Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 20. Dezember 1724
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 82, 1r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 20. Dec.
A. 1724  

HochEdler und Hochgelährter, insonders Hochgeehrter Herr,
werthester Gönner!

E. HochEdlen Angenehmes vom 11. Octobr: habe ich inzwischen richtig erhalten[1] und daraus dero gutes Wohlseyn mit Freuden vernommen. Vor die gütige communication einiger Observationen erkenne ich mit vielem Danck verbunden, sollte E. HochEdl. Belieben auch künfftighin mir mit mehrern an die Hand zu gehen, werde ich solche Gütigkeit zu seiner Zeit auch publice zu rühmen wissen. Die zu Hamburg observirte Emersio I Sat. ♃ ist mir gar lieb, weil noch keine von dar habe, gäbe es Gelegenheit noch mehrer in küfftigen Zeiten von daraus zu erhalten, wäre es mir ebenfalls gar angenehm, zu mahlen da allda vor anjezo das beyrische Observatorium,[2] dem Vernehmen nach, in Stand seyn soll, dabey mir dann auch die eigentl. Elevationem Poli von Hamburg frl. ausgebetten haben wollte; kan ich hiesigen orths wiederum was angenehmens erzeigen, so wolle E. HochEdel meiner auch nicht schonen, ich werde mir eine Freude machen, so ich was angenehmes werde erweisen können. Übrigens komme ich noch mit einer Bitte an E. HochEdlen, daß, wann Selbiger mich mit einer Gegenantwort zu beehren sich gefallen lassen werden, Sie mir einige genauere Nachricht, was der Seel. Hl. Vatter an Mstis hinterlassen, wie lang Er observiert, was Er herrliches in der Astronomie praestiret, wann er gebohren und gestorben und anders mehr mit kurzen gütigst communiciren mögten.[3] Könte man von der Vita des bekandten Astronomi Hl. Joh. Jac. Zimmermanns der nach anno 1692. in Hamburg gestorben, auch etwas von dar aus durch dero gütige Vorsorge erlangen, wird es mir auch gar lieb seyn, es wird zu seiner Zeit diese Nachricht solchen beeden rechtschaffenen männern zu vieler Ehre gereichen, dann ich künfftighin bey sich ereignender Gelegenheit die Merita jeder vortrefflichen Männer bestens an zu rühmen nicht unterlassen werde.[4] Womit wegen kürze der Zeit, weil ich noch eine große Menge von Briefen vor dem Abzug der Meßleuthe zu schreiben habe, vor dieses mahl schließe und mich zu fernern Affection bestermassen recommendir als ich der ich bin und verbleibe

E. Hochedlen        
meines hochgeehrten Herrn        
P.S. Bitte die Bemühung wegen der Beförderung der Zulage,[5] die ich bestermassen recommendire, weil was daran gelegen, zu excusiren, und wieder Anlaß zu geben daß ich wieder dienen möge. ergebenster Diener     
JG Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Dieser Brief von Kirch an Doppelmayr ist nicht überliefert.
  2. Johann Beyer (1673-1751) errichtete in Hamburg in seinem Haus am Baumwall ein Observatorium.
    Vgl.: Schramm, Jochen: Sterne über Hamburg. Die Geschichte der Astronomie in Hamburg. Hamburg: Kultur- und Geschichtskontor 1996, S. 49-57.
  3. Um Informationen zum Leben von Gottfried Kirch (1639-1710) bat Doppelmayr bereits im Brief vom 22. Juli 1722.
  4. Doppelmayrs Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern kam erst 1730 heraus. Das Leben von Gottfried Kirch stellt er hierin in Fußnote (m) auf S. 151f. dar, das von Zimmermann in Fußnote (nn) auf S. 125f.
  5. Bei der Zulage handelt es sich um den Brief an Goldbach vom gleichen Tag. Im Brief vom 22. September 1724 hatte Doppelmayr Kirch um die Berliner Adresse von Goldbach gebeten, aber anscheinend nicht erhalten.