Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 9. Mai 1725
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 351-353
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 9 May.
A. 1725.   

HochEdler und Hochgelährter, Insonders Hochzuehrender
Herr, Großgeneigter Gönner!

Das von E. HochEdl. allbereit den 28 Jan.[1] an mich abzulasssen beliebte habe ich nebst denen beygefügten Astronomicis Faesianis[2] erst vor einigen Tagen von einem hiesigen Kauffmann nahmens Valentin Mayer[3] erhalten, welches zum voraus billich melden soll um mich aus der Schuld und aus der Not eines Undancks, daß mein schreiben so späthe folgt, zu sezen, der ich nun meiner Ergebenheit und schuldigsten danck vor das überschickte gar angenehme Present ablege, welchen ich auch hiemit gebührend abstatte, dabei mich vor einen großen Schuldner so lang erkennend bis ich werde occasion haben einigen Abtrag wieder zu thun. So bald es die Zeit wird zulassen, werde ich meine Speculationes auf die überschichkte Sachen richten, indeme mir die Zumbachische Planetolabia, als dern Brauch und construction ich vor diesem bey dem Auctore selbsten in Leiden erlernt, gar wohl bekandt sind, davon die Zeit ein mehrers geben wird.[4] Was die verlangte große Weiglische Kupffer Bibel, die aus 261 Kupffer Stücken besteht,[5] anlanget, so habe bey den Weiglischen Erben, denn Hl. Christoph Weigel als Verleger, vor einem ¼ Jahr gestorben,[6] deswegen so viel

[S. 352]
zur Nachricht erhalten, daß selbige vor 12 Thaler oder 18 Gulden unsers Geldes zu stehen komme, und sie keine andere Bücher, als in ihrem Verlag sind, weil bey Ihnen keine Nachfrage von solchen ist, verkauffen, dahere [wird] vielmehro das paare Geld vor Ihro Sachen zu geben erforderlich seyn. Damit aber E. HochEdlen hierinnen dennoch gedienet werde, hat mir ein Freund, der immer mit allerhand büchern zu verkauffen umgehet, die promissen gegeben, daß auf zuvor erlangte Nachricht, wie viel von E. Hochedlen Verlagsbüchern Exemplaria zu haben, welche sie seyn, und wie hoch eins sichs in specie, dem nächsten Preis nach komme (da man solche nicht so theuer als ordinaire denen fleißigen Buchführern zahlen möge) bey einer mir gegebenen Nachricht einige Exemplaria von diesem und jenen Wercke zu Gefallen annehmen wolle, da ich dann das vor das eingebrachte Geld, das sich nur auf 8 Thaler oder 12 fl belauffen darff, und vor die wie übrigen 4. Thaler oder 6 fl, die ich zu einiger Erkäntlichkeit von dem meinigen beyfügen werde, die verlangte Kupffer Bibel erkaufen, und dann überschicken werde, welches ein gutes

[S. 353]
Expeditur zu seyn vermögen; bey dieser occasion werde auch wieder einige Astronomische Charten, die inzwischen ediert worden, schicken, auch sonsten mit meinen andern Piecen gerne aufwarten, wann ich nur weiß was noch manquiren[7] möge. Die richtige Determination des Situs Geographici Ihres Orths lieget mir immer in Gedächtnis,[8] indeme solchen wegen E. HochEdlen großen Meriten, die Sie in der Republica Literaria erworben, absonderlich wohl exhibirt wissen mögte, wann nur jemand bey Ihnen wäre der nach einer Astronomice gerichteten Uhr die Junctiones und Emersiones primi Jovialis, und wann es auch nur etliche mahl geschehen mögte mit einem Tubo von 10 oder 12 Schuhen observirte, dann auch die Polus: Höhe genauer untersuchte, so wollte mich damit begnügen lassen. Ich habe dahin Hl. M. Gauppen,[9] durch dessen Adresse dieser Brieffe folget, ebenfalls ersuchet, daß Er wegen Lindau meiner eingedenck seyn mögte, denn ich vornehmlich auf diejenigen Örther sehe, wo Persohnen sind, die sich um die Mathematique und Physique verdient gemacht. Ich schließe hiemit in Eil und verharrre in Erwartung einen angenehmen Gegenantwort unter Erhaltung Göttl. Protection

E. HochEdlen

meines Hochgeneigten Gönners        

ergebenster Diener &emsp
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Dieser Brief von Scheuchzer ist nicht überliefert.
  2. Fäsi, Johann Jakob (1664-1722): Deliciae astronomicae, oder astronomische Ergetzlichkeit. Bestehet in Beschreibung und Gebrauch Sphaerae armillaris Astroscopii Planetolabii und Horologiographiae gnomonicae. Zürich: Bodmer 1697.
    Zu Fäsi siehe: Wolf, Rudolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Zürich: Orell, Füßli & Co I, 1858, S. 167-180.
  3. Über die Bestände des Stadtarchivs Nürnberg ist ein Valentin Mayer zwischen 1703 und 1750 nachweisbar, wobei aber nicht auszuschließen ist, dass es sich hierbei um Vater und Sohn handelt.
  4. Zumbach von Koesfeld, Lothar (1661-1727): Paradoxum Novum Mechanico-Astronomicum Hoc est Planetolabium, Hactenus diu multumquè desideratum. Leiden: Daniel Gaasbeek 1691.
    Fäsi besorgte von dieser Schrift eine deutsche Neuausgabe, die offenbar von Scheuchzer mitüberschickt wurde:
    Zumbach, Lothar: Paradoxum novum mechanico-astronomicum, oder lang-verlangtes Planetolabium. Dißmahlen desse Gebrauch in unser Teutschen Sprach mit einem jedem Aequanti Planetarum beygefügtem beweglichen Calendario, leichter gemachet wird durch Johann Jacob Fäsi. Zürich: Bodmer 1713.
    Doppelmayr hatte sich 1701 bei Zumbach in Leiden aufgehalten, wo er das Planetolabium kennenlernte. Später hat er es in seiner Dritten Eröffnung der Mathematischen Werck-Schule Nicolai Bion von 1721, (S. 85-97) beschrieben.
  5. Historiae Celebriores Veteris Testamenti Iconibus Repraesentatae. Nürnberg: Christoph Weigel 1708.
    Diese große Bilderbibel enthielt 261 Tafeln.
    Vgl. Bauer, Michael: Christoph Weigel (1654-1725). Kupferstecher und Kunsthändler in Augsburg und Nürnberg. Sonderdruck aus: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 23. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung 1983, Sp. 901-908.
  6. Christoph Weigel der Ältere (1654-1725) starb am 5. Februar 1725.
  7. manquiren: fehlen.
  8. Vgl. dazu die beiden vorangegangenen Briefe vom 2. November 1724 und vom 16. Dezember 1724.
  9. Johannes Gaupp (1667-1738) war Pfarrer und Astronom in Lindau am Bodensee.