Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Euler, Leonhard (1707-1783)
Empfänger Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Ort St. Petersburg
Datum 1. September 1767[1]
Signatur Archiv der Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg: R. I, Op. 86, Nr. 1, Bl. 9-10
Quelle Juškevič, Adolf Pawlowitsch; Winter, Eduard: Die Berliner und die Petersburger Akademie der Wissenschaften im Briefwechsel Leonhard Eulers. Band III, Teil 3. Berlin: Akademie-Verlag 1976, S. 218-219
Fußnoten Hans Gaab, Fürth

[...] Ew. Hochedelgeboren geehrtes Schreiben habe ich mit der größten Freude erhalten, da dasselbe zu einer so gewünschten Zeit eingelaufen, daß sogleich die verlangte Vokation hat ausgefertiget werden können, welche Dieselben mit der vorigen Post werden erhalten haben.[2] Ich gratuliere dazu von ganzem Herzen und halte vor nötig, Ew. Hochedelgeboren darüber noch einige Erläuterung zu geben. Dieselben wünschten zwar außer der Akademie eine anständige Stelle zu erhalten, allein Ew. Hochedelgeboren werden bald nach Ihrer Ankunft allhier erkennen, daß solches gar nicht ratsam gewesen wäre, und daß Dieselben unter der Protektion der Akademie dem Reiche weit nützlichere Dienste [zu leisten] imstande sein werden, zu was für Departements Dieselben auch immer gehören mögen. Ew. Hochedelgeboren werden demnach von den akademischen Lektionen und der Verbindlichkeit, lateinische Aufsätze in unsere Commentarien zu liefern, gänzlich freigesprochen, und wann Dieselben bei Dero Unternehmungen wichtige Entdeckungen machen, so können die Aufsätze darüber auch in deutscher Sprache übergeben werden. Die erste Arbeit, so Denselben aufgetragen wird, bestehet in der künftigen Beobachtung des Durchgangs der Venus durch die Sonne, wozu hier schon alle nötige Anstalten gemacht werden, indem Ihro Kaiserl. Majestät allergnädigst befohlen, daß diese Beobachtung an acht verschiedenen Orten des russischen Reiches teils weit gegen Norden teils gegen Süden angestellt werden soll.

Außer dieser wichtien Expedition wird es Ew. Hochedelgeboren an Gelegenheit nicht fehlen, Dero ganz besondere Geschicklichkeit zum Nutzen des Reichs anzuwenden, und es könnte vielleicht die Vollendung des schon längst in Vorschlag, aber och nicht zustand gebrachten Kanals, den Donstrom mit der Wolga zu Zarizin zu vereinigen, Denenselben bald aufgetragen werden. Und zur Verbesserung der Geographie sollen auch noch viele wichtige Expeditionen unternommen werden, wobei es sich von selbsten verstehet, daß Denenselben außer der Pension alle Unkosten besonders werden bezahlet werden. Bei allen dergleichen Arbeiten aber werden Ew. Hochedelgeboren auch einige junge Leute zugegeben werden, und Dieselben werden wohl keine Schwierigkeit machen, denselben den darzu benötigten Unterricht zu erteilen. Da Ew. Hochedelgeboren noch künftigen Oktober-Monat und vielleicht zum Anfang desselben sich schon zur Abreise werden fertig machen können,[3] so ist die Schiffahrt alsdann noch ganz sicher, und Dieselben werden die Reise über Lübeck mit aller Bequemlichkeit anstellen können. Dero Ankunft allhier wird bei der ganzen Akademie und besonders bei mit eine ganz ausnehmende Freude erwecken, und ich werde mit angelegen sein lassen, Denselben alle mögliche Gefälligkeit und Freundschaft zu erweisen, der ich nach herzlicher Anwünschung einer glücklichen Reise mit der größten Hochachtung die Ehre habe zu sein [...]



Fußnoten

  1. Nach dem damals in Russland noch gültigen julianischen Kalender war dies der 12.08.1767.
  2. Diese Vokation ist nicht überliefert.
  3. Lowitz reiste erst am 11.03.1767 von Göttingen Richtung St. Petersburg ab.