.   Dieses gründet sich auf die Versicherung der beeden Werkmeister, die beÿ dem genommenen Augenschein auf dem Thurm zu gegen waren: welche ihr wort von sich gaben, wie sie den Althan auf das Holz so feste und so dauerhaft legen wollen, daß er hundert Jahre halten soll, ohne schadhaft zu werden. Denn mir war es in meiner leztern Bittschrift nur darum zu thun, damit der Bau nicht alle zehen Jahre verneuert werden müste, wenn das Holz Noth leiden solte. Vermöge dieser Versicherung derer Werkmeister, dünket mich beherzt die Art des Baues zu erwählen, die am wenigsten Zeit, und auch am wenigsten Geld erfordert: nemlich, daß man den Althan auf Holz lege, welches vorher mit Pech übergossen werde, und daß man dieses Pech als denn mit Gips und Mörter

[Bl. 1v]
überziehe, worein die Steine zu legen sind: damit die durchdringenden Feuchtigkeiten das Holz nicht berühren können.

Euere Wohlgebohrne Gnaden geruhen doch! dieser wichtigen Sache, mit dero tiefsten Einsicht in das Bauwesen, beÿzustehen: damit das Observatorium, wenn es einmahl recht alt wird, doch immer fort der Nachwelt in spätern Zeiten ihre großmuthigen Hersteller nennen kan. Denn beÿ der jezigen Gelegenheit wird dieses Unternehmen eines jezt lebenden Hochlöblichen Magistrats, einen um so viel durchdringendern Glanz bekommen, je nöthiger es ist, daß in der Beförderung derer allen Menschen nüzlichen Wissenschaften geeilet werde. Jezt ist die schönste Zeit zum Bauen. Auf! daß doch nicht schon so viel davon verflossen wäre ! Jezt kan was ausgerichtet werden.   Nunmehr zweifle ich auch nicht an einem großmüthigen Entschluß: weil sich diese erwählte Bau=Art die Kosten verringern, die vielleicht beÿ denen gegenwärtig schwehren Zeiten, dem Aufleben der hiesigen Urania hätten hinderlich sein können. Daher erneure ich noch ein mahl meine Bitte an Euere Wohlgebohrne Gnaden, an der Beförderung dieses Unternehmens, nach Ihrem Amte und Ansehen, Theil zu nehmen: und wenn der Entschluß eines hochlöblichen Magistrats, der meine gnädige und hochgebietende hohe Obrigkeit ist, bekant werden solte, daß dieselben Dero Vermögen darzu anwenden wollen, damit ich bald in den Stand gesezzet werde, meine öffentliche Danksagungs Rede des wegen

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ablegen zu können; als wozu ich mich schon freudig vorbereite!   Übrigens verbleibe ich zu allen Zeiten

Euerer Wohlgebohrne Gnaden

unterthäniger Diener
Georg Moriz Lowiz.
Math. Prof. Publ.


Fußnoten

  1. Christoph Carl Welser (1690-1756) war seit 1736 Ratsbaumeister.
  2. Auf dem Heidenturm der Nürnberger Burg sollte ein Observatorium errichtet werden.
  3. In seinem Memorial an den Nürnberger Rat vom 13.05.1752 hatte Lowitz noch davor gewarnt, Holz zu verwenden. Vor Ort ließ er sich aber von Fachleuten eines anderen überzeugen.


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