Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 16. Dezember 1724
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 349
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg. 16. Dec.
A. 1724  

HochEdler und hochgelährter, insonders Hochzuehrender
Herr und Sehrgeneigter Gönner!

Indeme ich an Mr. Bernoulli ein Schreiben von Petersburg, eine Vocation betreffend,[1] nebst einigen von mir zu befördern habe, so kan ich bei solcher occasion nicht umhin mit zugleich dieses wenige an E. HochEdl. bey zufügen, darinnen ich zuförderst melde wie ich dero werthestes von 26. Nov. inmittels gar richtig von der Post erhalten,[2] und daraus zuförderst ungern verstanden wie selbiger unterdesssen mit einer harten Krannkheit beladen gewesen, doch aber anbey erfreuet, daß solche nunmehro glückl. vorbey, Gott erhalte E. HochEdl. der Res publica literaria zum besten viele und lange Jahr bey beständig gesundheit und guten Leibeskräfften, damit man noch viele gute Früchte von dero unermüdten Fleiß überkommen möge, wie ich denn unter andern auch begierig bin noch ein mehrers G. G. absonderlich die in 4to edirte Historicam naturalem Helveticae[3] fertig zu sehen, welches wie bald es geschehen sollte, wohl wissen mögte. Wegen des Vorraths einiger Astronomischen Observationen bin ich zwar in meiner Hoffnung etwas fehl gegangen, will aber doch solche nicht ganz fahren lassen, da etwann die künftige Zeit, indeme das werck nicht, wie man sagt, über dem Bein ablaufen kann, mir was favorablers, da man eine gute adjustierte Uhr und einen feinen Tubum zur Hand bekommen mögte, promittieren, denn ich Zürich wegen des berühmten Nahmens von E. HochEdl. durchaus nicht aus meiner observations: Charten eleminirt wissen will,[4] wer der Faesius seye, der Delicias Astronomicas geschrieben ist mir nicht bekandt,[5] mögte wohl wissen, wo dieser Autor zu bekommen und wie viel er koste, beliebte E. HochEdl. mir hierauff einige wenige nachricht zu ertheilen, so könnte solches mir darin par couvert an Hl. D. Bernoullis recommendiert werden, weil Er doch sich auf das übersandte zu antworten sich gefallen lassen wird. Womit mit allem Respect verharre

E. HochEdlen       
            meines Hochzuehrenden Herrn und Gönners

ergebenster  
J G Doppelmayr


Fußnoten

  1. Doppelmayr war ebenfalls an die Akademie nach Petersburg berufen worden, lehnte aber aus gesundheitlichen Gründen ab. Auf Initiative von Christian Goldbach (1690-1764) schlug er statt seiner Nikolaus Bernoulli (1695-1726) vor. Parallel dazu bemühte sich Christian Wolff (1679-1754) um die Berufung von Daniel Bernoulli (1700-1782), dem jüngeren Bruder des Nikolaus. Schlussendlich wurden beide nach Petersburg berufen.
  2. Dieser Brief von Scheuchzer an Doppelmayr ist nicht überliefert.
  3. Scheuchzer, Johann Jacob: Helvetiae historia naturalis oder Natur-Historie des Schweitzerlandes. 3 Bände. Zürich: Bodmer 1716-1718.
    Band 1 1716; Band 2 1717; Band 3 1718.
  4. Vgl. dazu Doppelmayrs Brief an Scheuchzer vom 2. November 1724.
  5. Fäsi, Johann Jakob: Deliciae astronomicae, oder astronomische Ergetzlichkeit. Bestehet in Beschreibung und Gebrauch Sphaerae armillaris Astroscopii Planetolabii und Horologiographiae gnomonicae. Zürich: Bodmer 1697.
    Zu Johann Jakob Fäsi (1664-1722) siehe: Wolf, Rudolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Zürich: Orell, Füßli & Co I, 1858, S. 167-180.