Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 31. Mai 1725
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 84,1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg 31. May
A.C. 1725.  
[Praes. 9. Jul.]

HochEdler und Hochgelährter, Insonders
Hochgeehrter Herr, werthester Gönner!

Indeme ich einige Zeilen an Hl. H: Goldbach abzufertigen habe,[1] dabey aber nicht weiß ob Selbiger in Berlin oder gar anderwärts sich befinde, als habe besserer Sicherheit wegen mich unterstehen wollen die Zulage an E. HochEdl. zur gütigen Beförderung zu addressieren, anbey mit vernehmend ob mein vom 9. Mart: Abgelassenes inmittelst ganz richtig zu dero Handen gelanget, in welcher zuförderst um die continuation der künfftighin zu observirenden Eclipsium circumjovalium meine frl. Ansuchung gethan, welche Bitte zu wiederhohlen nicht ermangle, da sich nun die Gelegenheit, um solche observiren zu können, eben wiederum hervorthut, vor welche geneigte communication ich ferner E. HochEdlen sehr obligiert seyn werde und mich jederzeit bereit finden lassen mit eben dergleichen wiederum zu dienen. Von Hl. Prof. Wagnern habe in vielen Zeiten nichts gehört, wie Er sich befinde, und was Er gutes vorhabe, sollte sich die occasion ereignen daß E. HochEdl. nächstens an

[Bl. 84,1v]
Ihn schreiben, bitte nächst frl. Begrüßung ohnbeschwerd diese Erinnerung bey zu fügen, daß er auf mein allbereit den 8. Julii des vergangenen Jahrs Abgelassenes eine gütige Antwort erstatten möge, auch einige observationes beyfügen, welche die Eclipses des primi circumjovalis betreffen, dann wäre mir auch gar lieb, so ich der versprochenen Nachricht von dem bekandten Architecto Hl. Böcklern[2] annoch könte theilhafftig gemacht werden, die ich mit großem Verlangen erwarte. Von Mr. de l'Isle[3] habe seit dem neuen Jahr keine Briefe erhalten, da Er so wohl Hl. P. Nicasio in Ingolstatt als mir auf zwey Briefe eine Antwort schuldig ist, vielleicht werden E. HochEdl. noch eher als wir inzwischen ein Schreiben von ihm erhalten haben, weil Er nach einigen observationen des Seel. Hl. Vatters sehr forschtet, wie ich leztens in meinem Schreiben schon gemeldt. Meines orths verlange ebenfalls noch von des Seel. Hl. Vatters meriten in der Astronomie, und was sonsten zu seiner Vita dienlich, genauere Nachricht

[Bl. 84,2r]
zu haben, welches bey Gelegenheit anzubringen nicht unterlassen werde,[4] da ich von einigen, die sich um die Mathematique verdient gemacht, abhandeln will. Womit unter Ergebung Göttl. Protection verharre

E. HochEdlen
      meines hochgeehrten Herrn

ergebenster diener
JG Doppelmayr mpp

P.S. Ob Hl. H. Goldbach[5] gern siehet, wann ich künfftighin auf seine Briefe Hoffrath schreiben mögte ich gern wissen, denn man solches nicht überbringen hat.


Fußnoten

  1. Vgl. den Brief vom gleichen Tag an Goldbach.
  2. Georg Andreas Böckler (1617-1687) war ein fränkischer Architekt und Ingenieur, der zahlreiche Publikationen vorweisen konnte.
    Doppelmayr erwähnt ihn in seiner Historischen Nachricht von 1730 auf S. 115, Fußnote (oo). Fälschlicherweise behauptet er hier, dass Böckler "aus Sachsen gebürtig" sei, tatsächlich ist Cronheim in der Nähe von Gunzenhausen sein Geburtsort. Diese Ortschaft wurde 1971 nach Gunzenhausen eingemeindet.
  3. Der nächste überlieferte Brief von Josef-Nicolas Delisle (1688-1768) an Doppelmayr stammt vom 4. Dezember 1725. Darin kündigte er sein baldiges Eintreffen in Nürnberg an.
  4. Gottfried Kirch (1639-1710) war der erste Direktor der Berliner Sternwarte gewesen. In seine Historischen Nachricht von 1730 fügte Doppelmayr eine kurze biographische Notiz über ihn ein (S. 151f. Fußnote (m)).
  5. Schon 1714 war Christian Goldbach (1690-1764) vom preußischen König der Rang eines Hofrats zuerkannt worden. Vgl. Juškevič, Adolf Pawlowitsch; Kopelevič, Judith Chaimovna: Christian Goldbach 1690-1764. Aus dem Russischen übersetzt von Annerose und Walter Purkert. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 1994, S. 24.