Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 2. Oktober 1725
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 85,1r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg, den 2. Octobr:
A. 1725.  

HochEdler und Hochgelährter, Insonders Hochzuehrender Herr,
werthester Gönner!

Ich hatte mir zwar gänzlich vorgenommen auf das vom 29. Augusti an mich abzulassen Beliebte,[1] darinnen man sich wegen meiner gar viele Bemühung gegeben, auch ein zimlich weitläufftiges Schreiben bey communication verschiedner Novitaeten, welche die Astronomie betreffen, an E. HochEdlen abzufertigen, weil aber meine Hhl. Correspondenten wegen iher langsamen Beantwortung mich vor dieses mahl verlassen, auch die Zeit nicht zugeben will, bey der bald abgehenden Post, weiters zu schreiben, so habe nur, um nicht undanckbar zu seyn, meinen ergebensten danck wegen der vielen mühe, die man sich in dem lezten schreiben gegeben, abzulegen, erstatte dem nach solchen hiemit schuldigst und versuche in Gegentheil bey allen sich ergebenden occasionen wiederum meine Ergebenheit zu zeigen. Was den Brieff an Hl. Hoffrath Goldbach anlanget, mag solcher so lang liegen bleiben, bis man Gelegenheit hat, solchen an Ihn gelangen zu lassen.[2] Mit den observationen Eclipsium primi Jovialis stehet es ferner in meinen Gegenden auch schlecht, weil das wetter immer ungewiß ist. Das Exemplar von des Dörflers Cometen Betrachtung[3] werde um die Bezahlung, so sich eines finden sollte, mit freuden annehmen, auch den zu erhaltenden Lebenslauff von den Seel. Hl. Vatter mir Lieb seyn lassen.[4] Wegen H. M. Zimmermanns, so was in Hamburg, auch aus denen an den Seel. Hl. Vatter gestellten Briefen zu erhalten, recommendir auch zu guten Andencken, er meritiert wohl daß man seiner als eines rechtschaffenen Astronomi bey Gelegenheit in besten gedencke.[5] Das Maaß der leygebischen statue wird mir gar lieb seyn, so solches der Hl. Rath Philippi mir in einem faden, ohne den Piedistallo, gütigst communiciren wird.[6] Ich schließe vor dieses mahl und verbleibe unter Ergebung Göttl. Protection

      E. HochEdlen
meines hochzuehrenden Herrn

ergebenster diener    
JG Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Der Brief von Kirch an Doppelmayr vom 29. August ist nicht überliefert.
  2. Seinem Brief an Kirch vom 31. Mai 1725 hatte Doppelmayr einen Brief an Goldbach beigelegt, der aber zwischenzeitlich von Berlin abgereist war.
  3. Dörffel, Georg Samuel (1643-1688): Astronomische Betrachtung des grossen Cometen / welcher im ausgehenden 1680. und angehenden 1681. Jahre höchstverwunderlich und entsetzlich erschienen: Dessen zu Plauen im Voigtlande angestellte tägl. Observationes, Nebenst etl. sonderbahren Fragen u. neuen Denckwürdigkeiten / sonderl. von Verbesserung d. Hevelischen theoriae cometarum, ans Liecht stellet M. G. S. D. Plauen: Johann Christian Meise 1681.
  4. Gottfried Kirch (1639-1710) war der erste Direktor der Berliner Sternwarte gewesen. In seine Historische Nachricht von 1730 fügte Doppelmayr eine kurze biographische Notiz über ihn ein (S. 151f. Fußnote (m))
  5. Mit Brief vom 20. Dezember 1724 hatte Doppelmayr Kirch um Auskunft über dessen Vater sowie über Johann Jacob Zimmermann (1642-1693) gebeten.
  6. Nach der Statue von Gottfried Leygebe (1630-1683) hatte sich Doppelmayr bereits im Brief vom 22. Juli 1724 erkundigt. Der hier angesprochene Hofrat und Bibliothekar Johann Casimir Philippi (?-1735) hatte zunächst fünf Jahre unentgeltlich an der Berliner Bibliothek gearbeitet, bis ihm im August 1698 ein Jahresgehalt von 100 Thalern zuerkannt wurde. 1704 wurde er zum Rat ernannt, spätestens seitdem führte er die Aufsicht über die Kunst- und Naturalienkammer.
    Vgl. Wilken, Friedrich: Geschichte der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Duncker 1728, S. 178.