Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1682-1733)
Ort Nürnberg
Datum 16. Oktober 1725
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 363-364
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 16. Octbr.
A. C. 1725. 

HochEdler und Hochgelährter, Insonders
    Hochzuehrender Herr, werthester Gönner!

Obwohle ich allbereit vor zweyen Monathen ein Schreiben durch Einschluß Hln. Monaths an E. HochEdl. abgefertiget, so kan ich doch nicht umhin bei gegenwärtig sich ereignender guten Gelegenheit dieses wenige mit abzugeben und anbey frl. zu bitten, daß weil ich noch ein und andres desiderir, mir solches bey einer guten Gelegenheit erwünscht angedeyen möge; der erste Abgang ist ein halber Bogen mit Kupffer, welcher mir in dem längstens überschickten lezten Theil der Historia Nat: Helveticae nemlich in der Oryctographia[1] a figura 5 ad 23. inclusive fehlet, das Zweyte ist daß ich mir von der Aerographia Helvetica,[2] davon ich leztens den partem ff in duplo erhalten, auch den ersten Theil davon frl. ausbitte, endlich aber drittens ersuche um mir etliche Portraite, wie solches in dem Herbario Diluviano zu finden,[3] geneigt zukommen zu lassen, weil ich sonsten von Portraiten nebst einigen guten Freunden allhier eine ziemliche collection habe. Von Neuigkeiten

[S. 364]
in re literaria weiß nichts sonders zu melden ausser dem was ich neulich von dem Zarischen Leibsmedico Hl. D. Blumentrost aus Petersburg durch briefe vernommen, daß das Mathematische Collegium allda nunmehro complet seye, und man dahin nun abziele die Academie zu inauguriren,[4] Mr. de l'Isle der jüngste soll nun von Paris aufgebrochen seyn, um nach Petersburg seine Reise zu beschleunigen, allwo Er das eine Observatorium in Stand sezen wird, worauff er dann innerhalb 4 bis 5 Monathen wiederum nach Paris sich kehren muß.[5] Von Augspurg habe von unserm Hl. Praeside Herrn Doct. Schröcken, daß unser ehemalige Ephemeriden Nat: Curios: ins künfftige unter einem andern Titul, um dadurch einen größern Abgang zu gewinnen, edirt werden sollen,[6] der erste Tomus hiervon wird sich bey mir, als er hier gedruckt wird, auf künfftige Ostern zeigen, welches zur Nachricht melde. Womit unter Erlassung Göttl. Protection verharre

    E. HochEdlen
    meines werthesten Gönners

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Scheuchzer, Johann Jacob: Natur-Histori des Schweitzerlands; Th. 3: Meteorologia et oryctographia Helvetica. Oder Beschreibung der Lufft-Geschichten / Steinen / Metallen / und anderen Mineralien des Schweitzerlands / absonderlich auch der Uberbleibselen der Sündfluth. Zürich: Bodmer 1718. In der Oryctographia werden Fossilien beschrieben.
  2. Scheuchzer, Johann Jacob: Aerographia Helvetiae, 2 Bände. Zürich: Gessner 1723.
    Band 1; Band 2.
  3. Scheuchzer, Johann Jacob: Herbarium Diluvianum. Zürich: Gessner 1709.
    Neuauflage Leiden. Van der Aa 1723.
    Manchen, keineswegs allen dieser Ausgaben war ein Porträt Scheuchzers beigebunden.
  4. Vgl. den Brief von Laurentius Blumentrost (1692-1755) an Doppelmayr vom 31. Juli 1725.
  5. Gemeint ist Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768). Die Bezeichnung "der jüngste" ist nicht zutreffend, da er in Begleitung seines jüngeren Bruders Louis (1690-1741) reiste. Doppelmayr wollte ihn mit dieser Bezeichnung wohl nur von seinem älteren Bruder Guillaume (1675-1726) absetzen. Allerdings findet sich diese Bezeichnung auch in den Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen (Nr. XVI, 25. Februar 1726, S. 145).
    Laut dem Brief von Nicasius Grammaticus an Doppelmayr vom 19. Dezember 1725 brach Delisle erst am 12. November von Paris auf. Er blieb allerdings nicht nur vier bis fünf Monate in St. Petersburg: Ursprünglich waren vier Jahre für seinen Aufenthalt eingeplant (vgl. den Brief von Delisle an Laval vom 4. November 1725, Bl. 4r-v), tatsächlich kehrte er erst 1747 nach Paris zurück.
  6. Der Mediziner Lucas Schroeck (1646-1730) aus Augsburg war von 1693 bis 1730 der IV. Präsident des Collegiums Naturae Curiosorum (Leopoldina). Der Titel der Akademieschrift lautete bis dahin: Academiae Caesaro-Leopoldinae Naturae Curiosorum Ephemerides, sive, Observationum medico-physicarum. Zwischen 1712 und 1722 kamen zehn Bände heraus. Ab 1727 erschien die Schrift unter dem Titel: Acta Physico-Medica Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae.

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