Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 22. Juli 1724
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 80, 1r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg, den 22. Julii
A.C. 1724

HochEdler und Hochgelährter in sonders Hochgeehrter
Herr und Sehrgeneigter Freund.

Indeme ich ein Schreiben an meinen werthesten Gönner, Mr. Goldbach,[1] nach Berlin abzufertigen finde, so ermangle nicht bei solchener Gelegenheit dieses wenige an E. HochEdlen mit beyzufügen und zu bitten, daß diese Zulage an gehörigen Orth richtig überlieffert werde; und gleich wie ich hoffe, daß man sich inzwischen in gutem wohlstand befinde, so glaube auch daß Selbiger um desto mehr denen Astronomischen Observationen obgelegen, und wohl verschiedene Immersionen und Emersionen der primi Satellitis ♃. inzwischen observiert haben, um dergleichen ich mich, da ich meine Basis Geographica recentioris aus denen neuen Observationen zu emendiren gedencke[2] (wozu mich unser guter Hl. Homann, der den 1 Julii gestorben, auch animiret) frl. recommendiren will, um zu examinieren ob der angegebene Situs von Berlin also verbleiben könne oder nicht. Sollte man von dergleichen observationen, die von anderen Orthen hergekommen, auch von denen welche die Declinationem Magnetis angehen, auch sonsten, einigen Vorrath haben, werde dargegen gar gerne mit andern dienen. Endlich mögte auch gar gern von des Seel. Hl. Vatters[3] Leben und der Manuscripti so wohl editis als ineditis, dessen ich in meinen Nürnbl. Mathematicis[4] bey Gelegenheit gedencken werde, eine genauere Nachricht haben; sonsten aber auch wohl wissen, wie hoch die Leygebische[5] statua, die in der KunstKammer zu Berlin aus Eißen Churfürsten Friedrich Wilhelm zu Pfalz, wie er einen drachen erleget, vorstellend, nach der Mensur eines Fadens ohne den Piedestallo seyn möge.[6] Ich werde in anderen fällen wiederum zu dienen bereit seyn, als der ich bin und verbleibe

  E. HochEdlen    
    meines hochgeehrten Herrn  
      ergebenster Diener
      J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Christian Goldbach (1690-1764) hatte Doppelmayr in Nürnberg kennengelernt. Seinen Brief an Goldbach vom gleichen Tag hatte Doppelmayr dem vorliegenden Brief an Kirch beigelegt.
  2. Doppelmayr wollte also seine 1719 herausgebrachte, Basis Geographiae Recentioris Astronomica genanne Weltkarte überarbeiten.
  3. Gottfried Kirch (1639-1710) war um 1700 der bekannteste deutsche Astronom. 1700 wurde er Leiter der Berliner Sternwarte.
  4. Doppelmayrs Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern kam erst 1730 heraus. Das Leben von Gottfried Kirch stellt er hierin in Fußnote (m) auf S. 151f. dar.
  5. Des Leben von Gottfried Leygebe (1630-1683) beschrieb Doppelmayr in seiner Historischen Nachricht von 1730, S. 237-239.
  6. "Die Kunstkammer besitzt verschiedene Arbeiten seiner [= Leygebs] Hand, unter denen sich namentlich auch die berühmteste derselben befindet. Es ist eine kleine Gruppe von 10 Zoll Höhe und Breite, deren Sockel mit der Inschrift: "Gottf. Leygebe 1680." versehen ist. Sie stellt die Figur des großen Kurfürsten auf einem gallopierenden Pferde in ideal römischen Kostüm, einen Lorbeerkranz um den Helm, und mit frei nachflatterndem Mantel dar. Das Pferd schlägt mit seinen Vorderhufen einen dreiköpfigen Drachen nieder, gegen den der Held eine Wurflanze erhebt. [...] Doppelmayrs Nachrichten von Nürnbergischen Mathemat. und Künstlern [Tafel VIII] enthalten schlechte Abbildungen dieser drei Figuren, indem dem Pferde des großen Kurfürsten von Brandenburg ein Paar Flügel zuertheilt sind, welche sich am Original nicht finden".
    Vgl. Kugler, Franz Theodor: Beschreibung der in der Königl. Kunstkammer zu Berlin vorhandenen Kunst-Sammlung. Berlin: Heymann 1838, S. 246f.
    Diese Skulptur befindet sich heute in der Skulpturensammlung in Berlin (Bodemuseum, Inv. Nr. 852).

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