Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1682-1733)
Ort Nürnberg
Datum 4. August 1725
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 359-361
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 4 Aug.
A C. 1725    

HochEdler und Hochgelährter, Insonders
Hochzuehrender Herr, werthester Gönner!

Aus dem vor einem Monath an mich abgefertigten und mit denen verlangten Büchern inzwischen erhaltenen Schreiben[1] ersehe daß so wohl die Weiglische Kupffer Bibel[2] als meine 4. bey gefügten Astronomischen Tabellen[3] zu E. HochEdlen Händen richtig gelanget, welches mir gar lieb zu vernehmen gewesen, ich bedaure aber anbey daß ich noch länger ein Schuldner bleiben muß, da selbige wieder meine Intention besagte Bibel mit dero gelährten Scriptii völlig compensirt. Ob die Schweizerl. Natur=Geschichten[4] noch um einen oder anderen Theil künfftighin vermehrt werden, mögte gelegentlich gerne wissen,[5] dann auch ob man sich Hoffnung machen dürffte einige Astronomische Observationes, welche die Longitudinem u. Latitudinem von Ihrem Orth angehen,[6] mit der Zeit zu erhalten; es ist mir die Stadt Zürich aus Veneration vor E. HochEdl.

[S. 360]
wertheste Persohn so tieff in meinem Gedächtnis, daß ich solche nicht wohl daraus lassen kan, und demnach in aller Wege trachte um etwas zuverlässiges von solchem Orth in die Geographie mit einzuverleiben, daß ich eben auf die Beförderung der Geographie und Astronomie vor jezo absonderlich antrage, treibt mich die menschliche Hinfälligkeit an, da wir neulich den 21. Julii einen wackren Mann aus unserer Statt, der sich um beede Scienzien wohl verdient gemacht hat, ich vermeyne unsern Hl. Wurzelbauren, verlohren,[7] und ich nun fast der einige hier bin, der solches befördern zu helffen trachten mag, nachdeme Hl. Homan vor einem Jahr diesem lieben Manne in die Ewigkeit vorgegangen.[8] Ich höre daß in Zürich oder viel mehr Baßel sonsten auch ein curieuxer Beförderer der Geographie, nahmens Mr. Brückner, sich finden soll, der einen neuen Globum terrestrem mit großer Appelation der französl. Academie verfertiget, weßwegen trachten werde mit Ihme auch zu correspondiren, und zu vernehmen wie weit Er in diesem Studio avancirt.[9]

[S. 361]
Womit mit Darlegung meiner fernern schuldigen dienste unter Erlassung Göttl. Protection verharre

E. HochEdlen

Meines Hochzuehrenden Herrn
und werthesten Gönners

ergebenster Diener      
J G Doppelmayr mpp  

P.S. Ob der verlangte Catalogus mit meinen edirten Sachen neulich erfolget weiß ich mich nicht mehr zu entsinnen,[10] wo es nicht geschehen, will ich auf gegebene Nachricht von Herzen gern damit noch aufwarten.


Fußnoten

  1. Dieser Brief ist nicht überliefert.
  2. Weigel, Christoph (Hrsg.): Historiae Celebriores Veteris Testamenti Iconibus Repraesentatae. Nürnberg 1708.
    Diese große Bilderbibel enthielt 261 Tafeln. Vgl. Bauer, Michael: Christoph Weigel (1654-1725). Kupferstecher und Kunsthändler in Augsburg und Nürnberg. Sonderdruck aus: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 23. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung 1983, Sp. 901-908.
  3. Vgl. hierzu den Brief Doppelmayrs an Scheuchzer vom 8. Juni 1725.
  4. Scheuchzer, Johann Jacob: Natur-Historie des Schweitzerlandes, 3 Bände. Zürich: Bodmer 1716-1718.
  5. Dieses Anliegen trug Doppelmayr bereits im Brief vom 8. Juni 1725 vor.
  6. Vgl. hierzu die vier vorangehenden Briefe.
  7. Johann Philipp von Wurzelbau (1651-1725) starb am 21. Juli 1725.
  8. Johann Baptist Homann (1664-1724) starb am 1. Juli 1724.
  9. Isaac Brückner (1686-1762) war ein Schweizer Mechaniker. Auf Empfehlung von Johannes Bernoulli war Brückner 1725 nach Paris gereist, um dort seinen Kupferglobus vorzuführen, der ihm viel Beifall einbrachte. Vgl. ADB 3 (1876), S. 419 (Autor: Moritz Cantor).
    Doppelmayr muss mit Brückner tatsächlich Kontakt aufgenommen haben, denn mit Brief vom 4. Februar 1727 empfahl er Brückner für eine Anstellung in Petersburg, was offensichtlich erfolgreich war: Brückner verbrachte 16 Jahre in Petersburg.
  10. Seinem Brief an Scheuchzer vom 8. Juni 1725 hatte Doppelmayr eine Liste seiner edierten Werke beigelegt.