Briefwechsel Tobias Mayer
Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
Autor | Mayer, Maria Viktoria (1723-1780) |
Empfänger | Regierung in Hannvoer |
Ort | Göttingen |
Datum | 1. März 1762 |
Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 5747, Bl. 56r-58r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Zur Königlichen Großbritanischen Chur=
fürstlich Braunschweigisch Lüneburgischen
Landesregierung
Höchstverordnete Herren Geheime
Räthe
Gnädigste Hochgebietende
Herren
Ew. Hochgebietenden Excellenzen Gnade anzuflehen, nöthigen mich die betrübten Umstände in die mich der Todt meines Mannes versetzt hat. Weder er noch ich haben irgend einiges eigenes Vermögen besessen, und alls unser Einkünffte
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haben außer dem was ihm die Gnade
der hohen Königl. Regierung zugetheilt
hatte, lediglich in dem Erwerbe
seiner übrigen Arbeiten bestanden.
Beÿ diesen Umständen, ist es unmöglich gewesen, in den eilf Jahren, da er das Glück genossen hat, in dem Diensten Sr. Majestaet zu stehen, ein Vermögen zu sammlen, das mich, und vier unerzogene Waisen, von denen der älteste zehen Jahr, und die jügste noch nicht ein Jahr alt ist, von dem empfindlichsten Mangel zu sichern im Stande wäre. Alle was wir durch die beste Wirthschafft haben zurück legen können, beläuft sich ohngefeht auf tausend Thaler; Mein Mann hat solches, um den Schutz einer so gnädigen Regierung, dern er als Gelehrter genoß, auch als Bürger zu verehren, an ein Hauß gewandt, deßen Hälfte nur damit bezahlt ist, daß der Wirth der andern Hälfte noch verzinset werden muß. Dadurch sind wir, beÿ dem jetzigen allgemeinen Unglücke,
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dem Schicksaale das Besitzen unbeweglicher
Güter betrifft, vielleicht in einer nach Proportion
viel größerer Maaße, als andere
ausgesetzt gewesen. Wer haben länger
als ein Jahr die beschwerlichste Einquartierung
gehabt, durch welche in dem vorigen
Winter selbst vieles von dem Hause ist
zu Grunde gerichtet und verbrannt worden;
und noch jetzo werde ich von der Last der Contributionen,
Einquartierungen und so weiter
unterdrücket, ohne einige beträchtliche Einnahme
von Hause zu ziehen.
Beÿ diesen Umständen sehe ich jetzo nichts was mich und meine armen Kinder, von der betrüblichsten Vorstellung, einen baldigen kummervollen Mangels befreÿen könnte, als die Hoffnung die mir nechst Gott auf die hohe Gnade Ew. Hochgebietenden Excellenzen haben, daß dieselben, die hinterlaßenen eines Mannes, der der hiesigen Universität selbst auser Deutschland, einige Eher gemacht hat, einen solchen Elende nicht aussetzen werden. Ohne der hohen Gnade
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Ew. Excellenzen etwas vorzuschreiben,
darf ich doch dieses äußern, daß wenn
wir das Glück hätten einer jährlichen
Pension von zweÿhundert Thalern
zu geniessen, ich bemüHet seÿn würde
solche dergestalt anzuwenden, daß meine
Kinder dadurch in Stand kämen, ein
Leben welches die hohe Königl: Regierung
ihnen durch diese Wohlthat erhielte,
derselben zu nützlichen Diensten
einst wieder darzubieten.
Sollten die Vorschläge wegen der Erfindung der Länge auf dem Meer, die mein seel. Mann nach Engelland geschickt, daselbst Beÿfall finden, wie man mir Hoffnung macht, und sollte uns dadurch etwas zufliessen das uns von der kläglichen Nothwendigkeit Ew: Excelennzen Gnade beschwerlich zu fallen, befreÿete, so würden wir nicht nur solche Gnade nicht mißbrauchen sondern ich würde selbst das genossenenebst den Zinsen mit unterthänigsten Dancke
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wieder zu erstatten bereit seÿn.
Jetzo bin ich weiter zu nichts im Stande als zu dem inbrünstigsten Gebeten, welches von den Seufzern meiern unmündigen begleitet vor dem Thron der Vorsciht dringet, und um das höchste Wohlergehen Ew: Hochgebietenden Excellenzen flehet, die ich mit tiefster Devotion verharrre
Gnädigste und Hochgebietende
Herren
Ew: Hochgebohrnen Excellenzen
Göttingen
den 1. Mart: 1762.
demüthigste
Maria Victoria Mayerin
Wittwe